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Azubi-Mangel in den Berliner Baubetrieben

13. August 2020

Im Juni 2020 blieben 61 Prozent der Plätze für Auszubildende in der Berliner Baubranche unbesetzt. Laut Christian Stephan, Bezirksvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Berlin, sei dies ein Alarmsignal. Denn gebaut wird mehr denn je. Zudem gestaltete sich das Rekrutin in den aktuellen Abschlussjahrgängen wegen der corona-bedingten Schulschließung schwieriger als sonst.

Aufträge ohne Ende, aber keiner, der sie ausführen will

Der Wohnungsmangel ist groß, der Senat versucht diesem entgegenzukommen, indem der Neubau unterstützt wird. Zwar wird immer noch zu wenig gebaut, doch Bauunternehmen haben derzeit definitiv keine Auftragsflaute. Zudem wird die Verkehrswende durch neue Fahrradwege und Bahntrassen vorangetrieben wird, also auch in dem Bereich wird gebaut. Perspektivisch werden in Zukunft die Aufträge noch weiter steigen.

Es könnte also für die Baufirmen Berlins in den nächsten Jahren eine außerordentlich gute Zeit werden, wenn da nicht der bevorstehende massive Fachkräftemangel wäre. So blieben im Juni dieses Jahres laut Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) 61 Prozent der Auszubildendenplätze unbesetzt. Im Vorjahresmonat lag der Wert der freien Plätze bei 54 Prozent.

Bessere Anreize setzen

Christian Stephan Bezirksvorsitzender der IG BAU Berlin spricht von einem „Alarmsignal“. Wenn es den Firmen nicht gelinge, Schulabgänger für die dringend gebrauchte Arbeit als Maurer,
Straßenbauer oder Baugeräteführer zu finden, dann gerate das Fundament der ganzen
Branche ins Wanken. „Aber nur wenn die Arbeitsbedingungen auf Baustellen attraktiver
werden, lässt sich das Nachwuchs-Problem lösen“, ist der Gewerkschafter überzeugt.

Daher fordert die IG BAU 100 Euro mehr pro Monat und die Kostenübernahme der Anfahrtswege – die meist länger sind, als in anderen Branche – für die Lehrlinge, damit die Ausbildungsplätze im Bauhauptgewerbe attraktiver werden.

„Wer sich bei der Berufswahl für den Bau entscheidet, der muss auch Familie, Freizeit und Arbeit
unter einen Hut bringen können. Aber das klappt für die meisten Berufseinsteiger nur sehr selten“, so Stephan. Das spiegle sich auch in der Abbrecherquote von einem Drittel wider.

Auch hier: Corona verschlimmert die Situation

Einen weiteren Stein bei der Rekrutierung junger Berliner legt Corona den Unternehmen in den Weg.

„Corona-bedingt ist in diesem Jahr die Berufsorientierung an den Schulen und Azubimessen allerdings ausgefallen. Die Schulabgänger haben daher nur wenige Informationen über die guten Perspektiven einer Ausbildung in der Baubranche.“, erklärte Dr. Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin der Fachgemeinschaft Bau. Damit die Region Berlin und Brandenburg auch zukünftig gut entwickelt werden könne, benötige man dringend allerdings Fachkräfte. „Deshalb signalisieren viele unserer Unternehmen trotz Corona auch ihre Bereitschaft, weiter auszubilden.“, so Schreiner. (aak)