
Tag der Bauindustrie 2025: Politik verspricht Bau-Turbo
Sondervermögen Infrastruktur muss zusätzlich private Investitionen stimulieren
Beim diesjährigen Tag der Bauindustrie auf dem EUREF-Campus in Berlin-Schöneberg trafen sich über 1.200 Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Baupraxis, um über die Zukunft der deutschen Bauwirtschaft zu diskutieren. Die Baugipfel stand im Zeichen der aktuellen Herausforderungen der Branche, darunter stockende Bauvorhaben, steigende Kosten und langwierige Genehmigungsverfahren.
Bundeskanzler Merz: „Wir bauen zu teuer, zu kompliziert und zu langsam“
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) betonte in seiner programmatischen Rede die zentrale Bedeutung der Bauwirtschaft für Deutschlands Wirtschaftskraft. Er kritisierte die bestehenden Hürden im Bauwesen und forderte eine Entbürokratisierung sowie eine effektivere Nutzung digitaler Prozesse, um Bauprojekte schneller und effizienter umzusetzen. Merz sprach sich für stabile Rahmenbedingungen und mehr Investitionen in Wohnungsbau und Infrastruktur aus.

Bauministerin Hubertz: „Wohnen darf kein Luxus sein“
Verena Hubertz, die neue Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, kündigte einen Paradigmenwechsel in der Baupolitik an. Sie versprach, die Branche mit kluger Regulatorik zu unterstützen und betonte die Notwendigkeit, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Hubertz erklärte, dass Wohnen kein Luxus sein dürfe, und dass sie sich dafür einsetzen werde, dass die Bagger in Deutschland wieder rollen.

Grünen-Chefin Brantner: Kompromissbereitschaft beim Bürokratieabbau
Dr. Franziska Brantner, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, zeigte sich offen für Kompromisse beim Abbau von Bürokratie und der Beseitigung regulatorischer Hemmnisse. Sie betonte die Notwendigkeit, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, um den Wohnungsbau voranzutreiben. Brantner unterstrich, dass die Grünen bereit seien, pragmatische Lösungen zu finden, um die Herausforderungen im Bauwesen zu bewältigen.
Bauwirtschaft fordert konkrete Maßnahmen
Peter Hübner, Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, appellierte an die Politik, den Ankündigungen nun Taten folgen zu lassen. Er forderte insbesondere die Beschleunigung von Genehmigungs- und Planungsverfahren sowie klare Regelungen für die Verteilung der Mittel aus dem geplanten Sondervermögen. Hübner betonte, die Bauwirtschaft werde ihren Beitrag zur Modernisierung Deutschlands leisten, benötige jedoch verlässliche Rahmenbedingungen und Unterstützung von Seiten der Politik .
In der Expertendiskussion betonte Manuel Oltersdorf vom Projektentwickler FAY Projects, für das Sondervermögen Infrastruktur müssten zügig die Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit zusätzliches privates Kapital in den Markt zurückkehrt. Zu den 500 Mrd. Euro, die vom Staat investiert werden, sollte eine Quote von 1:5, besser 1:10, von der Privatwirtschaft hinzukommen. Nur so könne wieder Vertrauen in den Markt zurückkommen.
Kommunikationsunternehmer Frank Schmeichel, Mitglied im Bundeswirtschaftssenat des BVMW, konstatierte, dass parteiübergreifend und in einem konstruktiven Miteinander von Politik und Wirtschaft endlich erkannt wurde, dass es keinen Aufschub für die Wirtschaftswende geben dürfe. Schmeichel: „Dieser Tag der Bauindustrie war ein Signal des Aufbruchs. Selten war die Einigkeit zwischen Politik und Wirtschaft so greifbar. Vom Bundeskanzler über die neue Bauministerin bis hin zur Bauindustrie wurde deutlich, dass der Ernst der Lage erkannt ist – und dass der Stillstand der vergangenen Jahre überwunden werden muss. Die Wirtschaftswende muss stattfinden. Und zwar Woche für Woche, auf Baustellen, in Rathäusern und Ministerien. Die Bauwende braucht Tempo und Rückenwind. (ls)