BusinessMagazin
How to find Young Professionals: Was will der Nachwuchs in der Immobilienbranche?
Nachwuchs für die Immobilienbranche: Susanne Tattersall im Gespräch mit Dr. Reinhard Kutscher | Foto: Business Network

How to find Young Professionals: Was will der Nachwuchs in der Immobilienbranche?

10. Oktober 2019

Millennials und die Generation Z drängen auf den Arbeitsmarkt und werden die Arbeitswelt noch für viele Jahre prägen. Sie sind der Nachwuchs, aus denen Unternehmen ihre Mitarbeiter rekrutieren – auch die Immobilienbranche. Für die Zukunft von Unternehmen ist es daher entscheidend, diese Generationen möglichst frühzeitig an sich zu binden. Doch was sind die Anforderungen junger Menschen an die Arbeitswelt?

Bedürfnisse junger Berufseinsteiger – Gehalt spielt immer noch eine zentrale Rolle

Bezahlung, Work-Life-Balance, Loyalität und Unternehmenskultur sind Begriffe, die in diesem Zusammenhang immer wieder als Motivationsfaktoren angeführt werden. Eine Studentenbefragung, die die Messe München im Vorfeld der Expo Real durchgeführt hat, legt jedoch nahe: Vor allem der schnöde Mammon entfaltet durchaus noch eine gewisse Zugkraft auf den Immobiliennachwuchs.

Von den rund 170 befragten Immobilienstudenten und Azubis finden 80% das Thema Gehalt wichtig oder gar sehr wichtig. In der Rangliste der wichtigsten Kriterien bei der Arbeitgeberwahl landen nur zwei Aspekte vor der Kohle: Unternehmenserfolg (89%) und flexible Arbeitszeiten (84%).

Forderungen des jungen Nachwuchses oft unrealistisch

Geschäftsführer, Headhunter und Young Professionals diskutierten dazu auf dem Career Day auf der Immobilienmesse EXPO Real und versuchten Antworten zu finden. Denn aktuell ist der Markt sehr arbeitnehmerfreundlich. Einsteiger können sich ihren Job aussuchen, die Unternehmen bewerben sich um die Spitzenkräfte – nicht umgekehrt!

Doch durch die hohe Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften sind die Vorstellungen von Arbeitnehmern oft auch überzogen. Die eigenen Vorstellungen und die Realität in Bezug auf den eigenen Wert für den Arbeitgeber klaffen oft deutlich auseinander. „Leider matcht der Anspruch oft nicht mit der Leistung“, sagt Susanne Tattersall, geschäftsführende Gesellschafterin des deutschlandweit aktiven Immobilienverwalters Tattersall·Lorenz.

Gesprächsrunde auf der EXPO REAL: v.l.n.r. Caroline Manteuffel, GARBE Industrial Real Estate GmbH, Inga Beyler, Bernd Heuer Karriere GmbH & Co. KG, Susanne Tattersall, TATTERSALL·LORENZ Immobilienverwaltung und -management GmbH, Reinhard Kutscher, Union Investment Real Estate GmbH | Foto: Business Network

Berufswahl – Reputation und Unternehmenskultur als zentrales Kriterium

Wenn es darum geht, Mitarbeiter nicht nur zu gewinnen, sondern auch zu langfristig zu halten, ist die passende Unternehmenskultur ein wichtiger Aspekt. Und sie wird in einer Zeit, in der viele Unternehmen ähnliche Nebenleistungen anbieten, immer häufiger zum entscheidenden Faktor. Denn es gibt viele „Do’s and Don‘ts“ im Umgang miteinander. Sie entscheiden über die Motivation eines jungen Arbeitnehmers und letztlich auch über dessen Verbleib im Unternehmen. Auch die Authentizität eines Unternehmens ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Faktor.

Susanne Tattersall bestätigt, dass das Image und die unternehmerische Ausrichtung eine wichtige Rolle spielen: „Die Reputation unseres Unternehmens ist ein entscheidendes Kriterium. Wir verwalten für interessante Kunden interessante Immobilien. Und wir sind im besten Sinne Mittelstand. Wer sich bei uns im Unternehmen wirklich einbringt, kann sich entwickeln und es weit bringen – anders als vielleicht in einem Konzern mit starren Strukturen.“

Steigende Gehaltswünsche bei Immobilienstudenten

Ein zentrales Thema waren – natürlich – auch die steigenden Gehaltswünsche der Immobilienstudenten. Susanne Tattersall bestätigte einen Anstieg der Lohnvorstellungen um 30 Prozent: „Ein Bachelorabsolvent mit einem zweijährigen Studium startet deutlich unter 40.000 Euro. Bei einem Masterabsolventen kann ich schon eher verstehen, wenn er in Richtung 50.000 Euro schaut. Dann kommt es auf die Region an. In Berlin sind die Gehälter am niedrigsten, im Süden am höchsten, Frankfurt, Düsseldorf oder Hamburg liegen dazwischen“. Wie viel Arbeitgeber dann aber tatsächlich bereit sind, zu zahlen, ist vom Einzelfall abhängig: Hier spielen Faktoren wie Abschlussnoten, Praktika und der persönliche Eindruck eine wichtige Rolle.

Erfahrung schon in der Ausbildung gewinnen

Wie wichtig es ist, junge Menschen für das Unternehmen zu begeistern, betont auch Dr. Reinhard Kutscher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Union Investment Real Estate GmbH: „Es ist entscheidend für eine langfristige Bindung, junge Menschen direkt nach der Ausbildung oder dem Studium an das Unternehmen zu binden. Doch Führungskräfte wünschen sich oft erfahrene Leute – was ein Widerspruch ist, denn Berufseinsteiger müssen sich erst noch beweisen. Ein guter Ansatz ist aus meiner Sicht eine interdisziplinäre und duale Ausbildung, wie sie beispielsweise die HSBH Hochschule anbietet. So arbeiten junge Menschen schon neben dem Studium in den Unternehmen, lernen diese kennen und eine nachhaltige Bindung kann sich somit schon in der Ausbildung entwickeln. Ein Gewinn für beide Seiten.“

Klar ist, dass sich die Ansprüche des Nachwuchses in der Immobilienbranche verändert haben. Zwar ist der Lohn weiterhin ein relevantes Kriterium, allerdings nehmen inzwischen auch die Unternehmenskultur, transparente Gehälter und flexible Arbeitszeiten eine zunehmend wichtige Rolle für junge Arbeitnehmer ein. Eine Entwicklung, auf die die Branche sich in vielen Bereichen noch einstellen muss. Denn nur so kann es gelingen, Young Professionals zu gewinnen und dauerhaft an das Unternehmen zu binden. (ak)