Gedenk-Campus am Grunewald
Unweit des Mahnmals Gleis 17 am Bahnhof Grunewald errichtet die Moses-Mendelsohn-Stiftung einen Campus für Gedenken, Forschung und studentisches Wohnen. Namensgeberin Else Ury, war eine Berliner Schriftstellerin, die von den Nazis in Auschwitz ermordet wurde. Tausende Berliner Jüdinnen und Juden wurden in der Zeit des Nationalsozialismus ab Herbst 1941 vom Gleis 17 mit Zügen der Deutschen Reichsbahn deportiert.
Der Gedenk-Campus am Berliner S-Bahnhof Grunewald soll an die Opfer des Holocaust erinnern. Die Kombination aus Gedenkstätte, Forschungseinrichtung und 150 Apartments für Studierende soll eine besondere Atmosphäre für wissenschaftliches und geschichtsbewusstes Arbeiten fördern.
Das Gleis 17
Die Moses Mendelssohn Stiftung hat für das Campus-Projekt ein Gelände erworben, das an das bekannte Mahnmal angrenzt. „Gleis 17“ vereint mehrere Denkmäler, die an die mehr als 50.000 deportierten Berliner Jüdinnen und Juden erinnern. Seit 1991 symbolisiert eine Betonmauer mit Negativabdrücken menschlicher Körper die langen Wege und Märsche zu den Deportations-Bahnhöfen. 1998 hatte die Deutsche Bahn AG einen Wettbewerb für weitere Entwurfsvorschläge organisiert. Den Siegerentwurf lieferten die Architekten Nicolaus Hirsch, Wolfgang Lorch und Andrea Wandel. Das Mahnmal besteht aus 186 eingelassen Stahlgussplatten, auf denen in chronologischer Reihenfolge Datum, Anzahl der deportierten Menschen und deren Bestimmungsort vermerkt ist.
Schmelztiegel für Geschichte, Kultur und Wissenschaft
Realisiert wird das Vorhaben im Auftrag der Moses-Mendelssohn-Stiftung durch die Frankonia Vermögensverwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft. Für die konkrete Ausgestaltung des Campus-Projekts ist die Kultur- und Sozialwissenschaftlerin Dr. Elke-Vera Kotowski verantwortlich. „Unser Konzept soll innovativ sein und gleichzeitig viele gesellschaftliche Gruppen und wissenschaftliche Richtungen integrieren,“ beschreibt Kotowski die Ausrichtung des Projekts. Die Moses-Mendelssohn-Stiftung ist Gesellschafterin der GBI Unternehmensgruppe sowie von NORD PROJECT Immobilien und engagiert sich in diesem Zusammenhang unter anderem für gemeinnützige Bauprojekte, die der deutsch-jüdischen Verständigung dienen. Vor diesem Hintergrund benennt die Stiftung ihre Studienapartments traditionell nach Persönlichkeiten, die im deutsch-jüdischen Kontext von Bedeutung sind. Charlotte Knobloch, die ehemalige Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, hat die Schirmherrschaft für das Projekt am S-Bahnhof Grunewald übernommen.
150 Apartments für Studierende
Der Gedenk-Campus ist nicht das erste Studienapartmenthaus der Stiftung in Berlin. Das David-Friedländer-Haus erinnert an den 1750 geborenen Aufklärer, der sich gemeinsam mit Moses Mendelssohn für die Emanzipation der Juden einsetzte. Insgesamt gibt es 24 Wohngebäude in Deutschland und Österreich, die nach dem Förderkonzept entstanden sind. Die für Studierende und Auszubildende geplanten Apartments werden durchschnittlich 20 Quadratmeter groß und voll möbliert sein sowie über eine eigene Küchenzeile und ein Bad verfügen.
Die Stiftung wird das Vorhaben mit eigenem Personal und Projektmitteln betreiben, setzt jedoch auch auf Vereinbarungen mit anderen Gedenkorten im Berliner Raum. Kooperationen wird es zudem mit Hochschulen in der Region geben. Studierende unterschiedlicher Fachdisziplinen sollen künftig Konzepte für die Geschichtsvermittlung und die Gedenkkultur erarbeiten. (nm)