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„Ein starkes Signal aus Leipzig“ - Delegationsreise des Bundeswirtschaftssenats
v.l. Christoph Ahlhaus (Bundesgeschäftsführer des BVMW), Prof. Dr. Eva Inés Obergfell (Rektorin der Universität Leipzig), Burkhard Jung (Oberbürgermeister der Stadt Leipzig), Stephan Schuldt (Rechtsanwalt, Gesellschafter und Geschäftsführer von beyond Rechtsanwälte, Wirtschaftssenator h.c. des BVMW) mit seiner Familie sowie Wilfried Beer (Direktor des Bundeswirtschaftssenats – Deutschland Ost) beim offiziellen Empfang der BVMW-Delegation in Leipzig | Foto: BERLINboxx

„Ein starkes Signal aus Leipzig“ - Delegationsreise des Bundeswirtschaftssenats

20. Juni 2025

Kooperationsangebote von OB Burkhard Jung und Universität Leipzig

Von Berlin nach Leipzig: In dieser Woche traf sich das Exzellenzgremium des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), der Bundeswirtschaftssenat, zu einer besonderen Delegationsreise in die traditionsreiche Universitäts- und Messestadt.

Leipzig zeigte sich als Bühne des deutschen Mittelstands, und die Universität Leipzig als dessen intellektueller Resonanzraum. Gastgeberin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universität Leipzig, begrüßte die Wirtschaftsdelegation mit klaren Worten: „Wir haben Hunger - den Hunger nach Weiterentwicklung, nach Exzellenz, nach Zukunft.“ Sie erinnerte daran, dass gerade die Verbindung von Wissenschaft und Unternehmertum den gesellschaftlichen Fortschritt vorantreibt. „Wissenschaft und Wirtschaft - das geht nur gemeinsam“, so die Juristin.

Der Rektoratsbau, das alte Palais, steht sinnbildlich für die Verwobenheit von Geschichte und Gegenwart, von Anspruch und Verantwortung. Dass der Bundeswirtschaftssenat genau hier tagte, war kein Zufall - sondern Programm.

BVMW-Bundesgeschäftsführer Christoph Ahlhaus und Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universität Leipzig | Foto: BERLINboxx

Christoph Ahlhaus: „Ein Ort der Weitsicht“

BVMW-Bundesgeschäftsführer Christoph Ahlhaus beschrieb Leipzig als „Ort des Mutes und der Beweglichkeit“, an dem die Wirtschaft in den Dialog mit Wissenschaft und Gesellschaft trete. In seiner Ansprache verwies er auf die Innovationskraft des Mittelstands, die nicht auf Marketingphrasen, sondern auf Haltung und Realitätssinn beruhe: „Wir wollen keine Sonntagsreden, sondern Standortpolitik, die der Sache dient.“

Weiter betonte er mit Blick auf aktuelle Entwicklungen: „Wir haben von geopolitischen Krisen gesprochen und ständig von den Wettbewerbsnachteilen, denen Sie als mittelständische Unternehmer ausgesetzt sind. Eine Bundesregierung, die sich jetzt die Wirtschaftswende auf die Fahnen geschrieben hat. Ich war aufgrund des bisherigen Staatsverhaltens eher skeptisch, ob das nicht wieder zu groß ist für manche kleinnützigen, die da auch wieder in der Regierung sitzen.“

Im Gespräch mit Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung warb Ahlhaus für eine neue Form von Verständigung - offen, wertschätzend und strategisch: „Wenn der öffentliche Sektor und der Mittelstand miteinander reden, dann entsteht Vertrauen.“

Jung wiederum betonte die Rolle der Stadt als „Ort der Balance zwischen Wachstum, Verantwortung und Weltoffenheit“ - und zeichnete die DNA Leipzigs in fünf Punkten nach:

  1. Handelsstadt: Leipzig ist eine Stadt des Handels. Die Kaufleute wollten kein Schloss bauen wie andernorts, sondern eine Messe. Hier wurde nicht regiert, sondern gehandelt. Die Leipziger Messe gilt als „Mutter aller Messen“.
  2. Wissenschaftsstadt: 1410 gegründet, ist die Universität Leipzig die zweitälteste auf deutschem Boden. Kein Bergwerk, kein großer Fluss - nur der Kopf zählte.
  3. Kulturstadt: Aus Kaufleuten wurde ein Orchester - das Gewandhaus. Bürger stifteten für Musik und Kunst. Es ging um Repräsentation, aber auch um Verantwortung.
  4. Buch- und Verlagsstadt: Im 19. Jahrhundert wurde Leipzig zur reichsten Stadt Deutschlands. Wiege der Tageszeitung, der Psychologie, des modernen Buchwesens. Internationale Gäste kamen zur Messe.
  5. Stadt der Freiheit: 1989 war Leipzig das Zentrum der friedlichen Revolution. Der 9. Oktober war der Wendepunkt. Leipzig ist Symbol für Freiheit.

Jung erinnerte auch an die Herausforderungen der Nachwendezeit: 1990 hatte Leipzig 480.000 Einwohner - heute über 630.000. Die Stadt wuchs mit Wissenschaft, Infrastruktur, Logistik und Kultur. BMW, Porsche, DHL kamen. Heute gibt es Wachstumsschmerzen - aber Leipzig bleibt hungrig.

Wirtschaftssenatoren im Königlichen Senatssaal in der Universität Leipzig: Ernesto Plantera, Francisco Iglesias, Martin Schaletzky, Matthias Krieger

Ein Moment der Würdigung: Stephan Schuldt wird Wirtschaftssenator h.c.

Ein Höhepunkt der Delegationsreise war die feierliche Ernennung von Stephan Schuldt zum Wirtschaftssenator des BVMW für die Region Deutschland-Ost. In seiner Laudatio würdigte Wilfried Beer, Direktor des Bundeswirtschaftssenats Ost, mit einer Mischung aus Charme, Präzision und Anerkennung: „Stephan Schuldt denkt nicht nur juristisch - er handelt unternehmerisch. Er ist ein Impulsgeber mit Ausdauer, Disziplin und dem Willen zur Gestaltung.“

Beer erinnerte daran, dass Schuldt 2008 eigentlich nur für ein dreijähriges „Abenteuer“ nach Leipzig kam - und dann blieb. Heute betreibt er mit „beyond Rechtsanwälte“ eine dynamische Kanzlei mit Standorten in Leipzig und Jena, begleitet Unternehmen als Investor und gilt als Stimme für moderne Nachfolgemodelle im Mittelstand. Die Ernennungsurkunde erhielt er im Namen des Bundeswirtschaftssenats - als Anerkennung und Auftrag zugleich.

v.l. Wirtschaftssenatoren im Königlichen Senatssaal in der Universität Leipzig: Ernesto Plantera, Francisco Iglesias, Martin Schaletzky, Matthias Krieger | BERLINboxx
v.l. Wirtschaftssenatoren im Königlichen Senatssaal in der Universität Leipzig: Ernesto Plantera, Francisco Iglesias, Martin Schaletzky, Matthias Krieger | BERLINboxx

Eine Rede ohne Manuskript - aber mit Haltung

Stephan Schuldt, sichtbar gerührt, plädierte für leidenschaftliches Unternehmertum: „Unternehmer zu sein bedeutet, sich manchmal zu zerreißen. Aber wir haben das gemeinsam getragen - meine Frau, meine Kinder und ich.“

Er blickte zurück auf seine ersten Begegnungen mit dem BVMW - als junger Anwalt beim Unternehmerfrühstück - und spannte den Bogen zu seinem heutigen Selbstverständnis: Brückenbauer zwischen Recht, Technologie und gesellschaftlicher Verantwortung. Besonders wichtig sei ihm das Thema Unternehmensgründung: „Es gab viele Fragen: Wem gehört welche Idee? Wie bringen wir das voran? Ich wollte helfen - und ich will es weiter tun.“

Ein Satz blieb hängen - direkt an Leipzigs Oberbürgermeister gerichtet: „Herr Jung, Ihre Politik gefällt mir nicht immer. Aber dass ich das hier sagen darf, frei und offen - das ist ein Privileg. Und das sollten wir schützen.“

v.l. Maximilian Stahl (Justiziar und Generalbevollmächtigter der BVMW-Bundesgeschäftsführung), OB Burkhard Jung und Christoph Ahlhaus (Bundesgeschäftsführer des BVMW) | BERLINboxx
v.l. Maximilian Stahl (Justiziar und Generalbevollmächtigter der BVMW-Bundesgeschäftsführung), OB Burkhard Jung und Christoph Ahlhaus (Bundesgeschäftsführer des BVMW) | BERLINboxx

Transfer, Vertrauen, Zukunft

Mit Stolz konnte die Rektorin auf einen großen wissenschaftlichen Erfolg verweisen: Erstmals erhält die Universität Leipzig ein Exzellenz-Cluster. Mit bis zu 42 Millionen Euro aus der Exzellenz-Strategie von Bund und Ländern wird von 2026 bis 2032 das „Leipzig Center of Metabolism“ (LeiCeM) aufgebaut, ein Zentrum zur Erforschung von Stoffwechsel-Erkrankungen.

Mit Vorträgen, Gesprächen und Besuchen wissenschaftlicher Einrichtungen wurde Leipzig in diesen Tagen zur Denkfabrik des deutschen Mittelstands. Die Universität Leipzig präsentierte sich dabei nicht nur als Ort der Forschung, sondern als Partnerin für gemeinsame Zukunftsprojekte - vom KI-Cluster bis zum StartCampus-Netzwerk.

„Leipzig ist ein Ort der Dynamik - und Ihrer zukünftigen Kooperation“, sagte Prof. Obergfell. Der Bundeswirtschaftssenat hat die Einladung gehört.

Abendlicher Ausklang im Zeichen der Kultur

Am Abend war die Delegation des Bundeswirtschaftssenats zu Gast in Auerbachs Keller - einem der geschichtsträchtigsten Orte Leipzigs - und erlebte im Rahmen des Bachfestes eine exklusive Uraufführung: „Bachs Faust“.

Prof. Dr. Michael Maul, Intendant des Bachfestes Leipzig, beschrieb das außergewöhnliche Projekt mit Begeisterung: „Bachs Faust würdigt nicht nur den 500. Geburtstag von Auerbachs Keller, sondern insbesondere auch die langjährige Tradition von Musik und Literatur in Leipzig. Ich jedenfalls glaube, in Bachs Kantaten den idealen Soundtrack für den Osterspaziergang gefunden zu haben: Bachs Musik passt hervorragend zu Goethes Werk, da es viele musikalische Elemente enthält, die wir mit Bachs Chorälen und Kantaten kommentieren können.“

Die Inszenierung verband Musik, Literatur und Leipziger Identität - und setzte einen stimmungsvollen Schlusspunkt hinter einen Tag, an dem der Bundeswirtschaftssenat Leipzig als starken Zukunftsort für den deutschen Mittelstand erlebte. (fs)