Studie zum Projektentwicklermarkt: Nur Berlin wächst noch
In den sieben großen deutschen Großstädten werden weniger Bauprojekte in Angriff genommen als in den Vorjahren – mit Ausnahme von Berlin. Vor allem Büroflächen wachsen in der Hauptstadt, aber auch der Wohnungsmarkt steigt in Berlin weiterhin. Das ergab eine aktuelle Studie der bulwiengesa AG, die heute vorgestellt wurde.
Wachstum von Projektentwicklungen nimmt ab
„Nun stehen wir vor einer Rezession, die voraussichtlich eine tiefe Zäsur für den Projektentwicklungsmarkt sein wird.“, prophezeite Andreas Schulten, Generalbevollmächtigter bei der bulwiengesa AG. Das Analyseunternehmen beobachtet jedes Jahr die Projektentwicklung in den Städten (A-Städte) Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln, München, Düsseldorf und Stuttgart und hat auch dieses Jahr eine Studie diesbezüglich veröffentlicht. Diese zeigt, dass die Entwicklung von Projekten im Vergleich zu 2010 um 30 Prozent zunahm, ab dem letzten Jahr aber das Wachstum auf dem Markt sankt.
Wohnungsmarkt stagniert in großen Städten
Vor allem im Wohnungssegment ist der Einbruch deutlich. Hatte man 2018 noch ein Wachstum von 2,9 Prozent, sank der Betrag dieses Jahr auf minus 2,9 Prozent. Somit erlebte die Studie zum ersten Mal seit 14 Jahren einen Rückgang der Projekte auf dem Wohnungsmarkt. Allerdings bezieht sich diese Entwicklung nicht auf ganz Deutschland, sagt Schulter: „Dieser Trend gilt nur für die gemeindescharf abgegrenzten sieben A-Städte. Diese Entwicklung darf aber gerade im Wohnsegment nicht mit einem bundesweiten Trend gleichgesetzt werden. Wohnprojektentwickler bleiben dem deutschen Wohnungsmarkt weiter treu, sie sind nur deutlich seltener mit Wohnprojekten direkt in einer der A-Städte aktiv.“ Man könne also davon ausgehen, dass die Bevölkerungszunahme in der Innenstadt nachlasse und die Vororte wieder attraktiver werden, so Schulten.
Büroflächen wachsen geringer
Als Folge einer weiterhin hohen Nachfrage an Büroflächen konnte man im Bereich der Wirtschaftsimmobilien für dieses Jahr ein Wachstum von 5,3 Prozent verzeichnen. Allerdings ist dieser Wert geringer als im Vorjahr, als sich das Wachstum auf noch 12,8 Prozent belief.
Berlin ist die Ausnahme
Einzig und allein geht Berlin diesem Trend der anderen A-Städte entgegen. Vor allem im Bereich der Büroflächen, aber auch im Wohnsegment nahm das Wachstum gegenüber 2019 deutlich zu. Dies überrascht, wo doch von vielen Seiten erwartet wurde, dass mit der Reform des Mietendeckels, die Investitionskraft in Berlin zurückgehen würde. Schulter betonte allerdings, dass Projekte immer mehrere Jahre im Voraus geplant werden. Das bedeutet also, dass die jetzigen Entwicklungen nicht mit den Effekten des Mietendeckels korrelieren. Diese wird man erst in einiger Zeit erfahren.
Spekulationen über die Auswirkung von Corona auf den Immobilienmarkt
Auch hinsichtlich der Corona-Krise muss man abwarten, wie der Markt die Pandemie verarbeiten wird. Spekulationen gibt es aber bereits. Die bulwiengesa AG befragte 23 Projektentwickler, welche Auswirkungen sie durch die Krise erwarten. Eine Mehrheit von 76 Prozent rechnet mit Verzögerungen ihrer Bauvorhaben und 48 Prozent glauben, dass eine Verschiebung nötig sein wird. Allerdings befürchten nur acht Prozent der Befragten, dass ein Abbruch ihres Vorhabens nötig wird. Grund für die Einschätzungen sind insbesondere mögliche Einbrüche in den Lieferketten.
Trotzdem bringen Krisen häufig auch Positives mit sich. So könnten Mieten sinken und somit auch ihre Grundstückspreise. Letztere waren in den vergangenen Jahrzehnten immer außerordentlich hoch und verhinderten dadurch viele Projekte. „Das alte neue Thema Grundstückspreise wird in den A-Städten ein wichtiger Schlüssel für eine schnelle Renaissance von Projektentwicklungen sein. Politik und Öffentlichkeit sollten diesen Markt besonders in den Fokus nehmen, etwa über die lokalen Gutachterausschüsse für Grundstückswerte. Der Grundstücksmarkt in den A-Städten war auch schon in den Vorjahren maßgeblich verantwortlich für wenig Angebot bei hoher Nachfrage.“, erklärte Schulter. Trotzdem ist dies kein Grund für voreilige Freude. Denn Schulten betonte zudem, dass Grundstückspreise immer sehr starr seien und sich daher nur langsam anpassen. Von daher müsse man wie immer abwarten und weiterhin die Lage beobachten. (aak)