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Stabilität durch Innovation: BVG-Chef Henrik Falk setzt auf KI
v.l. Frank Schmeichel, Business Network, Henrik Falk, BVG, Gabriele Thöne, Staatssekretärin für Finanzen a.D., Prof. Dr.-Ing. Slawomir Stanczak, Fraunhofer HHI, Kristina Jahn, Berliner Wirtschaftsgespräche | BERLINboxx

Stabilität durch Innovation: BVG-Chef Henrik Falk setzt auf KI

25. Februar 2025

Wie die BVG mit Digitalisierung und Automatisierung den Nahverkehr der Zukunft gestaltet

Die Herausforderungen des öffentlichen Nahverkehrs in einer wachsenden Metropole standen im Fokus der Berliner Wirtschaftsgespräche im Berlin Capital Club über den Dächern des Gendarmenmarktes. Gastredner Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), sprach über das Spannungsfeld zwischen Stabilität und Innovation im Mobilitätssektor.

BVG im Wachstum – aber mit Herausforderungen

Falk lieferte beeindruckende Zahlen: In den letzten zehn Jahren wuchs die BVG netto um 4.500 Mitarbeiter – ein Plus von einem Drittel. Gleichzeitig stieg die Betriebsleistung um 10 Prozent. Ein klares Zeichen dafür, dass Personalzuwachs allein nicht die Antwort auf die steigenden Anforderungen im öffentlichen Nahverkehr sein kann.

Mobilität verändert die Stadt der Zukunft: Steffen Jüstel, ZEITGEIST Asset Management (Quartiersentwicklung 27 Hektar in Lichtenberg), und BVG-Vorstandschef Henrik Falk
Mobilität verändert die Stadt der Zukunft: Steffen Jüstel, ZEITGEIST Asset Management (Quartiersentwicklung 27 Hektar in Lichtenberg), BVG-Vorstandschef Henrik Falk, Herbert Beinlich, BVMW  | BERLINboxx

Gleichzeitig gab der BVG-Vorstandsvorsitzende offen zu: “Die Infrastruktur in Berlin hält nicht Schritt.” Besonders die U-Bahn sei nicht stabil genug, um weiteres Wachstum kurzfristig zu verkraften. Sein Credo: “Stabilität vor Wachstum”, so Falk. Trotzdem: Rund 95 Prozent der Berlinerinnen und Berliner haben ein öffentliches Verkehrsangebot direkt vor der Haustür - ein starkes Fundament, auf dem man die Zukunft bauen kann.

Die Zukunft fährt autonom

Die große Hoffnung für mehr Effizienz und Leistung liegt in der Automatisierung. Falk skizzierte, wie die BVG durch den Einsatz neuer Technologien ihre Kapazitäten um bis zu 30 Prozent steigern könnte. Das langfristige Ziel ist klar: autonomes Fahren.

Der Tagesspiegel berichtete bereits im vergangenen Jahr  über die Senatspläne, ab 2027 selbstfahrende Busse im öffentlichen Nahverkehr zu testen. Falk bestätigt: ab 2027 soll es in Berlin möglich sein, autonome Fahrzeuge auf die Straße zu bringen. Das Konzept: Ein Backbone-System aus autonomen Shuttle-Diensten, das den klassischen Nahverkehr ergänzt.

Hightech und Handfeger

Henrik Falk prognostiziert, dass KI den öffentlichen Nahverkehr radikal verändern wird. Von intelligenter Routenplanung bis hin zur Steuerung autonomer Fahrzeuge – hier entstehe eine neue Dimension der Effizienz.

Aber noch ist es Zukunftsmusik. In der anschließenden Frage-Antwort-Runde, moderiert von Kristina Jahn, der Geschäftsführerin der Berliner Wirtschaftsgespräche, war ein Sicherheits- und Sauberkeitskonzept der BVG, speziell der U-Bahn, den Gästen im Capital Club wichtiger als die Algorithmen. Der U-Bahnhof Kottbusser Tor fiel mehrmals als Negativbeispiel. Die BVG antwortete konkret mit bewachten Putzkolonnen an ausgewiesenen Berliner Bahnhöfen. Man könnte es als Berliner Charme bezeichnen, wenn Algorithmen mit Allzweckreiniger für ein künftiges blitzsauberes Fahrerlebnis in der Berliner Untergrundbahn sorgen – eine Symbiose aus Hightech und Handfeger. 

Die Weichen sind gestellt, jetzt kommt es auf die saubere und sichere Umsetzung an. (eg)