Verbeamtung gegen den Lehrermangel an Berliner Schulen?
Die Wiedereinführung der Verbeamtung von Lehrern in Berlin ist mittlerweile zu einer Dauerfrage geworden. Während sich Bildungssenatorin Sandra Scheeres für eine Umsetzung des Vorhabens ausspricht, kommt Gegenwind aus den Reihen der Senatsverwaltung für Finanzen. Die Verbeamtung von Lehrern sei eine finanzielle Belastung. Außerdem seien viele Beschäftigte aufgrund ihres hohen Alters oder Krankheit nicht für den Beamtenstatus qualifiziert.
Da sich der Lehrermangel allerdings zunehmend verschärft, muss der Berliner Senat erneut über Mittel diskutieren, wie das Problem des fehlenden Personals angegangen werden kann. Am kommenden Samstag soll daher auf dem Landesparteitag der SPD eine Lösung gefunden werden.
Prekäre Lage in Berliner Schulen – Fachkräftemangel nimmt zu
Ein wesentlicher Grund dafür, dass die Einführung der Verbeamtung nicht mehr so utopisch erscheint wie noch vor einigen Jahren, ist, dass finanzielle Entlastungen für Lehrer nicht auf anderem Wege umgesetzt werden konnten. Wie der Tagesspiegel berichtete, seien laut Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) „Ausgleichsmaßnahmen unabhängig vom Tarifvertrag der Länder (TdL)“ nicht möglich. Berlin könne dadurch seinen Vertrag mit der TdL nicht einhalten.
Außerdem sind immer mehr Quereinsteiger tätig, um dem Lehrermangel entgegenzuwirken. Dadurch kann zwar vorerst das fehlende Fachpersonal ersetzt werden, allerdings ist dadurch nicht die Frage nach qualitativerem Unterricht geklärt. Im Gegenteil – es gestaltet sich immer schwieriger, den geforderten Kompetenzen gerecht zu werde, die Leistungen der Schüler zu verbessern und die hohe Schulabbrecherquote zu minimieren.
Berliner Schüler im Ländervergleich ganz hinten – Nachholbedarf in den MINT-Fächern
Auch die gerade veröffentlichten Ergebnisse des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) zu den Ländervergleichsarbeiten in der 9. Jahrgangsstufe sprechen für sich. Berlin schneidet dabei vor allem in den MINT-Fächern schlecht ab. Sven Weickert, Geschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) gibt sich angesichts der ungenügenden Leistungen besorgt: „Die Leistungen der Neuntklässler aus der Hauptstadtregion in den MINT-Fächern geben Anlass zu großer Sorge. In Mathematik verfehlt jeder dritte Berliner und jeder vierte Brandenburger Schüler selbst den Mindeststandard. In Chemie, Physik und Biologie hat Berlin die rote Laterne. Brandenburg kommt über einen Platz im Mittelfeld nicht hinaus.“
Deshalb sieht er die aktuelle Lage als Ansporn für die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, die Qualität der Schulen zu verbessern: „Das schlechte Abschneiden der Berliner Schüler ist ein weiterer Beleg dafür, wie wichtig eine signifikante Qualitätsverbesserung an den Schulen in der Hauptstadt ist. Die gerade von der Bildungssenatorin eingesetzte Qualitätskommission steht also vor großen Aufgaben.“ (sz)