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Bundesgesundheitsminister Lauterbach bei Berliner Wirtschaftsgesprächen
Christian Tonn, Geschäftsführer der Deutschen Anbaugesellschaft DAG, mit Prof. Dr. Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit, beim Sommerempfang der Berliner Wirtschaftsgespräche | BERLINboxx | BERLINboxx

Bundesgesundheitsminister Lauterbach bei Berliner Wirtschaftsgesprächen

18. September 2024

64.000 ausländische Ärzte reichen nicht für die medizinische Versorgung

Mit einer profunden Rede zog Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach auf dem Sommerempfang der Berliner Wirtschaftsgespräche eine kritische Bilanz des deutschen Gesundheitssystems. Seine besorgte Analyse: Um die Generation der Babyboomer adäquat versorgen zu können, reichen die 64.000 ausländischen Ärzte, die gegenwärtig in Deutschland tätig sind, nicht aus. Das Gebot der Stunde sei, mehr ausländische Ärzte und Pflegekräfte zu überzeugen, nach Deutschland zu kommen. Zwischen 2012 und 2022 haben fast 70.000 Ärztinnen und Ärzte erfolgreich ein Verfahren zur Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Berufsqualifikation durchlaufen. Schubkraft verleiht vor allem das Anerkennungsgesetz. In diesem Jahr werden 32.000 Anerkennungsverfahren bearbeitet. Die Gesundheitsindustrie habe – bei einem Wachstum von 3,5 Prozent pro Jahr - in den vergangenen Jahren rund 150.000 Arbeitsplätze verloren. Dabei seien genug Finanzmittel vorhanden, so der Minister. Lauterbach: „Das Budget meines Ministeriums betrage 450 Mrd. EUR, das des Bundeshaushalts 480 Mrd. EUR.“ Der Mediziner Lauterbach, der neben seinem Ministeramt seit 2008 eine Professur für Gesundheitspolitik und -management an der Harvard School of Public Health innehat, gilt als exzellenter Gesundheitsexperte. So verfasste er rund 300 Publikationen und zehn Fachbücher. Der Minister lobte den Wissenschafts- und Forschungsstandort Deutschland und die Aktivtäten fast aller bedeutender Pharmaunternehmen wie Roche, Bayer oder Eli Lilly. Trotz dieser positiven Entwicklung seien in der Vergangenheit Reformen liegengelassen worden, was nun zu einer Intensivierung der Modernisierung des Gesundheitssystems führen müsse.

Christian Tonn, DAG, Dr. Ina Czyborra, Gesundheitssenatorin, und Frank Schmeichel, CEO Business Network Gruppe | BERLINboxx
Christian Tonn, DAG, Dr. Ina Czyborra, Gesundheitssenatorin, und Frank Schmeichel, CEO Business Network Gruppe | BERLINboxx

KI in der Gesundheitswirtschaft elementar

Berlins Gesundheitssenatorin Dr. Ina Czyborra, deren Ressort auch die Felder Wissenschaft, Pflege und Gleichstellung umfasst, lobte die ausgezeichnete Forschungssituation in der Hauptstadt. Berlin sein ein Reallabor und ein bedeutendes Gesundheitscluster mit einem Umsatz von 34 Mrd. EUR. Ferner sei die Vielfalt der Kliniken eine Stärke Berlins. Einig waren sich der Bundesgesundheitsminister und die Gesundheitssenatorin, dass die Zukunft der Gesundheitswirtschaft ohne KI oder gar Robotik nicht denkbar sei. Dabei haben in der Vergangenheit Forscher auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz aus Israel eine große Rolle gespielt. Das habe sich gegenwärtig wegen der politischen Lage verschoben, was sich zukünftig wieder verändern müsse, so die Senatorin.

Gesundheitsfortschritte durch regulierten Cannabis-Anbau

Christian Tonn, Geschäftsführer der Deutsche Anbaugesellschaft DAG GmbH, freute sich, Minister Lauterbach und Gesundheitssenatorin Dr. Ina Czyborra zur Vorstellung des modularen Anbauprojekts einladen zu können, das im November der Öffentlichkeit präsentiert wird. Tonn berichtete, dass die DAG GmbH mit ihrer Betriebsfläche von 120.000 Quadratmetern in Relzow bei Anklam (Mecklenburg-Vorpommern) auf die steigende Nachfrage nach legalem Cannabis-Anbau reagiert und fast täglich Anfragen von Cannabis-Clubs erhält. Die moderne Infrastruktur ermöglicht es den Clubs, sofort in eigenen Modulen zu starten und bietet ein sicheres, reguliertes Umfeld, das den illegalen Handel untergräbt. Durch den Aufbau legaler Anbaukapazitäten und transparente Prozesse trägt die DAG aktiv zur Bekämpfung des Schwarzmarkts bei. Zudem investiert das Unternehmen in ein Forschungszentrum, das nachhaltige Anbau- und Verarbeitungsprozesse von Hanf vorantreiben wird, um innovative Lösungen für die Branche zu entwickeln.

Die Gäste des Sommerempfangs der Berliner Wirtschaftsgespräche genießen den wunderschönen Sonnenuntergang über dem Wannsee. Ein Abend, an dem nicht nur die Natur, sondern auch die wirtschaftlichen Gespräche in Richtung einer gesunden Zukunft führten | BERLINboxx
Die Gäste des Sommerempfangs der Berliner Wirtschaftsgespräche genießen den wunderschönen Sonnenuntergang über dem Wannsee. Ein Abend, an dem nicht nur die Natur, sondern auch die wirtschaftlichen Gespräche in Richtung einer gesunden Zukunft führten | BERLINboxx

Ein interessanter Abend mit vielen intensiven Gesprächen beim Sommerempfang der Berliner Wirtschaftsgespräche bei der Berliner Sparkasse am Wannsee, von Vorstandsmitglied Kristina Jahn kompetent moderiert. Nicht umsonst zählen die Berliner Wirtschaftsgespräche zu den Top-Netzwerkplattformen in der Hauptstadt. (red)

Mit dabei: Olaf Schulz (Vorstand Sparkasse Berlin), Bijan Djir-Sarai (Generalsekretär FDP), Peter Straub (Geschäftsführer Bürgschaftsbank Berlin, Dr. Karl Kauermann, Christian Tonn (Geschäftsführer Deutsche Anbaugesellschaft DAG), Prof. Tim Renner (Kulturstaatssekretär a. D., Geschäftsführender Gesellschafter Rathaus GmbH, Tuba Bozkurt (BÜ90-Die Grünen), Frank Schmeichel (Business Network Gruppe), Mirco Dragowski, Manja Schreiner, Dr. Matthias E. Lollert (Vorstand Golden Age AG), Frank Becker, Evgenia Grabovska (BERLINboxx)