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50 Jahre BVMW – Wirtschaftstreffen in Potsdam
Für einen starken Mittelstand: Wirtschaftsminister Daniel Keller, Gastgeberin Birgit Derwanz-Dahlmann (BVMW Berlin-Brandenburg), BVMW-Chef Christoph Ahlhaus, René Helbig (WSD Permanent Secuity Group) (von links) | BERLINboxx

50 Jahre BVMW – Wirtschaftstreffen in Potsdam

16. Mai 2025

Der Mittelstand treibt die Wirtschaftswende

Die wirtschaftlichen Herausforderungen sind gewaltig, der Handlungsdruck auf die Politik wächst. Vor diesem Hintergrund versammelte sich der Mittelstand in der Potsdamer Schinkelhalle, um das 50-jährige Bestehen der BVMW-Wirtschaftsregion Berlin-Brandenburg zu begehen – und klare Erwartungen an die wirtschaftspolitische Zukunft zu formulieren.

Unter dem Leitthema „Resilienz in der Wirtschaft – Herausforderungen und Lösungen für die Zukunft“ diskutierten Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft die strukturellen Hürden, die die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands zunehmend belasten. Großen Applaus erhielt Gastgeberin Birgit Derwanz-Dahlmann, Leiterin des BVMW-Kreisverbands, die mit spürbarem Engagement die Stärke und Vielfalt des regionalen Unternehmertums betonte. „Mittelständische Unternehmen sichern nicht nur Arbeitsplätze, sondern prägen mit Innovationskraft, Verantwortung und Kreativität den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt in Deutschland“, so Derwanz-Dahlmann.

„Keine neuen Versprechen, sondern verlässliche Taten“

In seiner Grundsatzrede fand Christoph Ahlhaus, Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung des BVMW, deutliche Worte: „Deutschland droht, seine wirtschaftliche Substanz zu verlieren – im Dickicht wachsender Bürokratie und regulatorischer Unsicherheit.“ Mit Blick auf die jüngsten Ankündigungen von Bundeskanzler Friedrich Merz, eine neue strategische Partnerschaft mit dem Mittelstand aufzubauen, mahnte Ahlhaus: „Versöhnliche Töne sind zu wenig. Unternehmen brauchen Planungssicherheit und Freiräume, nicht zusätzliche Auflagen.“

Engagiert für den Mittelstand: Christoph Ahlhaus, ehemaliger Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung des BVMW und Präsident des Europäischen Mittelstandsverbands European Entrepreneurs (CEA-PME) | BERLINboxx
Engagiert für den Mittelstand: Christoph Ahlhaus, ehemaliger Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung des BVMW und Präsident des Europäischen Mittelstandsverbands European Entrepreneurs (CEA-PME) | BERLINboxx

Brandenburgs Wirtschaftsminister stellt Weichen für Innovation

Daniel Keller, Wirtschaftsminister des Landes Brandenburg, kündigte Investitionen in Digitalisierung, Infrastruktur und berufliche Bildung an. Brandenburg solle sich künftig stärker als Gründungsstandort profilieren. „Unsere Unternehmen sind das Rückgrat unseres Landes. Dieses Rückgrat wollen wir gezielt stärken“, so Keller.

Potsdamer Innovationspolitik unter Druck

Auch Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert warb für die wirtschaftliche Wachstumsstrategie der Stadt. Projekte wie der Innovationscampus Krampnitz sollen die Position Potsdams als attraktiven Standort für Wissenschaft und Wirtschaft weiter festigen.

Resilienz beginnt bei Sicherheit und Energieversorgung

Resilienz zeigte sich beim Wirtschaftstreffen nicht nur als wirtschaftliches Schlagwort, sondern auch als konkrete Handlungsaufforderung in den Bereichen Sicherheit und Energieversorgung. René Helbig, Geschäftsführer der WSD Permanent Security Group, appellierte an die Unternehmen, Sicherheitsarchitektur nicht erst in der Krise zu denken. „Resilienz muss präventiv angelegt sein – Cyberschutz und Krisenmanagement gehören in die Chefetagen“, betonte Helbig. Der Schutz vor wachsenden digitalen Bedrohungen sei längst zu einer unternehmerischen Kernaufgabe geworden.

Einsatz für den Mittelstand: Das Team der WSD Permanent Security Group | BERLINboxx
Einsatz für den Mittelstand: Das Team der WSD Permanent Security Group | BERLINboxx

Auch im Bereich der Energieversorgung standen nachhaltige Lösungen im Fokus. Christiane Preuss, Geschäftsführerin der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP), präsentierte die Fortschritte bei der Nutzung von Tiefengeothermie. Mit dem neuen Wohnquartier an der Heinrich-Mann-Allee entsteht ein Vorzeigeprojekt der kommunalen Wärmewende, das nicht nur die künftigen Bewohner, sondern auch weite Teile des Potsdamer Fernwärmenetzes mit erneuerbarer Energie versorgen soll. Die erfolgreiche Tiefenbohrung bis in 2.000 Meter Tiefe markiert dabei einen Meilenstein für die regionale Energiezukunft.

Mittelstand sieht seine unternehmerische Basis gefährdet

Deutliche Kritik kam von Raúl Comesaña M., Geschäftsführer der BBV Bau GmbH. Er sieht die wirtschaftliche Substanz des Landes durch den Rückgang von Handwerks- und Familienbetrieben akut gefährdet. „Die Nachfolgekrise und der Fachkräftemangel sind längst keine theoretischen Risiken mehr, sondern bittere Realität. Deutschland verspielt gerade seine unternehmerische Basis“, warnte Comesana und forderte ein Sofortprogramm zur Sicherung des Mittelstands.

Networking zwischen Politik und Wirtschaft: Jesús Comesaña M., Geschäftsführender Gesellschafter BBF Gruppe, Wirtschaftsminister Daniel Keller, Raúl Comesaña M., Geschäftsführer BBF Bau GmbH (von links) | BERLINboxx
Networking zwischen Politik und Wirtschaft: Jesús Comesaña M., Geschäftsführender Gesellschafter BBF Gruppe, Wirtschaftsminister Daniel Keller, Raúl Comesaña M., Geschäftsführer BBF Bau GmbH (von links) | BERLINboxx

Cyberkriminalität bleibt ein unterschätztes Risiko

Einen eindringlichen Blick auf die digitale Bedrohungslage warf Denny Speckhahn vom LKA Brandenburg. In seinem Vortrag zur wachsenden Gefahr durch Cyberkriminalität machte er deutlich, wie professionell Hacker inzwischen agieren. „Viele Unternehmen unterschätzen die Risiken – bis es zu spät ist“, so Speckhahn. IT-Sicherheit müsse in den Führungsetagen zur Priorität werden, um Unternehmen vor empfindlichen Schäden zu schützen.

Mit dem Blick auf ungelöste Fragen zur Fachkräftesicherung, den Reformstau in der Unternehmensnachfolge und weiterhin bestehende Standortnachteile wurde in Potsdam deutlich: Der Mittelstand bleibt ein zentraler Stabilitätsanker der deutschen Wirtschaft – doch ohne politische Entlastungen, zukunftsfähige Sicherheitsstrategien und Investitionen in Innovation droht dieser Anker an Kraft zu verlieren. (ls)