
Bundeswirtschaftssenat on tour: Wirtschaftsgipfel mit Oldtimer Rallye durch die Schwäbische Alb
Karl-Ulrich Hermann und Konrad Grimm zu Wirtschaftssenatoren berufen
Was haben Oldtimer und der Mittelstand gemeinsam, fragte Christoph Ahlhaus, Chef des führenden Mittelstandsverbands Deutschlands BVMW, zum Auftakt eines hochkarätigen Wirtschaftsgipfels in Ulm - und gab gleich selbst die Antwort: „Tradition, Solidität, Langlebigkeit und Qualität“. In diesem Sinne trafen sich unlängst rund 100 Mitglieder des Bundeswirtschaftssenats, dem Exzellenzgremium des BVMW, motiviert und mobil zu einem Austausch über aktuelle wirtschaftliche Schlüsselthemen. Am Anfang stand ein Besuch bei Wirtschaftssenator h. c. Harald Seifert, Eigentümer und Beiratsvorsitzender der Seifert Logistic Group, im Headquarter des Unternehmens in Ulm. Nach dem wirtschaftspolitischen Diskurs startete die Mittelstands-Delegation zu einer Oldtimer Rallye durch die Schwäbische Alb zum Hohenzollernsitz auf Schloss Sigmaringen, für die Senatsmitglied und Retro Classics-Gründer Karl-Ulrich Hermann eine hochkarätige Flotte von Oldtimern aus seinem Bestand zur Verfügung gestellt hatte.
Doch zunächst ging es um die Rahmenbedingungen in Deutschland und die wirtschaftspolitischen Prioritäten der neuen Bundesregierung. Christoph Ahlhaus genießt als Verbandschef parteiübergreifend hohe Anerkennung durch seine Tätigkeit als Rechtsanwalt und Mittelstands-Chef sowie aus seiner Zeit als Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg. Er mahnte, dass Deutschland nur wieder an seine ehemalige Führungsrolle anknüpfen könne, wenn Wirtschaft und Politik jetzt gemeinsam die Wirtschaftswende bewältigen.

Wirtschaftswende jetzt!
Was ist aus der ehemals führenden Wirtschaftsnation geworden, fragte Ahlhaus. Seine Analyse fiel ernüchternd aus: Im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften bildet Deutschland laut OECD-Wachstumsprognose für 2025 mit einem Wachstum von nur 0,7 Prozent das Schlusslicht. Er forderte von der neuen Bundesregierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) daher einen radikalen wirtschaftspolitischen Kurswechsel, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und das vorhandene Wachstumspotenzial auszuschöpfen. Ahlhaus: „Der Mittelstand als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft ist für diese Wirtschaftswende vorbereitet und steht bereit, die Kernprobleme wie Bürokratieabbau, Fachkräftemangel, Digitalisierung und eine konsistente Energiepolitik gemeinsam mit der Politik zu lösen“.

Erfolgsfaktor KI
Die Mitglieder des Bundeswirtschaftssenats könnten dazu als Experten auf ihren jeweiligen Fachgebieten wertvolle Beiträge leisten. So zeigte der Einführungsvortrag von Prof. Dr. Andreas Dahmen, Gründer und Vorstand des Frankfurter Beratungsunternehmens GHK Management Consulting AG, wie mit Künstlicher Intelligenz (KI) Kosten im Unternehmen gesenkt werden können - angesichts des weltweiten Wettbewerbsdrucks ein entscheidender Erfolgsfaktor. Dahmen konstatierte, dass viele Mittelständler noch immer in heterogenen IT-Landschaften arbeiten. Ziel müsse es aber sein, interne und externe Daten in einem zentralen, strukturierten Datenraum zusammenzuführen. Nur so lassen sich Prozesse digitalisieren, Transparenz schaffen und KI-gestützte Analysen durchführen: „Digitalisierung ist keine Kür, sondern Pflicht. Ohne Datenstrategie keine KI - ohne KI keine Zukunftsfähigkeit“, so der Beratungsexperte und Bestsellerautor, der schon seit 20 Jahren an KI-Themen arbeitet.
An Beispielen von Unternehmen wie der börsennotierten clearvise AG zeigte der ehemalige Hochschulprofessor, wie durch Datenharmonisierung ein automatisches Reporting realisiert werden kann, samt Reporting-Dashboards, Konsolidierung und Planung. Besonders beeindruckend der Ansatz von GHK: Daten aus verschiedenen Fachabteilungen wie Vertrieb, Produktion und Personal werden zusammengeführt, um mittels KI Fehlermuster zu erkennen und Prognosen zu erstellen. Das Resümee des renommierten Wirtschaftsberaters lautet: „Daten sind das neue Gold - aber nur, wenn sie nutzbar sind“.
Modellhafte Nachhaltigkeit in der Logistikbranche
Im Anschluss konnten sich die Mittelständler bei der Seifert Logistics Group davon überzeugen, wie herausfordernd und komplex das internationale Logistik-Geschäft ist. Gastgeber Wirtschaftssenator h. c. Harald Seifert führte die Unternehmer zusammen mit Geschäftsführer Axel Frey durch den hochmodernen Firmensitz, der Maßstäbe für die Branche setzt. Die Unternehmenszentrale befindet sich im Logistikzentrum Ulm-Nord und trägt die schöne Adresse Himmelreich 1, ein architektonisches und ökologisches Vorzeigeprojekt. So wurde das Bürogebäude platzsparend auf dem Dach des Logistikzentrums in 22 Metern Höhe errichtet, um maximale Lagerfläche zu gewährleisten. Die restliche Dachfläche ist mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet, die 5,5 MWp Strom erzeugt - genug, um alle 45 Standorte des Unternehmens mit Energie zu versorgen. Mit ihrem Firmensitz demonstriert die Seifert Logistics Group eindrucksvoll, wie Innovation, Nachhaltigkeit und Mitarbeiterorientierung in der Logistikbranche erfolgreich umgesetzt werden können.
Gegründet im Jahr 1947 von Franz X. Seifert in Ehingen/Berg, hat sich die Seifert Logistics Group zu einem international agierenden Familienunternehmen entwickelt. Mit über 3.500 Mitarbeitern an mehr als 45 Standorten in Deutschland, Polen, Frankreich und Tschechien bietet das Vorzeigeunternehmen umfassende Logistiklösungen, insbesondere für die Automobil-, Chemie-, Pharma-, Konsumgüter- und Baustoffindustrie.
Oldtimer on Tour
Nach naturgemäß eher nüchternen Fakten und Zahlen, ging es dann um Emotionen und Leidenschaft. Auf dem Firmengelände erwartete die Delegation eine einzigartige Flotte von Automobil-Klassikern, die die Herzen höherschlagen ließ. Ermöglicht hatte die Ausfahrt Senatsmitglied Karl-Ulrich Herrmann, der über eine beeindruckende Sammlung von Raritäten verfügt, die er generös für die Oldtimer Rallyezur Verfügung gestellt hatte. Unterstützt von seiner Frau, Sophie Charlotte von Campe, und einem versierten Technik-Team wurden die Gäste in die Fahrzeuge eingewiesen und die Route erläutert. Das wertvollste Exponat war ein BMW 502, Super 3.2 von 1955, ein Unikat in einem exzellenten Zustand.
Am nächsten Morgen startete die - nun schon legendäre - Oldtimer Rallye vom Firmengelände der Seifert Logistic Group durch die Schwäbische Alb mit dem Ziel Schloss Sigmaringen, das sich seit Jahrhunderten im Besitz des Hauses Hohenzollern-Sigmaringen befindet. Die Delegation wurde empfangen vom Oberhaupt der Familie, Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern und dessen Bruder Albrecht Johannes.

Fürstliches Family Office
Nach einer Besichtigung des imposanten Schlosses, das im 11. Jahrhundert erstmalig erwähnt wurde, gaben die Fürsten einen Einblick in den diversifizierten familiengeführten Mischkonzern, der die Bereiche Immobilien, Forstwirtschaft und Tourismus umfasst und mehr als 3.200 Mitarbeiter beschäftigt. Bei Kaiserwetter ging es am Nachmittag zurück nach Ulm über eine von Harald Seifert ausgearbeitete Route. Am Straßenrand lösten die Oldtimer-Preziosen bei den Passanten Begeisterung aus, und Karl-Ulrich Herrmann konnte sich nach der Ankunft in der Münsterstadt über begeisterte Kommentare für seine Raritäten freuen.
Wahrer der Automobilkultur
Den Abschluss bildete ein Austausch zu aktuellen Themen des Mittelstands. Im Rahmen der Abendveranstaltung war es erneut Oldtimer-Pionier Karl-Ulrich Herrmann, dem eine besondere Ehre zuteilwurde. Für seine herausragenden Verdienste um den deutschen Mittelstand und insbesondere für die Pflege des Kulturgutes Klassikfahrzeug wurde er von Christoph Ahlhaus zum Wirtschaftssenator h. c. berufen. Mit seiner Pionierleistung bei der Gründung der Retro Classics, des weltweit größten Treffpunkts für Liebhaber automobiler Legenden, habe er nicht nur den Wirtschaftsstandort Stuttgart international positioniert und seine Schätze in eine Landesausstellung überführt, sondern auch Markenbegriffe wie Youngtimer und Neoklassiker geschaffen.
In seiner Laudatio würdigte Christoph Ahlhaus den neu ernannten Wirtschaftssenator h. c. als einen Pionier der Oldtimerkultur. „Als Karl Ulrich Hermann im Jahr 2001 die Retro Classics ins Leben rief, war das mehr als nur der Start einer weiteren Automobilmesse. Es war der Beginn einer Kulturplattform, eines lebendigen Forums für automobile Geschichte, für glänzenden Chrom und rauschende Motoren, für internationale Sammler, Schrauber und Liebhaber, die ihre Begeisterung für mechanische Eleganz miteinander teilen. Karl Ulrich Hermann hat es mit besten mittelständischen Tugenden geschafft, Stuttgart, dem Herz der deutschen Automobilindustrie, mit der Retro Classics einen Ort zu geben, an dem nicht der technische Fortschritt im Vordergrund steht, sondern der Respekt vor der Vergangenheit. Wo Motoren nicht nur Mittel zum Zweck sind, sondern Ausdruck von Stil, Zeitgeist und Handwerkskunst“.
Stolz könne der Connaisseur Karl-Ulrich Herrmann auch darauf sein, einer der Väter des H-Kennzeichens zu seine, das 1997 vom Gesetzgeber eingeführt wurde. Es würdigt die kulturhistorische Bedeutung alter Fahrzeuge und erleichtert deren Erhalt. Und mit einem Augenzwinkern fügte Ahlhaus hinzu: „Die wahren Kenner der Automobilkultur wissen natürlich, dass das H für Hermann steht“.
Weltmarktführer und Ausbildungspionier
Es gibt im Mittelstand Unternehmen, die sind mehr als nur Betriebe und Arbeitgeber - sie sind Identitätsträger einer Region, Impulsgeber für Generationen und Rückgrat einer ganzen Branche. Dazu passen Persönlichkeiten, die ein solches Unternehmen nicht nur führen, sondern prägen. Eine solche Unternehmerpersönlichkeit ist Konrad Grimm, Geschäftsführer der Maschinenfabrik ALFING Kessler GmbH in Aalen. Für seine Verdienste um das weltweit ausgerichtete Traditionsunternehmen wurde er zum Wirtschaftssenator h. c. ernannt.
In seiner Laudatio betonte Hans-Josef Döllgen, Direktor des Bundeswirtschaftssenats: „Die Maschinenfabrik ALFING Kessler steht seit über einem Jahrhundert für Präzision, Zuverlässigkeit und Qualität. Konrad Grimm hat diese Werte nicht nur bewahrt, sondern mit zukunftsgerichteter Strategie ausgebaut: ob in der Weiterentwicklung der Kurbelwellenproduktion für Hochleistungsmotoren, in der Integration digitaler Fertigungstechnologien oder in der konsequenten Internationalisierung des Unternehmens. Dabei hat er nie vergessen, dass wirtschaftlicher Erfolg nicht allein in Zahlen gemessen wird. Konrad Grimm hat sich - in bestem mittelständischer Geist- stets auch für Ausbildung, regionale Verantwortung und die Menschen hinter den Maschinen eingesetzt. Unter seiner Leitung wurde ALFING Kessler nicht nur zu einem Hightech-Weltmarktführer, sondern blieb ein verlässlicher Arbeitgeber und Ausbildungspionier in Ostwürttemberg. Seine Fähigkeit, das Große zu denken, ohne das Lokale aus dem Blick zu verlieren, seine Gradlinigkeit, sein technisches Verständnis und sein Engagement im regionalen Austausch mit Politik, Hochschulen und Wirtschaft - all das macht ihn zu einer mittelständischen Führungspersönlichkeit im besten Sinne.“
Die Maschinenfabrik ALFING Kessler GmbH steht für höchste Kompetenz in Kurbelwellen. In über 100 Jahren wurden mehr als 9 Millionen Kurbelwellen hergestellt. Auf einer Produktionsfläche von über 150.000 Quadratmetern fertigt das Unternehmen mit seinen mehr als 1.000 Beschäftigten mit modernster Technologie Kurbelwellen bis zu acht Metern Länge. Auch im Geschäftsbereich Härtemaschinen und Induktionshärtemaschinen gehört das Unternehmen zur Weltspitze.

Made in Germany - die Marke stärken
In seiner Dankesrede hob Konrad Grimm hervor, dass für sein Unternehmen wie für die gesamte Wirtschaft die explodierenden Energiekosten eine große Herausforderung sind: „Wir hatten hier in Aalen in einem Jahr eine Erhöhung von 14 Millionen Euro nur durch Stromkosten. Ich war vor kurzem in unseren Werken in den USA und China und habe mir dort die Rahmenbedingungen angeschaut. In den USA liegt der Strompreis bei 7,5 Cent brutto, in China bei 6,8 Cent. Und bei uns in Deutschland bei 23 Cent. Wir sind in einer kritischen Phase in Deutschland. Viele Firmen wandern ab wegen der hohen Energiekosten – speziell in der Schwerindustrie, zu der auch wir gehören. Aber es bringt nichts, angesichts dieser Zahlen den Kopf in den Sand zu stecken. Wir brauchen wieder Wettbewerbsdifferenzierungsmerkmale, wir brauchen wieder eine Marke, einen Brand.“ Der Mittelständler plädierte angesichts der Umkehr der Globalisierung für einen starken Mittelstand, der aktiv mitgestaltet und das berühmte Made in Germany wieder zu einer Marke macht. Im 50. Jubiläumsjahr des BVMW zeigte auch diese Veranstaltung eindrucksvoll die Stärke, Vernetzung und Innovationskraft des deutschen Mittelstands. (ls)