Wohnungsbau: Berlin muss handeln, statt reden
Beim Thema Wohnen tut sich auch der neue Berliner Senat schwer. Nach dem de facto gescheiterten Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbare Mieten zeigt nun auch die groß angekündigte Initiative für Beschäftigtenwohnen erste Lähmungserscheinungen. An Angeboten privater Investoren, einen Beitrag zur Entspannung auf dem Wohnungsmarkt der Hauptstadt zu leisten, mangelt es indes nicht.
Worum geht es? Gleich drei Senatsressorts, nämlich Stadtentwicklung, Inneres und Finanzen, wollten bis zum Ende des dritten Quartals 2023 ein Gesamtkonzept „zur Revitalisierung des Beschäftigtenwohnens“ vorlegen. Aus der vollmundigen Ankündigung ist die schmallippige Auskunft der Finanzverwaltung geworden, man befinde sich „derzeit noch in der finalen Abstimmung“. Über die Vergabe der eines fernen Tages fertiggestellten Wohnungen soll ein Kriterienkatalog entscheiden.
Die Idee, für die eigenen Mitarbeiter Wohnungen zu bauen, hat in Berlin Tradition. So schuf Siemens Anfang des vorigen Jahrhunderts ein einmaliges Ensemble aus Werk und Mietwohnungen. Die gleichnamige Großsiedlung zählt heute zum Weltkulturerbe. Mit der Schaffung bezahlbarer Wohnungen reagiert der Senat auf die katastrophale Lage am Berliner Wohnungsmarkt, unter der auch Landesbedienstete leiden.
Beschäftigtenwohnungen würden zudem dem wachsenden Fachkräftemangel – auch und gerade in der Berliner Verwaltung – entgegenwirken. UnternehmerInnen wissen seit langem um die Bedeutung des Employer Branding, das heißt der Frage, wie sie ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern können. Nur so lassen sich dringend benötigte Fachkräfte finden und langfristig binden.
In Berlin stehen sogar Investoren bereit, die bezahlbaren Wohnraum schaffen wollen. Ein Beispiel ist ZEITGEIST. Der Standortentwickler plant in Lichtenberg ein gemischt genutztes Quartier mit Wohnungen, Gewerbe und sozialer Infrastruktur. Das Investitionsvolumen von einer Milliarde Euro verspricht zudem positive Auswirkungen auf die Beschäftigung und generiert zusätzliche Steuereinnahmen für den Stadtsäckel.
Umso unverständlicher, dass ein Brief des potenziellen Bauherrn an die Innensenatorin nicht einmal einer Antwort gewürdigt wurde. Der Senat droht, die Fehler der Vorgängerregierung zu wiederholen. Dem löblichen Versprechen zu handeln, müssen endlich auch Taten folgen. Die Zeit der wohnungspolitischen Abstimmungsrunden und Versprechen ist vorbei. Jetzt sind Spatenstiche und Richtfeste angesagt. (evo)