Antje Blumenstein: Eine Steigerung der Wahrnehmung
„Lines and Layers“, so lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im B-Part der in Berlin lebenden Künstlerin Antje Blumenstein. Im Interview mit der BERLINboxx-Redaktion verrät sie ihre Intention hinter den Werken, und welche Rolle der B-Part-Exhibition Raum für diese Ausstellung spielt.
Bis zum 8. Juli sind die Werke der Künstlerin im B-Part zu sehen. Antje Blumenstein lädt zur Finissage am 8. Juli, 16 – 20 Uhr, ein.
Wie würden Sie den Fokus dieser Ausstellung beschreiben?
Entsprechend dem Titel „Lines and Layers“ liegt tatsächlich der Fokus dieser Ausstellung auf Linien, Schichten, Farben und Formen. Das sind vier Hauptkomponenten meiner Arbeit. Wie in den zwei hier ausgestellten Arbeiten – „lines B06“ und „lines B07“. Was man sieht, sind mehrere Acrylglasschichten, die übereinandergelegt sind. Das verbindende Element sind in die Oberfläche eingefrästen Linien, die diese Tiefe addieren und dadurch neue Räume gewinnen.
Sie konzentrieren sich auf die Grundelemente der abstrakten Kunst – Linien, Flächen, Farben. Licht und Schatten verbinden diesen Raum mit Ihren Kunstarbeiten. Sind die ausgestellten Werke speziell für diesen Ausstellungsort entstanden, oder arbeiten Sie schon lange mit den Grundelementen?
Licht und Schatten spielen in vielen meiner Arbeiten eine große Rolle. Es fing alles mit Papierarbeiten an, wo der Falz, den ich mit meinem Fingernagel auf einem Papierblatt eingraviere, eine Linie markiert. Gleichzeitig entsteht eine Schattenkante. Diese Schattenbildung beziehe ich in das Objekt selbst ein.
Meistens verwenden Sie Plexiglasplatten. Wie kam es dazu, mit diesem Material künstlerisch zu arbeiten?
Für mich als Künstlerin war die Materialbeschaffung immer wichtig. Die Beschaffenheit des Materials so hervorzuheben oder umzukehren, dass es eine völlig neue Ästhetik bekommt. Ich beschäftige mich sehr viel mit Materialien an sich und bin ständig auf der Suche nach Neuem. Acrylglas hat diese strenge, aber gleichzeitig sehr zurückgenommene und einfache Formsprache, die ihre Wirkung durch die Farben und die Form selbst erzeugen kann.
Was kommt zuerst: der Raum oder die Kunst?
Ich war vor einem Jahr zum ersten Mal in diesem Ausstellungsraum gewesen. Es ist ein heller Raum, aber hier gibt es auch technische Objekte, wie die Heizung unter der Decke, oder die große Tür, die fast die Hälfte der Wand einnimmt. Wenn man aber dreidimensional arbeitet und eine Ausstellung plant, dann nimmt man direkt den Raum mit. Schon in meinen Studienjahren habe ich mit den Ausstellungsräumen gearbeitet und den eigentlichen Raum als Objekt gesehen, als Teil der Ausstellung.
So habe ich die Bedingungen, die der Ausstellungsraum im B-Part vorgibt, noch mal überhöht bzw. ich bin darauf eingegangen. Und das ist für mich ein spannender Punkt, dass man die Arbeiten nicht einfach in den Raum stellt oder an die Wand hängt. Ich versuche, auf die spezielle Art der Räumlichkeiten einzugehen.
Welche Botschaft sollen die Besucher mitnehmen?
Im besten Falle wünsche ich mir, dass eine Sensibilität für die Möglichkeit des Sehens entsteht. Dass man feststellt, wieviel wir denken und sehen können, obwohl wir sehr wenig vorgesetzt bekommen. Das ist das, was mir Freude macht und was auch meine Intention ist, die Wahrnehmung aufzuzeichnen.
An welchen neuen Projekten arbeiten Sie gerade?
Ich bereite mich auf die nächsten Stationen im Kunstherbst vor. Doch ich weiß, dass ich weiter an diesem Projekt arbeiten möchte. Objekte weiterzuentwickeln, die im Raum stehen oder hängen, die aber auch ohne eine Wand auskommen. Dabei will ich herausfinden, ob ich noch klarer und reduzierter werden kann und trotzdem eine Steigerung der Wahrnehmung erreiche.(eg)