Wie aus Kosten Renditen werden
Das Berliner Start-up WALLROUND revolutioniert durch die Kombination von Künstlicher Intelligenz (KI) und Handwerkersteuerung den Markt und leistet zugleich einen wichtigen Beitrag zur CO2-Reduktion im Gebäudesektor. Im Interview mit der BERLINboxx erläutern Lukas Steinhilber und Henning von Oesen von WALLROUND und Andreas Schrobback von der AS Unternehmensgruppe, einem Immobilieninvestor, Bauträger und Investmentmanager mit Hauptsitz in Berlin, die Philosophie und praktische Umsetzung einer nachhaltigen Energetischen Sanierung mit den damit verbundenen Vorteilen, auch für kleinere Immobilienbesitzer.
Was waren die Beweggründe, als Start-up in der Immobilienbranche bzw. dem Bereich energetische Sanierung einzusteigen?
Lukas Steinhilber: Als Prozessoptimierer interessiert mich vor allem, wie sich die Prozesse eines integrierten Handwerksunternehmens verbessern lassen in Bezug auf die Maßnahmen zur Verbesserung der Dämmung, der Installation effizienter Heizsysteme oder den Einsatz erneuerbarer Energien.
Henning von Oesen: Da ich aus dem Immobilien- und Baubereich komme, habe ich bemerkt, dass es viele Immobilienunternehmen gibt, die energetische Sanierungen selbst umsetzen können. Sprich, es existiert ein Bestand, und deswegen haben sie eine energetische Sanierung viel besser im Griff als der kleine Immobilienbesitzer, dem einige Hürden entgegenstehen. Das können finanzielle, bürokratische und technische Aspekte einer energetischen Sanierung sein.
WALLROUND ist neu am Markt. Wo sehen Sie Wachstumspotenzial für Ihr Unternehmen?
Henning von Oesen: Insbesondere bei der Zielgruppe, die wenige Häuser besitzt, sei es als Erbschaft oder als Anlage. Die machen erfahrungsgemäß nichts in Sachen Sanierung. Sie haben nicht die Struktur, ihnen fehlt das Wissen, aber sie haben das Geld. Bei uns dreht sich alles um die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden. Wir haben angefangen mit der Hülle, und wir werden uns im nächsten Jahr mit Heiztechnik und Photovoltaik beschäftigen. Damit sind wir ein Komplettanbieter für alles, was notwendig ist, um das Haus vielleicht sogar bis zu Net Zero zu entwickeln.
Was sind die ersten Schritte für Sie und Ihre Kunden?
Lukas Steinhilber: Wenn man viele kleine Besitzer erreichen will, braucht es eine maximale Digitalisierung und eine maximale Automatisierung in den Prozessen. Man kann bei uns auf der Plattform eine Adresse eingeben, drei Fragen beantworten, und wir sagen, was die Sanierung des Gebäudes kosten wird. In einem nächsten Schritt schauen wir uns mit dem Kunden gemeinsam das Objekt genau an und erstellen einen detaillierten Zeit- und Kostenfahrplan. Das schließt die Fragen einer Förderung und eines möglichen Energieberaters ein. Kurz gesagt: Wir machen aus Kosten Renditen.
Die Kosten für eine umfassende energetische Sanierung können erheblich sein. Kleinere Immobilienbesitzer, die oft nicht über große finanzielle Rücklagen verfügen, haben Schwierigkeiten, die hohen Anfangsinvestitionen zu stemmen. Besonders kostenintensiv sind Maßnahmen wie die bereits erwähnte Dämmung der Außenwände oder der Austausch der Heizungsanlage. Auch wenn sich die Sanierung langfristig auszahlt, schrecken viele vor den unmittelbaren Kosten zurück.
Ein Konzept, das ihre Kunden überzeugt, zum Beispiel die AS Unternehmensgruppe mit ihrer vielfältigen Ausrichtung?
Andreas Schrobback: Richtig, gerade beim Thema Energieeffizienz spielt das Thema ESG seit Jahren eine sehr große Rolle, sowohl für unsere Käufer als auch für unsere Banken, aber natürlich auch für die Endkunden. Ein zentraler Vorteil der energetischen Sanierung ist die Reduzierung der Energiekosten. Verbesserte Wärmedämmung und energieeffiziente Heizsysteme führen zu einem geringeren Energieverbrauch. Diese Einsparungen machen sich besonders in den Wintermonaten bemerkbar, wenn der Heizbedarf hoch ist.
Energetisch sanierte Immobilien erfahren außerdem eine deutliche Wertsteigerung. Käufer und Mieter achten zunehmend auf den Energieverbrauch von Immobilien, nicht zuletzt aufgrund steigender Energiekosten. Eine energieeffiziente Immobilie kann eine höhere Mieteinnahme oder einen besseren Verkaufspreis erzielen. Hinzu kommt der Beitrag zum Klimaschutz. Durch eine energetische Sanierung wird der CO2-Ausstoß der Immobilie reduziert, da weniger Energie aus fossilen Brennstoffen benötigt wird. Die Umstellung auf erneuerbare Energien wie Photovoltaik oder Wärmepumpen kann den CO2-Fußabdruck weiter senken. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Klimaziele und zur Schonung der Umwelt.
Auf welchen Geschäftsfeldern ist Ihre Unternehmensgruppe aktiv?
Andreas Schrobback: Unser Modell basiert auf vier Säulen. Spezialisiert auf den wohnwirtschaftlichen Bereich, verkaufen wir an private Kapitalanleger. Das bedeutet, als erste Säule kaufen wir unsanierte Denkmalobjekte, vorzugsweise an den Standorten Leipzig und Magdeburg. Diese Objekte werden aufgeteilt, entwickelt und zu Baureife geführt.
Nach dem Verkauf an Kapitalanleger führen wir eine denkmalgerechte Kernsanierung durch. Besonders wichtig ist uns dabei die Energieeffizienz, gerade bei einem historischen Baukörper.
Sie haben sicher noch andere Immobilienformen in Ihrem Portfolio?
Genau, Säule Nummer 2 ist das klassische Kapitalanlage-Immobiliengeschäft. In Ost- und Mitteldeutschland haben wir mit anhaltender Niedrigzinsphase Bestandsobjekte aufgenommen. Diese wurden in einzelne Wohnungen aufgeteilt und auch verkauft. Danach erfolgte die Integration in unser Management-System, das heißt in unsere Mietpool-Absicherung, unser Asset- und Property-Management und unseren Hausmeisterdienst.
Unser Eigenbestand ist die Säule Nummer 3. Dazu zählen Immobilien hier in Berlin, wo jedoch nichts verkauft wird, und in den Regionen Leipzig und Magdeburg. Mit einem meiner langjährigsten Freunde und Geschäftspartner haben wir sehr früh angefangen, die ersten Denkmalobjekte in Magdeburg zu sanieren, und dann diese Bestände angekauft.
Gibt es neben Immobilien weitere Geschäftsbereiche?
Ja, unsere Servicedienstleistungen als Säule Nummer 4. Wir haben eine eigene Endkundenfinanzierung, sprich: wenn unsere Vertriebspartner für ihre Kunden keine Finanzierung darstellen können, machen wir das über uns. Und wir bieten unser Property-, Asset- und Facility Management großen Drittanbietern an. Wenn wir im Jahr 350 bis 400 Wohnungen verkaufen, dann resultieren daraus meistens 350 bis 400 Einzelkunden, die in der Regel zum ersten Mal eine Wohnung kaufen und über keine Erfahrung verfügen. Wir legen dabei größten Wert auf Fairness und Vertrauen, und bieten ein Rundumpaket an, wo die technischen Anforderungen oder die sich regelmäßig ändernden Gesetzeslagen im Bereich der energetischen Sanierung geklärt werden. Das ist auch die Grundlage unserer Partnerschaft mit WALLROUND. (red)