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Green Economy: Diese Nachhaltigkeitstrends prägen Berlin 2024
Green Economy ist das neue Leitbild für wirtschaftliche Entwicklung | Canva

Green Economy: Diese Nachhaltigkeitstrends prägen Berlin 2024

05. März 2024

Berlin ist Deutschlands wichtigster Innovations-Hotspot und bringt als Schmelztiegel verschiedenster Einflüsse ununterbrochen neue Ideen und Trends hervor. Das drückt sich in einer unvergleichlichen urbanen Vielfalt aus, die häufig der nötige Impulsgeber für neuartige Geschäftskonzepte ist, die den Zeitgeist gekonnt einfangen. Deshalb verwundert es kaum, dass Berlin in puncto Nachhaltigkeit und Green Economy den Ton angibt. Der grüne Funke ist bereits auf die unterschiedlichsten Branchen übergesprungen: von der Lebensmittelindustrie, über den Tourismus bis in den Fashion-Bereich hinein, liegen nachhaltige Strategien im Trend.

Nachhaltigkeitspionier Berlin

Ohne die engagierten Vorstöße starker wirtschaftlicher Akteure könnte Berlin seiner Vorbildfunktion beim Thema Nachhaltigkeit kaum gerecht werden. Mitverantwortlich für den Erfolg grüner Geschäftsideen sind aber auch politische Programme, die die richtigen Anreize und Rahmenbedingungen setzen. Noch vor Ende der letzten Legislaturperiode hat die damalige Senatsverwaltung 17 Nachhaltigkeitsziele festgelegt, die als Basis für die Entwicklung der Stadt bis zum Jahr 2030 dienen sollen. Diese Ziele wirken als Ergänzung zu den EU- und Bundeszielen auf Landesebene und enthalten beispielsweise Vorgaben für die Steigerung der Attraktivität Berlins als nachhaltiger Standort, neue Ansätze für die Abfallwirtschaft und Konzepte zur Förderung der Chancengleichheit. Die Berliner Nachhaltigkeitsziele gehen damit über den Gedanken des Klima- und Umweltschutzes hinaus.

Lokale Lebensmittel aus urbanen Gärten

Wenn es um Fragen der Nachhaltigkeit geht, ist die Ernährung ein viel diskutierter Aspekt, da insbesondere die Lebensmittelproduktion große Auswirkungen auf andere gesellschaftliche Bereiche hat. Das Idealmodell sieht eine möglichst lokale Versorgung mit Grundnahrungsmitteln vor, da die kurzen Wege Energie sowie Ressourcen einsparen und die Bevölkerung unabhängiger von überregionalen Konflikten und Krisen macht. Dass es dafür nicht immer einen Bauernhof und viele Hektar Acker braucht, zeigt der Trend zum Urban Gardening. In Schreberparzellen, auf Dächern und auf öffentlichen Grünflächen: Überall in Berlin sprießen derzeit Gemeinschaftsgärten. Projekte wie das Netzwerk Urbane Gärten Berlin haben entsprechend großen Zulauf. Doch auch Lebensmittel-Startups sind sich dieser Entwicklung bewusst und verfolgen eigene Ideen, um nicht nur die direkte Nachbarschaft, sondern eine größere Anzahl an Menschen mit Obst, Kräutern und Gemüse aus städtischen Gärten zu versorgen. Zu den immer öfter genutzten Konzepten gehört beispielsweise das besonders platzsparende Vertical- und Indoor-Farming.

Der Tourismus wird nachhaltiger

Berlin steht für Zeitgeschichte, weltbekannte Sehenswürdigkeiten und kulinarische Highlights im Überfluss. Aus diesem Grund zieht es jedes Jahr Millionen von Besuchern in die Bundeshauptstadt. Dabei werden die Massen an Touristen auch zu einer Herausforderung für die ohnehin überstrapazierte Infrastruktur. Mit gewissen Vorstößen möchten zahlreiche Unternehmen aus der Branche deshalb für eine nachhaltigere Tourismusentwicklung sorgen. Ein Augenmerk liegt auf den Synergieeffekten einer Stadtplanung, die im Einklang mit touristischen Zielen steht. Zudem sollen Nachhaltigkeitslabels für Hotels und Unterkünfte Besuchern eine bessere Orientierung geben, wie stark sich Anbieter in Sachen Nachhaltigkeit engagieren. Das soll Transparenz schaffen und Beherbergungsbetriebe dazu motivieren, die grüne Transformation in Angriff zu nehmen.

Upcycling haucht alten Produkten neues Leben ein

In Berlin haben nicht nur viele Unternehmen ihren Firmensitz, die Stadt ist auch als Standort für die Produktion nachhaltiger Produkte äußerst relevant. Umweltfreundliche Produktionsverfahren und ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement sollen die negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen möglichst gering halten. Dabei wird der gesamte Produktionszyklus einbezogen: vom Verpackungsdesign bis zur Auslieferung der Ware. Eine wachsende Anzahl an Unternehmen in der Stadt verwenden vermehrt erneuerbare Energien und nutzen darüber hinaus recycelte Materialien. Auch das sogenannte Upcycling liegt 2024 weiterhin im Trend. Bei diesem Prozess werden alte Gegenstände wie Möbel oder sogar Verpackungsmaterialien nicht nur aufbereitet, sondern aufgewertet. Den neuen Produkten kommt dadurch oft ein ganz neuer Verwendungszweck zu. So werden etwa alte Gartenmöbel zu Designerobjekten und Europaletten zu hochwertigen Betten.

Nachhaltige Mode aus der Hauptstadt

Upcycling ist auch in der Modeindustrie ein Stichwort, welches 2024 öfter fallen wird. Das hat sich bereits auf der diesjährigen Berlin Fashion Week abgezeichnet. Schon 2023 stand die Modemesse ganz im Zeichen von Nachhaltigkeit und Vielfalt. Die Leitthemen weckten schon damals großes Interesse und so konnten diverse deutsche Vorreiter einer grüneren und nachhaltigeren Modeindustrie ihre innovativen Konzepte vor internationalem Publikum präsentieren. In Fachkreisen gilt Berlin aus gutem Grund als wichtiger europäischer Modestandort, der oft als Trendbarometer fungiert. Was sich in der Industrie durchsetzen will, muss sich daher zuerst auf Berliner Laufstegen beweisen. Häufig thematisiert werden in diesem Zusammenhang selbstverständlich auch die Produktionsbedingungen in Drittländern und die Umweltauswirkungen der sogenannten „Fast Fashion“. Die Tendenz zur Aufwertung alter Kleidung kann so auch als Gegenkonzept zum Hype um die allseits beliebte Wegwerfmode verstanden werden.