Gibt es bald einen verkaufsoffenen Sonntag pro Monat?
Mehr verkaufsoffene Sonntage für die Berliner Geschäfte, so der Vorschlag von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop. Die Idee findet einigen Zuspruch - jedoch auch Ablehnung.
Wirtschaft antreiben
In den vergangenen Wochen hielten sich die Zahlen der Neuinfektionen auf einem stabil niedrigen Niveau – Grund zum Aufatmen für alle, die mehrere Wochen isoliert im Homeoffice saßen, für alle, die ihre Familien nicht sehen konnten und vor allem für alle Bars und Restaurants, die endlich wieder Umsatz generieren können. Die noch vorhandenen Corona-Einschränkungen beziehen sich insbesondere auf das Tanzverbot in Clubs und Massenversammlungen.
Doch trotz der guten Neuigkeiten trübt die Angst vor dem Winter die Freude. Wie werden die Infektionszahlen sich entwickeln, wenn die Restaurantbesucher bei unter zehn Grad lieber im warmen Inneren sitzen wollen, wo sich das Virus deutlich besser ausbreitet? Wie viel Umsatz kann ein Lokalbetreiber machen, wenn er im Innenraum Abstandsregeln einhalten muss? Kommt eine zweite Welle und wenn ja, welche Geschäfte überleben diese?
Doch egal, ob der zweite Lockdown kommt oder nicht, in jedem Fall ist es ratsam, die Wirtschaft best möglichst anzutreiben. Sei es durch günstige Kredite, Senkung der Mehrwertsteuer oder mehrere verkaufsoffene Sonntage im Jahr. Für die letztere Maßnahme sprach sich zuletzt Wirtschaftssenatorin Ramona Pop aus. Man könne überlegen, ob man mindestens einmal im Monat einen Sonntag freigebe, so ihre Einschätzung. Zwar schütze das Grundgesetz die Sonntagsruhe, es gäbe aber Spielräume. „Aus meiner Sicht ist es ein starkes öffentliches Interesse, die wirtschaftliche Leistung in Berlin wieder zu steigern und die Arbeitsplätze zu sichern.“, erklärte Pop gegenüber der Berliner Morgenpost.
Pops Vorschlag findet Unterstützung…
Dieser Aussage schloss sich der Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller an. „Auf diese schwierige Zeit während der Corona-Krise auch für die Berliner Wirtschaft muss man flexibel reagieren. Ich kann mir daher vorstellen, dass man einen verkaufsoffenen Sonntag im Monat für einen begrenzten Zeitraum ermöglicht. Das muss mit den beteiligten Akteuren verhandelt werden.“, so Müller gegenüber der Berliner Morgenpost.
Nicht nur in der Politik auch in der Wirtschaft selbst findet die Idee anklagen. So äußerte sich Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) laut der Berliner Zeitung mit Zustimmung zu der Idee. Denn liberalere Öffnungszeiten könnten dem stationären Handel mehr Chancen bieten, im Wettbewerb mit dem Onlinehandel zu bestehen und zugleich könnten entfallene Umsätze infolge der Corona-Krise zumindest teilweise kompensieren werden.
…aber auch Ablehnung
Doch so angetan, wie die Einen von der Idee sind, so vehement dagegen sind die Anderen. „Das Berliner Ladenöffnungsgesetz lässt einen pauschalen verkaufsoffenen Sonntag pro Monat eindeutig nicht zu. Wer das ändern will, muss im Parlament eine Mehrheit finden. Ich halte gesetzlich sanktionierte Sonntagsarbeit für die falsche Art, den Corona-Held/innen Danke zu sagen.“, twitterte Alexander Fischer, Staatssekretär für Arbeit und Soziales.
Ebenso kritisch steht die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi dem Vorschlag Pops gegenüber. „Natürlich lehnen wir eine Erweiterung der Sonntagsöffnung ab“, betonte Verdi-Sprecher Andreas Splanemann, laut der Berliner Zeitung. „Sie ist weder im Interesse der Kunden noch der Arbeitnehmer.“ Es bleibt spannend, wer sich am Ende durchsetzt. (aak)