Die Erweiterung des Berliner U-Bahnnetzes ist nun (fast) offiziell
In den letzten Tagen wurden eine Verlängerungen von verschiedenen U-Bahnstrecken in Berlin auf lokal politischer Ebene heftig diskutiert. Nun hat die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz vier mögliche U-Bahn-Verlängerungen bewertet und priorisiert, welche umgesetzt werden könnten. Mit der Bewertung ist ein erster Schritt getan, den Ausbau des U-Bahnnetzes in Berlin in Angriff zu nehmen.
Schritt eins: Die Bewertungsgrundlage der Senatsverwaltung
Der Senat hat 2018 bei der BVG vier Machbarkeitsuntersuchungen für mögliche Streckenverlängerungen verschiedener U-Bahnstrecken in Auftrag gegeben. Darunter sind die Strecken der U-Bahn-Linien U6 (Richtung Urban Tech Republic auf dem ehemaligen Flughafen Tegel), U7 (ab Rudow in Richtung BER und ab Rathaus Spandau in Richtung Heerstraße) und U8 (Richtung Märkisches Viertel). Die Untersuchungen wurden Ende 2020 fertig gestellt – zwei Jahre intensiver Analyse des Verkehrs im Untergrund.
Dies begründet Senatorin Regine Günther so: „Der U-Bahn-Bau ist eine kostenintensive und langfristige Maßnahme. Daher ist ein pragmatischer, verkehrlich begründeter Ansatz entscheidend: U-Bahnen sind ein wichtiger Bestandteil der Verkehrsinfrastruktur einer Großstadt – aber nur dann, wenn der Nutzen höher ist als die Kosten.“
Schritt zwei: Priorisierung der Streckenverlängerungen
Die vier untersuchten Linien sind technisch realisierbar, doch zeigen sie Unterschiede in der Einschätzung des verkehrlichen Nutzens. An oberster Stelle steht die U7 Richtung BER, welche ein hohes Fahrgastpotenzial mit 35.000 Fahrgästen pro Tag und eine dreifach positive verkehrliche Erschließungswirkung hat. Danach folgt die Verlängerung der U7 Richtung Heerstraße, welche das höchste Fahrgastpotenzial mit 40.000 Fahrgästen pro Tag hat und für Entlastung im Busverkehr in Spandau sorgen würde.
An dritter Stelle steht die Linie U8 Richtung Märkisches Viertel mit einem Fahrgastpotenzial von 25.000 Fahrgästen pro Tag – doch hier wären die verkehrlichen Einschränkungen durch die Bauarbeiten enorm und die Linie würde in Konkurrenz zur Heidekrautbahn stehen. Auf dem vierten Platz landet die U6 Richtung Urban Tech Republic mit 15-20.000 Fahrgästen pro Tag und gravierenden Eingriffen während der Bauzeit durch Sperrung der Linie für zwei Jahre. Darüber hinaus prüft die Senatsverwaltung die Verlängerung der U3 von Krumme Lanke nach Mexikoplatz in seiner möglichen Umsetzung.
Stimmen aus der Wirtschaft zu den U-Bahnverlängerungen
Neben der viel beachteten Diskussion in der Berliner Politik, betreffen die Verlängerungen auch die Berliner Wirtschaft. Denn sie ist davon betroffen, besonders in den einschränkenden Bauphasen. Aber sie profitiert auch davon, wenn die Strecken fertig gestellt sind und bessere Anbindungen innerhalb der Stadt möglich sind. Jörg Nolte, Geschäftsführer Wirtschaft und Politik der IHK Berlin begrüßt daher den Ausbau des U-Bahnnetzes: „Kein anderes Stadtverkehrsmittel ist so zukunftstauglich wie die U-Bahn: Leise, emissionsarm, platzsparend und schnell. Der Netzausbau wurde in den vergangenen Jahrzehnten sträflich vernachlässigt. Deshalb begrüßen wir es, dass die zuständige Senatsverwaltung zumindest die Verlängerung der U7 als Option sieht. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.“
Ähnlich sieht es auch UVB-Hauptgeschäftsführer Christian Amsinck, doch kritisiert er auch die Langsamkeit der Berliner Verwaltung: „Nach einer jahrelangen Debatte gibt es nun endlich die Möglichkeit, Berlins U-Bahn-System weiter auszubauen. Die bessere Anbindung des BER ist ein strategisch wichtiges Projekt. Der Senat muss bei den nächsten Schritten aber unbedingt mehr Tempo machen als bislang. Es kann nicht sein, dass Planung und Bau neuer U-Bahn-Strecken fast ein Jahrzehnt dauern sollen. Bei der U7 ist auch eine rasche Abstimmung mit Brandenburg ist wichtig. Berlins Verkehrssystem muss insgesamt dringend ausgebaut werden, um mit dem Wachstum der Stadt Schritt zu halten.“
Mit der Untersuchung und Bewertung wurde ein wichtiger Schritt gemacht – der Fahrplan steht. Doch bis die U-Bahn fertig gebaut und genutzt werden kann, erfordert das noch viel Wartezeit. (kk)