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Trumps Zölle bedrohen die Stahlindustrie in Berlin und Brandenburg
Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle gegen Kanada, Mexiko und China waren nur der erste Schritt. Nun soll es auch die EU und Deutschland treffen, vor allem im Bereich der Stahl- und Aluminiumimporte. Experten fürchten verheerende Auswirkungen auf Berlin und Brandenburg.
Die USA fühlten sich, so Präsident Donald Trump, „unfair“ behandelt. „Die EU ist sehr schlecht für uns. Sie behandeln uns sehr schlecht. Sie nehmen uns weder unsere Autos noch unsere landwirtschaftlichen Produkte ab. Eigentlich nehmen sie uns überhaupt nicht viel ab“, klagte Trump, und hob dabei besonders das Handelsdefizit mit Deutschland hervor. Daher hatte er bereits lange vor seiner Amtseinführung zusätzliche Zölle für europäische Produkte in Höhe von bis zu 20 Prozent angekündigt, die er nun umsetzen will. In erster Linie wird es die Stahl- und Aluminiumimporte in die Vereinigten Staaten treffen, welche mit Zöllen von 25 Prozent belegt werden sollen. Für die Wirtschaft in Berlin und Brandenburg wäre dies ein harter Schlag.
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„Das Ausfuhrvolumen Berlins in die USA steht 2023 mit 1,53 Milliarden Euro an allererster Stelle. Damit sind die USA der wichtigste Berliner Exportmarkt. Angenommen es werden Zölle von 10 bis 15 Prozent erhoben, das würde für Berlin eine Exporteinbuße in Höhe von circa 105 bis 158 Millionen Euro pro Jahr bedeuten", rechnet IHK-Berlin Hauptgeschäftsführerin Manja Schreiner vor. In der Brandenburger Exportwirtschaft rangieren die USA zwar nur auf dem vierten Platz , nach den Niederlanden, Polen und Belgien, jedoch würden sich die Zölle auch hier negativ auswirken. Dazu Silke Schwabe von der IHK Cottbus: „Die Zölle sind insofern ungünstig, weil man gerade im industriellen Bereich beim B2B-Geschäft immer auf die Preise guckt.“
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Wie die Stahlindustrie in Deutschland die angedrohten Zölle sieht, und welche (Gegen)Maßnahmen man für möglich hält, beschreibt Gunnar Groebler, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl: „Die Ankündigung des US-Präsidenten, Strafzölle auf alle Stahlimporte zu verhängen, trifft die Stahlindustrie in Deutschland und in der Europäischen Union in mehrfacher Hinsicht - und zur Unzeit. Zum einen sind die USA der wichtigste Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie. Allein aus Deutschland werden jedes Jahr rund eine Millionen Tonnen meist Spezialstähle in die USA exportiert. Aus der EU gelangen etwa 20 Prozent der gesamten Stahlexporte in den US-Markt. Wichtig ist nun, dass die EU geeint, planvoll und rasch handelt: Zum einen braucht es jetzt schnell eine konsequente Anpassung der Schutzmaßnahmen, der sogenannten EU-Safeguards. Denn die Zölle auf Stahl, die von den USA angekündigt sind, werden zu Mengenumleitungen nach Europa führen, wodurch der ohnehin bestehende Importdruck durch Überkapazitäten aus China weiter verstärkt wird. Zum Zweiten rufen wir die EU nach wie vor dazu auf, mit den USA im Gespräch über ein sektorales Abkommen zu bleiben. Ein solches Global Arrangement on Steel and Aluminum könnte uns Europäer auf verschiedensten Ebenen stärken.“ (mz)