Streit um Fassade der Bauakademie
Wie soll die zukünftige Fassade der Bauakademie in Mitte aussehen? Darüber streiten aktuell die Befürworter historischer Rekonstruktion und die Verfechter klimapositiven Bauens. Vor der Ausschreibung eines Wettbewerbs soll eine Vorstudie die gestalterischen Freiräume zwischen den Anforderungen an die historische Fassade und den aktuellen bautechnischen Erfordernissen untersuchen. Die Bundesstiftung Bauakademie (BSBA) hat jetzt diese Studie in Auftrag gegeben. Die BSBA will den gesellschaftlichen Dialog über klimafreundliches und nachhaltiges Bauen fördern – und soll später in das neu errichtete Gebäude am Standort der ehemaligen Schinkelschen Bauakademie einziehen.
Die aktuellen Anforderungen umfassen baurechtliche Anpassungen, insbesondere in Bezug auf Barrierefreiheit und die Lichtverhältnisse im vierten Obergeschoss, falls dort Arbeitsplätze vorgesehen sind. Zugleich hat sich die Bundesstiftung Bauakademie das Ziel gesetzt, durch Bau und Betrieb zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels beizutragen. Das bedeutet, dass ein bestimmtes CO₂-Budget nicht überschritten werden soll. Die Kriterien für eine solch klimafreundliche Bauweise werden gegenwärtig von den meisten Gebäuden nicht erfüllt und dürften auch bei einer rekonstruierten Fassade herausfordernd sein.
Im Jahr 2016 genehmigte der Bundestag die "Wiedererrichtung" der Bauakademie und stellte dafür 62 Millionen Euro zur Verfügung. Seitdem gibt es laute Forderungen nach der originalgetreuen Rekonstruktion der markanten roten Ziegelfassade. Angesichts des erheblichen Beitrags des Bauens zum CO₂-Ausstoß fordern jedoch Wissenschaftler sowie Vertreter der Branche, darunter die Bundesarchitektenkammer, die Bundesingenieurkammer und der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA), dass die neue Bauakademie zu einem "Demonstrationsobjekt" für nachhaltiges Bauen werden soll. Im Gegensatz dazu hat die schwarz-rote Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag festgelegt, dass die Wiedererrichtung der historischen Fassade der Bauakademie durch ein geeignetes Verfahren sicherzustellen und notfalls per Gestaltungsverordnung durchzusetzen ist.
Die Ergebnisse der Vorstudie werden voraussichtlich im März vorliegen. Das beauftragte Büro 'schneider + schumacher' aus Frankfurt am Main solle drei bis fünf "Varianten der Abstraktion von der historischen Fassade erarbeiten und damit auch Bilder davon, wie eine solche Abstraktion aussehen könnte", so Guido Spars, Gründungsdirektor der BSBA. Die Vorstudie solle lediglich die Aufgabenstellung für den nachfolgenden Wettbewerb konkretisieren, diesem aber nicht vorgreifen. (kr)