
Zwischen Aufbruch und Anspruch – Berlin baut
„Zuhause in Berlin“
Bausenator Christian Gaebler stellte seine klare Vision vor: „Es geht um ein Zuhause in lebendigen Quartieren, nicht um bloßen Wohnraum.“ Dabei sei die Ausgangslage herausfordernd: zwei Millionen Wohnungen für vier Millionen Berlinerinnen und Berliner, wachsender Bedarf, hohe Erwartungen. Mit dem neuen Schneller-Bauen-Gesetz, der Verwaltungsreform und klareren Vorgaben an die Bezirke soll nun endlich Bewegung entstehen – auch, damit Bauanträge ab 50 Wohnungen nicht erneut in endlose Abstimmungsschleifen geraten.
Positiv: Das Gesetz zeigt bundesweit Wirkung. Der Referentenentwurf wurde nach nur sieben Monaten vom Senat verabschiedet, eine Geschwindigkeit, die selbst andere Bundesländer anerkennend betrachten. Gaebler betonte: „Es darf jetzt nicht wieder verlangsamt werden, der Fortschritt muss mit Leben gefüllt werden.“ Eine erste Zwischenbilanz soll Mitte des Jahres folgen. Kai Wegner, so Gaebler weiter, habe ihn bei all dem voll unterstützt. Der Dank des Senators galt auch allen Akteuren, von der Wohnungsbaubehörde bis zu den Bezirksämtern.
Impulse aus der Praxis
Unter den Gästen der Liberalen Immobilienrunde war Dr. Simon Kempf, Geschäftsführender Gesellschafter von Periskop Development. Als Stadtplaner mit politikwissenschaftlichem Hintergrund und früherer Leiter der strategischen Stadtentwicklung in der Berliner Senatsbauverwaltung verbindet er tiefes Fachwissen mit einem feinen Gespür für politische Prozesse – ein Gesprächspartner, dessen Perspektive in der Branche hohes Interesse weckt.
Ebenfalls vor Ort war Thomas Brünner, Sales Director der 1000hands AG, deren digitale Lösungen zur präzisen Flächenvermessung von Gebäuden zunehmend an Bedeutung gewinnen, insbesondere im Kontext wachsender Anforderungen an Nachweisbarkeit und Transparenz bei Wohnbauprojekten.
Bauen, wo es sinnvoll ist
In Zeiten ökologischer Zielkonflikte verwies Gaebler auf die Notwendigkeit von Abwägungen. „Wenn die Zauneidechse mehr Schutz genießt als der Mensch, funktioniert das nicht“, sagte er mit Blick auf blockierte Flächen. Stattdessen setzt er auf Dialogprozesse, wie am Tempelhofer Feld, wo derzeit eine neue Form der Beteiligung erprobt wird.
Auch große stadträumliche Entwicklungen wie der frühere Flughafen Tegel, Molkenmarkt, Tempelhof oder die geplante IBA (Internationale Bauausstellung) zeigen, wie viel Potenzial in Berlin steckt – vorausgesetzt, man wagt den nächsten Schritt.
Von Förderung bis Vision
Die Zahlen sprechen für sich:
- 50.000 Wohnungen wurden realisiert – für 100.000 Menschen ein neues Zuhause
- 5.000 Wohnungen erhielten Förderbescheide für bezahlbares Wohnen
- 24 neue Stadtquartiere sind in Entwicklung
- 15.000 Wohnungen wurden als Fokusprojekte beschieden
- 62.000 Wohnungen befinden sich in konkreter Planung
Ein ambitioniertes Ziel – bis zu 20.000 neue Wohnungen im kommenden Jahr – liege im Rahmen des Möglichen, so Gaebler. Dabei soll künftig auch die neue Wohnungsbauleitstelle unter Leitung von Grit Schade effizient koordinierend eingreifen.
Mut und Zuversicht
Ein Thema, das ebenfalls zur Sprache kam: die mögliche Vergesellschaftung großer Wohnungsunternehmen. Zwar gebe es hierzu einen Parteitagsbeschluss und eine Initiative, die ein Gutachten vorlegen soll, doch klar wurde auch: Ein Mietenstopp sei nicht das richtige Mittel, um bezahlbaren Wohnraum dauerhaft zu sichern.
Das Fazit des Abends: Der politische Wille ist da. Das Gesetz ist beschlossen. Die Verwaltung wird reformiert. Jetzt braucht es Mut zur Entscheidung, auf allen Ebenen. Denn Berlin braucht nicht nur neuen Wohnraum, sondern neue Zuversicht. (jp)

