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Ernüchternd: Die (schwere) Wohnungssuche in Berlin
Nach einer passenden und bezahlbaren Wohnung muss man mit der Lupe suchen | Andrii Yalanskyi, Canva

Ernüchternd: Die (schwere) Wohnungssuche in Berlin

26. Juli 2024

Die Themen Wohnen, Wohnungsbau und Mietpreise sind ein Dauerbrenner in Berlin - und erregten jüngst erneut die Gemüter, als der Immobilienriese Vonovia angekündigt hatte, die Mieten um bis zu 15 Prozent erhöhen zu wollen. Außerdem musste Stadtentwicklungs- und Bausenator Christian Gaebler (SPD) eingestehen, dass die Quote der neuen Wohnungen von 20.000 auch in diesem Jahr nicht erreichten werden dürfte. Viel Arbeit und viele Probleme für alle Beteiligten also, jedoch erscheint nicht alles gänzlich negativ. So sieht es zumindest der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), der circa die Hälfte des Wohnungsbestands in der Hauptstadt vertritt.

Zunächst die gute Nachricht: Wohnen in Berlin ist nicht so teuer, wie es weitläufig angenommen wird. Den Worten von Maren Kern, Vorstand des BBU, zufolge, belegt die Auswertung der Bevölkerungserhebung („Zensus“), dass „Wohnen in Berlin günstig ist“. Damit meint Kern vor allem den Vergleich zu anderen Großstädten, denn der Netto-Kaltmiete-Durchschnitt in Berlin liege bei 7,67 Euro pro m2, was im Vergleich zu Städten wie Hamburg, Köln und vor allem München sehr günstig sei.

Der Haken an der Sache ist aber, dass diese Angaben für Mieter gelten, die bereits eine Wohnung haben, nicht für Neu-Mieter. Damit erklärt die BBU-Chefin auch den Unterschied zu den in einer Stichprobe gesammelten Umfragewerten gegenüber den angegebenen Preisen auf Internet-Portalen, die mit 11,54 Euro pro m2 deutlich höher liegen. Kommunale Unternehmen und Genossenschaften würden dort kaum inserieren.

Nun zur anderen Seite der Medaille, weswegen das Thema Wohnungsnot in Berlin weiterhin präsent ist: Die Talfahrt der Neubauprojekte. Für das kommende Jahr erwartet Kern von ihren Mitgliedsunternehmen nur rund 4486 fertiggestellte Wohnungen, „ein Drittel weniger als 2023 und der niedrigste Stand seit 2018.“ Der Grund dafür sind die fehlenden Investitionen, welche im vergangenen Jahr um circa 18 Prozent bzw. 252 Millionen Euro gesunken sind. „Die Baupreise sind siebenmal so stark gestiegen wie die Mieten. Das geht auf die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen“, betont die BBU-Chefin.

Kern fordert als Lösungsansatz vom Land Berlin, die Grunderwerbsteuer zu senken, wenn auf einem Grundstück zu sozialen Mieten gebaut wird. Der Bund solle die Mehrwertsteuer bei den Baukosten von 19 auf 7 Prozent senken, dazu Neubauten und Modernisierungen verlässlich fördern. (mz)