
Sanierungsfall Schloss Bellevue – hoher Standard, hohe Kosten
Noch vor wenigen Wochen sorgte der geplante Ausbau des Kanzleramts für viel Kritik und der Vorwurf der Steuergeldverschwendung stand im Raum. Nun trifft es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) bzw. seinen Amtssitz, das Schloss Bellevue sowie das benachbarte Präsidialamt im Großen Tiergarten, welche saniert werden müssen. Das allein wäre unter dem Aspekt der notwendigen Instandhaltung noch verständlich – die Gesamtkosten sorgen dennoch für Stirnrunzeln.
Als „Ausweichquartier“ dient dem Bundespräsidenten und seinen 250 Beamten (!) ein 205 Millionen Euro teurer Neubau, der am anderen Spreeufer gegenüber vom Kanzleramt errichtet wird. Die jährliche Miete wird zusätzliche 16 Millionen Euro betragen. Das präsidiale Haus hat eine knallig-bunte Keramikfassade, welche umgeben von anderen grauen Betonbauten jedem sofort ins Auge sticht. Das erste Obergeschoss besteht zu einem großen Teil aus gestapelten Holzmodulen, die extra aus österreichischen Fichten und Birken gefertigt werden – immerhin erfolgt die Anfertigung im Berliner Ortsteil Köpenick. Ganz oben im Gebäude sind noch zwei repräsentative Säle vorhanden.
Kosten über Kosten
Nur fünf Jahre soll Steinmeier im neuen Gebäude verweilen, solange wird die Rundumerneuerung des Schlosses Bellevue (voraussichtlich) dauern. Geplant sind energetische Sanierungsarbeiten, die Instandsetzung der technischen Anlagen, Barrierefreiheit und höhere Sicherungsanforderungen. Wie viel am Ende die Sanierungskosten betragen, rechne man im Moment noch aus.
Die alleinigen Kosten des Umzugs, der 2026 erfolgen wird, werden jedoch schon jetzt auf rund 300.000 Euro geschätzt. Ironischerweise ist der Grund für den teuren Neubau, dass man angeblich in Berlin kein bereits vorhandenes Gebäude für den Bundespräsidenten und seine Bediensteten finden konnte – jeder, der in Berlin eine bezahlbare Wohnung sucht, kennt das Gefühl.
Obendrauf kommt noch die Totalsanierung des Bundespräsidialamtes. Die damaligen Architekten besitzen noch immer die Urheberrechte des 1998 errichteten schwarz-eiförmigen Gebäudes und sind nun auch für den Umbau verantwortlich. Die Sanierungskosten dafür sind ebenfalls noch offen. (mz)