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Gastbeitrag: Kunstmarkt Berlin
Johann König über den Kunstmarkt in Berlin | Foto: Jörg Scharmann via Pixabay

Gastbeitrag: Kunstmarkt Berlin

06. September 2019

Ein Appell von Johann König

Johann König | Foto: Lukas Gansterer

Im Mai diesen Jahres wurde ich vom Staatssekretär für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Herrn Christian Rickerts zu einem runden Tisch „Galerien-Kunstmarkt“ in die Senatsverwaltung eingeladen. Herr Rickerts wollte sich mit mir als Experten über die aktuelle Situation, mögliche Bedarfe und Perspektiven des Kunststandortes Berlin austauschen. In der Einladung schmückte sich der Senat mit einer Auflistung zahlreicher Aktivitäten, die zur Unterstützung des Berliner Kunstmarkts von offizieller Stelle durchgeführt werden, in Wahrheit aber privat von den Galerien geleistet werden, ohne jede Zuwendung des Senats.

Dennoch habe ich mir die Zeit genommen für das etwa dreistündige Treffen. Ich habe die Senatsvertreter darauf hingewiesen, dass das Gallery Weekend und die art berlin unabhängige Veranstaltungen der Galeristen sind, die in keiner Weise bezuschußt werden. Die Berlin Art Week , die wiederum mit Fördergeldern in Höhe von 400.000 € vom Wirtschafts- und Kultursenat plus 100.000 € von der GASAG finanziert wird, fliesst an die Senatseigene GmBH Kulturprojekte, die u.a. eine Broschüre produziert, in der wir, die Kulturwirtschaft nicht genannt werden. Die Berlin Art Week hat auch sonst keine nennenswerten Effekte für den Kunstmarkt der Stadt. In der Broschüre wird keine einzige kommerzielle Galerie aufgeführt, dafür aber Kunstvereine, Museen, private Sammlungen, off-spaces und das Haus der Kulturen der Welt. Am absurdesten ist ein Berlin-Plan mit Art Awards, Urban Interventions, Projekträumen bis hin zum Kotti-Shop. Für alle ist Platz in dem Heftchen. Ein VIP Ticket zum kostenlosen Besuch zahlreicher Museen liegt bei. Die Galerien aber fehlen.

Vergißt der Senat, dass die Berliner Galerien die Kunstwirtschaft sind und sie der Stadt Besucher aus aller Welt bescheren, den sogenannten „Qualitätstourismus“, Geld in die Kassen spülen, inklusive Image-Gewinn? Fast eine halbe Million Euro Wirtschaftsförderung, die für alles mögliche, nur nicht für die Kulturwirtschaft ausgegeben werden. Was soll der Sinn und Zweck dieser Wirtschaftsförderung sein? Wie sollen junge Galerien in dieser Stadt Fuß fassen können, wenn man sie komplett ignoriert? Sie müssen alles aus eigener Tasche zahlen, ohne Zuschüsse, ohne finanzielle Unterstützung. Die Einladungen an die Kunden, deren Hotels und die Teilnahmegebühren, die Ausstellungen. Die Wirtschaftsförderung ist weit weg. Eine halbe Million Euro landet im Wasserkopf der Kulturprojekte Berlin.

Für die sensationellen, auch internationalen Erfolge der privat von den Galerien durchgeführten Veranstaltungen wie dem Gallery Weekend, ist allein die hohe Qualität der Galerien Ursache. Das Gallery Weekend holt die ganze Kunstwelt in die Stadt, die Hotels und Restaurants sind ausgebucht, die Stadt profitiert immens. Es haben sich dadurch in der Hauptstadt Künstler aus der ganzen Welt angesiedelt. Sie finden ihre geistige Heimat in diesen Galerien.

Leider sind immer weniger Galeristen der jüngeren und jüngsten Generation unter ihnen. Hier muss die Förderung direkt und sofort ansetzen. Daher ist mein Vorschlag, die Förderung aus den Kulturprojekte Berlin heraus zu lösen und separat und direkt der Galerieszene zukommen zu lassen, wo sie gebraucht wird und etwas bewegt werden kann.