Spitzentreffen des Deutschen Mittelstandes in Berlin
Anfang Dezember trafen sich führende Unternehmer des Bundeswirtschaftssenats, dem Exzellenzgremium des BVMW, in der deutschen Hauptstadt zum Spitzengespräch über die Zukunft des Mittelstands und diskutierten mit Dr. Marco Buschmann, Bundesjustizminister a. D. und frisch berufener FDP-Generalsekretär, über die Rolle des Mittelstands in der kritischen Situation Deutschlands nach dem Bruch der Regierungskoalition und angesichts der Neuwahlen im Februar 2025.
CHRISTOPH AHLHAUS: DER MITTELSTAND ARBEITET AM NEUEN WIRTSCHAFTSWUNDER
Christoph Ahlhaus, Bundesgeschäftsführer des BVMW und Präsident des europäischen Mittelstandsverbands European Entrepreneurs (CEA-PME):
„Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) zeigt sich besorgt über die aktuelle wirtschaftliche Lage des Mittelstands in Deutschland. Laut einer Umfrage des BVMW haben über 84 Prozent der mittelständischen Unternehmen eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation in den letzten zwölf Monaten festgestellt. Rund 43 Prozent berichten zudem von einer negativen Entwicklung der eigenen Unternehmenslage, und etwa 40 Prozent erwarten einen anhaltenden Abwärtstrend im kommenden Jahr.“
Ahlhaus, als ehemaliger Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg ein Kenner der politischen Situation im Bund und in den Ländern, betonte die Dringlichkeit politischer Entscheidungen angesichts der bevorstehenden Neuwahlen im Februar 2025. Er forderte ein Ende der politischen Unklarheit und stellt die Handlungsfähigkeit der aktuellen Bundesregierung infrage. Angesichts dieser Herausforderungen forderte Ahlhaus klare wirtschaftspolitische Maßnahmen, um die Krise zu überwinden und dem Mittelstand wieder Perspektiven zu bieten:
„Die bevorstehenden Neuwahlen am 23. Februar 2025 werden als entscheidender Moment gesehen, um die politische und wirtschaftliche Stabilität in Deutschland wiederherzustellen. Wir, der Mittelstand, arbeiten an einem neuen Wirtschaftswunder.“
FDP-GENERALSEKRETÄR MARCO BUSCHMANN: POLITISCHE DISRUPTION IST ALTERNATIVLOS
Dr. Marco Buschmann, der als enger Vertrauter von Parteichef Christian Lindner gilt, kommentierte den Bruch der Koalition:
„Jeder weiß, dass die FDP das Aussetzen der Schuldenbremse für einen politischen und wirtschaftlichen Fehler hält. Zudem gibt es strenge verfassungsrechtliche Vorgaben. Es lagen keine prüfungsfähigen Unterlagen vor: kein Entwurf für einen Beschlusstext oder einen Tilgungsplan, wie es das deutsche Grundgesetz verlangt. Das mündlich vorgetragene Konzept war mit erheblichen verfassungsrechtlichen Risiken verbunden. Auf einer solchen Grundlage zu entscheiden, ist nicht seriös und leicht angreifbar. Die FDP-Mitglieder im Koalitionsausschuss haben ihre Skepsis gegenüber der Aussetzung der Schuldenbremse signalisiert, wären jedoch bereit gewesen, weitere Gespräche zu führen.“
Dennoch sei das vorgelegte Maßnahmenpaket nicht geeignet gewesen, eine substanzielle wirtschaftliche Wende herbeizuführen. Er plädierte dafür, nicht über Strategiepapiere der Liberalen zu sprechen, sondern über die Zukunftskonzepte für Deutschland und erklärte, dass die liberale Partei nun zeigen müsse, dass sie die besten Antworten habe, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen und die Freiheit jedes Einzelnen vor Bürokratie und staatlicher Übergriffigkeit zu schützen.
Buschmann betonte, dass die Entscheidung zum Austritt aus der Koalition und sein eigener Rücktritt als Justizminister notwendig gewesen seien, um den politischen Kurs der FDP zu wahren und eine effektive Wirtschaftspolitik zu gewährleisten. Buschmann:
„Eine politische Disruption ist alternativlos.“
Auf die Frage, ob sich die FDP in der Koalition vor allem als Korrektiv zu SPD und Grünen verstanden habe, antwortete Buschmann:
„Die These würde ich so nicht stehen lassen. Natürlich war unser Ehrgeiz für steuerliche Reformen größer als bei unseren Partnern. Aber wir haben nicht nur Schlimmeres verhindert, sondern auch Wichtiges erreicht: ein großes Bürokratieabbau-Programm, viele steuerliche Erleichterungen und gesellschaftspolitische Modernisierung. Hinzu kommt der Schutz der Privatsphäre etwa vor heimlichen Wohnungsdurchsuchungen oder vor Schnüffelei in privater Kommunikation, Stichwort: Chat-Control.“
EMPFANG IM AXEL SPRINGER VERLAG
Am Nachmittag wurde die Wirtschaftsdelegation von Dr. Ulf Poschardt, langjähriger Chefredakteur der WELT-Gruppe und frisch gekürter Herausgeber der Dachmarke „Premium Gruppe“, im Journalistenclub des Axel Springer-Verlagshauses empfangen. Poschardt analysierte den Bruch der Koalition und sparte nicht mit Kritik an der verbliebenen Bundesregierung. Seine Analyse zur Volkswirtschaft im Niedergang war ernüchternd: Deutschland schmiert ab. Dieser Wahlkampf müsste die Wirtschaft ins Zentrum rücken, aber kaum jemand traut sich. Er beklagt das Fehlen vernünftiger Wirtschaftskonzepte in weiten Teilen der Politik. Die deutsche Wirtschaft und Industrie stagnierten, die Stimmung unter Unternehmern sei mies, Investoren machten einen weiten Bogen um den Wirtschaftsstandort Deutschland.
MAKE ECONOMY GREAT AGAIN
In seinem zusammen mit dem Ökonomen Daniel Stelter herausgegebenen Podcast „Make Economy Great Again“ kämpft Poschardt gegen diese ökonomische „Ignoranz“ an und zeigt Wege auf, wie trotz allem ein neues Wirtschaftswunder gelingen kann. Poschardt kritisierte die Rolle der überwiegend rot-grün-geprägten Medien und deren Sichtweise auf Unternehmer:
„Sie, die Unternehmer, sind die Feinde von dunkelrot-grün. In der medialen Wirklichkeit stimmt nichts mehr. Undifferenzierte Dämonisierung der Unternehmer sind an der Tagesordnung.“
Eine unrühmliche Rolle spielte dabei der Öffentlich-rechtliche Rundfunk. Dieser, so Poschardt, sei nicht reformierbar.
CHRISTOPH EHRLICH ZUM WIRTSCHAFTSSENATOR H. C. ERNANNT
Im legendären Journalistenclub des Axel Springer Verlages, der mit von Verleger Axel Springer in London erworbenem Mobiliar aus den Räumen der traditionsreichen TIMES ausgestattet ist, wurde im Anschluss an die Diskussion Magister Christoph Ehrlich, Geschäftsführer der HASCO-Unternehmensgruppe, für seine Verdienste um den deutschen Mittelstand von Christoph Ahlhaus zum Wirtschaftssenator h. c. ernannt. Christoph Ehrlich, der aus dem österreichischen Berndorf stammt, hat den Lüdenscheider Werkzeug- und Heißkanaltechnikhersteller neu ausgerichtet und zukunftsfähig gemacht. Christoph Ehrlich ist stolz auf „unsere Wurzeln als Werkzeugmacher“. Das Wissen um den Kunden und seine Bedürfnisse helfe dem Unternehmen seit 100 Jahren und auch in Zukunft, „das Handeln an der Werkbank einfacher zu gestalten“. 1924 von Hugo Hasenclever gegründet, hat sich das Unternehmen immer wieder als Innovationstreiber profiliert. Und das, so das erklärte Ziel von Christoph Ehrlich, solle so bleiben. Man wolle auch in den nächsten 100 Jahren die innovativen Meilensteine für die Branche setzen. In Deutschland sei eine beeindruckende, innovative, starke mittelständische Unternehmenskultur und -struktur vorhanden, so Ehrlich. Das betrifft gerade eine Industrie wie den Werkzeug- und Formenbau. Allerdings haben sich die Standortbedingungen in den letzten Jahren nachteilig entwickelt. Zu den Gründen gehörten Inflation, Steuern, Energiekosten, Infrastruktur, Fachkräftemangel und ganz besonders die Bürokratie. „Das hat beachtliche Auswirkungen auf die Industrien. Wir sehen, wie Betriebe einfach aufhören, die Produktion runterfahren oder insolvent sind. Es gibt Verlagerungen in andere Länder in Osteuropa oder Asien, weil die Standortattraktivität in ganz besonderem Maße zurzeit in Deutschland stark nachgelassen hat. In Asien sehe ich die Entwicklungen nicht so dramatisch, auch in den USA sieht man eine gewisse Dynamik, aber der europäische Markt ist im Schnitt für die Werkzeug- und Formenbauer und auch die Spritzgießer sehr fordernd.“ Ehrlich sieht aber auch Lösungsansätze:
„Es gibt natürlich einen wichtigen Beitrag der Effizienz und Innovationskraft aus dem Unternehmen heraus. Und wir leisten natürlich auch unseren Beitrag dazu. Aber es bleibt die Frage, wie attraktiv der Standort Deutschland in Zukunft für solche Unternehmen sein kann. Damit verlassen wir zwangsläufig die Ebene der Unternehmen und kommen in politische Fragestellungen, die gelöst werden müssen, aus unserer Sicht je früher, desto besser.“
Für die Zukunft von HASCO ist Ehrlich optimistisch:
„Wir werden diesen eingeschlagenen Weg beibehalten. Unser Motto ist ja ‚Seit 100 Jahren der Pionier für den Formenbau‘ und diesen Pioniergedanken werden wir weiterverfolgen. Wir haben einen Weg hinter uns, der von viel Innovationskraft gezeichnet ist. Wir haben immer den Blick nach vorn gerichtet und das tun wir auch weiterhin. So gesehen ist unser Leitgedanke: 100 Ideen in der Vergangenheit und 100 Ideen für die Zukunft. Und die haben wir tatsächlich.Wir werden auch dieses Jahr wieder eine Reihe von Produkten und Services vorstellen, die alle das Leben des Formenbauers einfacher und besser machen. Es gibt intelligente Anwendungen und Werkzeuge, an denen wir arbeiten. Also Innovation ist unser Antrieb und bleibt Leitgedanke.“
ADVENTSGALA IM HOTEL DE ROME
Am Abend stand die Advents-Gala im Hotel de Rome ganz im Zeichen des Networkings. Christoph Ahlhaus zog eine eindrucksvolle Bilanz des Jahres 2024 und stellte besonders die Teamleistung hervor. In einem Filmbeitrag wurden die Highlights des Jahres wie die Delegationsreisen nach Palma de Mallorca und Südtirol, die Partnerschaft mit der IFZA, der überwältigende Erfolg des Zukunftstags Mittelstand sowie die gelungene Positionierung des BVMW in den Medien hervorgehoben.
Dr. Jochen Leonhardt, Sprecher des Präsidiums, dankte Christoph Ahlhaus für die Neupositionierung des Verbands sowie die zunehmende Vernetzung und internationale Akzeptanz. Das Präsidium wurde auf der Bundesversammlung 2024 in der jetzigen Zusammensetzung gewählt. Die Mitglieder repräsentieren verschiedene Branchen, Regionen und Unternehmensgrößen. Mit einem klaren Bekenntnis zu Innovation, Nachhaltigkeit und internationaler Wettbewerbsfähigkeit setzt das Präsidium Impulse, die die Zukunft des Verbandes und seiner Mitglieder prägen.
Künstlerisch begleitet wurde die Adventsgala vom A-cappella-Vokalensemble der ehemaligen Mitglieder des Dresdner Kreuzchors „Vocal he:arts“. Mit ihrer Stimmgewalt erzeugten sie eine kontrastreiche, harmonische Spannung und malten mit den Weihnachtsliedern eine feierliche Klanglandschaft.
EHRUNG DES MULTIUNTERNEHMERS HARALD SEIFERT
Der „Mr. Perfect“ der Automotive-Branche führt seit 1983 in zweiter Generation das Familienunternehmen Seifert Logistics Group mit 4.000 Mitarbeitern erfolgreich und stabil. Aber neben der Logistik-Branche mit 900.000 Quadratmetern bewirtschafteter Fläche ist der Multiunternehmer in weiteren Branchen erfolgreich. Daneben hat Harald Seifert viele Ehrenämter inne, unter anderem als Vizepräsident der IHK Ulm. „Mr. Perfect“ ist sein Credo und der Seifert Spirit sein Anspruch. Seine Leidenschaft teilt er mit seiner Frau Antje: die Oldtimersammlung als Kontrast zu den großen Sattelschleppern, die er im Sinne der Nachhaltigkeit elektrisch ausrichtet. Auch am Firmensitz, dem Seifert Logistikzentrum in Ulm-Nord an der Autobahn A8, steht Nachhaltigkeit im Fokus. Dort ließ er eine Photovoltaik-Aufdachanlage installieren. Seine Philosophie: Als Dienstleister den Millimeter besser sein als der Wettbewerb. Für ihn bedeutet Beruf gleich Berufung, und Leidenschaft im Beruf ist eine Konstante. Nicht nur in der Branche, etwa als Logistikweiser, ist sein Rat begehrt. Auch durch sein langjähriges Engagement im Bundeswirtschaftssenat hat Harald Seifert Maßstäbe gesetzt. Für seine überragende Leistung wird ihm der Ehrentitel Bundeswirtschaftssenator verliehen.
AUSBLICK AUF 2025 – 50 JAHRE DER MITTELSTAND.BVMW
HIGHLIGHTS: ZUKUNFTSTAG MITTELSTAND UND MITTELSTANDS-TV
Christoph Ahlhaus stimmte die Gäste auf das 50. Jubiläum des BVMW im nächsten Jahr ein und bedankte sich bei den zum Teil langjährigen Partnern wie BMW, SILVER ATENA, GENERALI, DEUTSCHE VERMÖGENSBERATUNG und MICROSOFT. Seinen besonderen Dank richtete er an Holger Schlechter, CFO von IFZA, die auch die Adventsgala großzügig unterstützte.
Höhepunkt des Jubiläumsjahres ist der Zukunftstag Mittelstand 2025 am 9. April in Berlin. Mit mehr als 8.000 Teilnehmern ist es das größte Treffen des Mittelstands in Deutschland. Unter dem Titel „Werte & Wohlstand“ werden prominente Vertreter der neuen Bundesregierung, Staatspräsidenten und Diplomaten erwartet.
Beim Zukunftstag Mittelstand 2024 waren neben dem Bundeswirtschafts- und Bundesfinanzminister drei weitere Kabinettsmitglieder vertreten. Im nächsten Jahr wird sich die Fläche in der Station Berlin annähernd verdoppeln gegenüber 2024.
EIGENES TV-FORMAT: DER MITTELSTAND. DAS UNTERNEHMERGESPRÄCH
Vom 21. Januar an und danach vierzehntäglich während des gesamten Jubiläumsjahres geht ein eigenes TV-Format auf Sendung:
Die Gesprächsreihe „Der Mittelstand. Das Unternehmergespräch“ wird beim Berliner Hauptstadtsender tv.berlin aufgezeichnet und per Satellit bundesweit ausgestrahlt.
Christoph Ahlhaus zum Ziel der TV-Serie:
„Durch 50 Jahre BVMW hat der Mittelstand bereits eine starke Stimme in den deutschen Medien. Doch wer sind die Menschen hinter den Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen und Innovationen vorantreiben? Genau diesen Unternehmerpersönlichkeiten wollen wir ein Gesicht geben.“
Der ehemalige Journalist (Axel Springer Verlag, ZDF, SAT1), Medien- und Kommunikationsunternehmer Frank Schmeichel ergänzt:
„Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bezeichnete den Mittelstand als das Herz der deutschen Wirtschaft. Wir wollen im 50. Jubiläumsjahr des BVMW fühlen, wie dieses Herz schlägt, und haben daher herausragende Persönlichkeiten des deutschen Mittelstands eingeladen, um über deren Vita, deren Unternehmen, Werte und Stärken des Mittelstands zu sprechen. Und natürlich auch über Wirtschaftspolitik und den Beitrag, den der Mittelstand zum Wohlstand in Deutschland leistet.“
In der ersten Sendung, die von Senatsmitglied Frank Schmeichel moderiert wird, ist Senator h. c. Ferdinand Munk, Gründer der MUNK Group, zu Gast. Die MUNK Group feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Firmenjubiläum.
Begleitet wird die Sendung durch Veröffentlichungen in Der Mittelstand, Wallstreet-Online und BERLINboxx sowie auf den Social-Media-Kanälen von BVMW, tv.berlin und BERLINboxx. Die Nutzungsrechte gehen an die Interviewpartner über, damit diese die Inhalte für eigene Marketing- und Social-Media-Aktivitäten einsetzen können.
Christoph Ahlhaus:
„Ich bin überwältigt über die Resonanz bei den Senatsmitgliedern auf dieses Angebot. Durch die Unternehmergespräche erhält der Mittelstand ein Gesicht – und das während des ganzen Jubiläumsjahres.“