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Equal Pay Day: Alle Jahre wieder die gleiche Debatte
Der Equal Pay Day macht jährlich auf den Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern aufmerksam | Foto: Wokandapix auf Pixabay

Equal Pay Day: Alle Jahre wieder die gleiche Debatte

17. März 2020

Wir schreiben das Jahr 2020, die #MeToo Debatte ist seit mehr als zwei Jahren in aller Munde und Feminismus inzwischen mehr als ein Trend geworden. Trotzdem hat sich seit Jahren in der genderspezifischen Lohndifferenz kaum etwas verändert. Heute am 17.03.2020 findet zum mal zwölften Mal der Equal Pay Day statt. Dieser soll auf die ungleiche Bezahlung zwischen Frauen und Männern aufmerksam machen.

Frauen verdienen im bundesweiten Durchschnitt 20 Prozent weniger

Das Statistische Bundesamt veröffentlichte gestern die Zahlen zum Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern im Jahr 2019. Im deutschlandweiten Schnitt verdiente eine Frau im letzten Jahr gut 20 Prozent weniger als ein Mann.

Im bundesweiten Vergleich liegt Berlin mit 14 Prozent Differenz immerhin auf Platz drei. Eine kleinere Gehaltslücke können nur Sachsen-Anhalt mit 15,5 Prozent und Brandenburg mit 14,9 Prozent aufweisen. Generell ist Lücke in Ostdeutschland immer noch kleiner als im Westen. Während Männer im Westen von Deutschland im Schnitt ein Bruttolebensgehalt von 1,5 Millionen Euro haben, erreichen Frauen gerade mal 830.000 Euro. Hingegen verdienen Frauen in Ostdeutschland auf ihr Leben gerechnet 660.000 Euro und die Männer 1,1 Millionen Euro.

Ein Grund für die geringere Differenz im Osten ist, dass Frauen zu Zeiten der DDR bessere Chancen hatten, einen gut bezahlten technischen Beruf zu erlangen. Außerdem ist der Lohnunterschied vor allem in der Industriebranche besonders hoch. Diese ist vor allem im Westen des Landes vertreten.

Gründe für den Gender Pay Gap

Die Hauptgründe für den bundesweiten Gender Pay Gap sind allerdings in historischen Gegebenheiten zu finden, die über die DDR hinausreichen. So haben vor allem Kinder einen großen Einfluss auf das Lebenseinkommen der Mütter, wohin gegen das Gehalt der Väter kaum von einem Zuwachs betroffen sind. Das liegt hauptsächlich daran, dass Mütter in den meisten Fällen eine Auszeit vom Arbeiten nehmen und sich um das Kind sorge, so eine Studie der Bertelsmann Stiftung über die die Zeit berichtete. Zudem arbeiten Frauen öfter in Teilzeitstellen und arbeiten bedeutend häufiger Niedriglohn-Berufen.

Das gerade diese strukturellen Faktoren mit eingerechnet werden, sehen Kritiker allerdings als Verzerrung der Aussage. Nur weil Frauen weniger Gehalt bekommen, heißt es nicht, dass sie pauschal ungerecht bezahlt werden. Diesen Stimmen widersetzt sich Alexandra Knauer, Chefin der Knauer GmBh: „Die pauschale Berechnung der unbereinigten Lohnlücke hat natürlich ihre Schwächen. Sie berücksichtigt die Vergleichbarkeit der einzelnen Arbeitsplätze nicht, aber sie ist als Durchschnittswert dennoch ein guter Indikator.“

Mit gutem Beispiel voran: Schöneberg-Tempelhof setzt sich für die Gleichberechtigung ein

Das Rathaus in Schöneberg-Tempelhof ziert ab heute ein Banner mit dem diesjährigen Motto: „Auf Augenhöhe verhandeln – WIR SIND BEREIT.“ Der Bezirk betont, dass es nicht die Schuld der Frau sei, dass sie weniger Lohn bekomme. Dass Frauen oft schlechter bezahlte Berufe annehmen würden, hänge vor allem mit strukturellen Zwängen zusammen, die unbedingt beachtet werden müssen. „Es ist geradezu zynisch, Frauen für die ungerechte Bezahlung ihrer Arbeit selbst verantwortlich zu machen – in Deutschland aber auch weltweit. Dass ein so reiches Land wie die Bundesrepublik im internationalen Vergleich zu den Schlusslichtern bei der Bezahlung von Frauenarbeit gehört, ist nicht zu verstehen. Ich fordere Strukturen zu schaffen, in denen Frauen endlich gleich entlohnt werden.“, äußert sich die Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler zu der Thematik.

Equal Pay Day

Der Equal Pay Day findet seit 2008 jährlich in Deutschland statt, um auf den Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern aufmerksam zu machen. Der Aktionstag fällt immer auf das Datum im Jahr bis zu welchem Frauen für ihren Jahreslohn umsonst arbeiten, während Männer bereits ab dem ersten Januar für ihre Arbeit bezahlt werden. (akk)