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25 Jahre GUSTAVO-Haus
(v.l.) Klaus Wowereit, Caroline Oelmann (Berlinovo), Thomas Doll, Gustavo und Klaus-Dieter Heinken | TREUCON

25 Jahre GUSTAVO-Haus

11. Oktober 2024

Klaus Wowereit und Thomas Doll würdigen den spanischen Künstler als Glücksmoment für Berlin

Es ist eine Architektur- und Kunst-Ikone, das GUSTAVO-Haus im Bezirk Lichtenberg, und gilt als das größte Kunstwerk Europas. Das sanierte Plattenhochhaus erhielt durch den spanischen Künstler Gustavo Peñalver Vico, kurz: Gustavo, eine weltweite Ausstrahlung, als dieser vor 25 Jahren alle vier Fassadenteile mit farbenfrohen Figuren mittels Computerhilfe gestaltete. Das Gebäude ist ein DDR-Typen-Doppelhochhaus und wurde Anfang der 1980er Jahre beim Bau des Wohnviertels Lichtenberg Nord errichtet. Mitte der 1990er Jahre, als sehr viele Wohnhäuser in Lichtenberg saniert wurden, kam der neue Eigentümer des Hochhauses, ein von der TREUCON-Gruppe Berlin und der ASA- Arbeitsgruppe Stadtplanung + Architektur gegründeter geschlossener Immobilienfonds namens PRIMA Fonds Eins KG, zusammen mit den Architekten Klaus-Dieter Heinken und Curt von Goßler auf die Idee, die Fassade des Hochhauses künstlerisch zu gestalten. Nach der Genehmigung durch den Bezirk nahm Heinken mit dem spanischen Künstler Gustavo Kontakt auf, den er bei dessen Arbeit im Haus Bethanien in Kreuzberg von 1976 bis 1990 persönlich kennengelernt hatte. Er begeisterte den auf Mallorca lebenden Maler für das Projekt, für jede Seite des Wohnhauses ein Bild in kleinen Teilen zu entwerfen. Gustavo fertigte Zeichnungen mit einfachen starkfarbigen Figuren an und stellte ein Modell des Hauses her, das per Scan als Vorlage für die Herstellung der Aluminiumteile diente. Im Jahr 1998 erteilte die Prima-Gesellschaft nach einer Ausschreibung den Auftrag zur Fassadenherstellung an die Pankower Firma Henke. Jedes der Bild-Puzzleteile wurde mittels dauerhafter Farben auf eine Aluminiumplatte übertragen, die dann gebrannt wurde. Die so behandelten Fassadenelemente sind nach Angaben des Herstellers mindestens 30 Jahre gegen Korrosion oder Farbänderungen geschützt. Die ursprünglich schiefen Wände des 1978 errichteten Hochhauses erhielten nach der Verkleidung mit Dämmstoffen einen Aluminium-Rahmen, mit dem eine optische Begradigung der Wandelemente erfolgen konnte. Auf diesen Rahmen nieteten die Pankower die insgesamt 11.000 Einzelteile der Bilder-Komposition.

Das GUSTAVO-Haus im Bezirk Lichtenberg | TREUCON

Gastgeber Thomas Doll von der TREUCON Gruppe Berlin dankte dem Künstler für sein Kommen und allen Beteiligten für deren Engagement bei der Realisierung des Kunstwerkes: „Es gehörte damals viel Mut dazu, dieses Kunstprojekt in Angriff zu nehmen. Unzählige Hürden waren zu überwinden. Am Ende ist es gelungen und wir können stolz sagen, dass das Gustavo-Haus ein Wahrzeichen von Berlin geworden ist. Die Kunst aus den Museen herauszuholen und mit Kunst am Bau dazu beizutragen, dass das Stadtbild schöner wird, das ist mit Gustavo beispielhaft gelungen. Das Gustavo-Haus in Berlin ist nicht nur ein Ort der Kunst, sondern auch ein Symbol für den kreativen Puls dieser Stadt. Mitten im Herzen von Berlin gelegen, spiegelt es die Dynamik und Vielfalt einer Metropole wider, die für Kunst und Kultur weltweit bekannt ist. Hier, in diesem lebendigen Quartier, vereinen sich die historische Tiefe Berlins mit der Moderne, und das Gustavo-Haus hat es geschafft, ein fester Bestandteil dieser kreativen Landschaft zu werden.“

Klaus Wowereit würdigte in seiner Festrede den Künstler als „Glücksmoment für Berlin“: „Als ich Gustavo kennenlernte war ich Kulturstadtrat in Tempelhof und bewunderte diese Künstlerpersönlichkeit, der leidenschaftlich für seine Kunst da war und der seine Skulpturen in den Dienst der sozialen Sache stellte. Das Gustavo-Haus war das erste Kunstprojekt im öffentlichen Raum und wird von den Menschen geliebt.“ Auch für ein Hotel im Bezirk Pankow, Ortsteil Prenzlauer Berg entwarf Gustavo das Interieur. 2003 erschien das Rosenthal-Coffee-Art-Set Gustavo. Im Jahr 2011 entwarf Gustavo ein Motiv für ein neues großes Wandbild, das mosaikartig aus kleinen handgefertigten Kacheln und Fliesen zusammengesetzt wird. Die Stücke werden von der Teulera Can Benito in Campos gebrannt. Das Bild aus 1700 Kacheln wurde 2014 an der Kaimauer des Hafens von Cala Ratjada befestigt.

Thomas Doll und Künstler Gustavo | TREUCON

Gustavo, 1939 im spanischen Cartagena geboren, wurde während der Franco-Diktatur wegen seiner Kritik am faschistischen Regime verfolgt und viele seiner Kunstwerke wurden zerstört. Seit 1944 lebt der Künstler, der von Joan Miró, aber auch von der Musik von Jimi Hendrix, Jacques Brel und Udo Lindenberg sowie Woody Allen- oder Federico Fellini-Filmen inspirierte wurde, auf Mallorca und arbeitete ab 1963 u. a. in Paris, Barcelona und Brüssel. 1971 wurde er erstmalig von den „Berliner Festwochen“ eingeladen und siedelte 1976 ganz nach Berlin um. Zwischen 1976 und 1990 arbeitete der Spanier im Kunsthaus Bethanien in Berlin-Kreuzberg, wo seine kleinformatigen Ölbilder und andere Kunstwerke in mehreren Ausstellungen gezeigt werden konnten. 1977 entstanden erste Kontakte zu Galeristen in den USA, unter anderem erhielt er einen Vertrag mit der Galerie Judith Posner in Milwaukee. Es folgten Ausstellungen in Los Angeles, Washington, Milwaukee, New York und Las Vegas. 1998 begann sein bis heute andauerndes Engagement für die Mukoviszidose-Stiftung der früheren Bundespräsidentengattin Christiane Herzog „Künstler helfen“, für das er Anfang des 21. Jahrhunderts von der Stiftung geehrt wurde. Besonders in Deutschland ist Gustavo als wichtiger zeitgenössischer spanischer Künstler bekannt. Charakteristisches Merkmal seiner Malerei sind die farbenprächtigen skurrilen Gestalten, die er in absurden und komischen Situationen auf die Leinwand bannt. Dabei kommt er mit seinem Stil dem Surrealismus nah. Gustavo gestaltete auch Wandteppiche, Skulpturen, Porzellan und Grafiken. Als Durchbruch für seine internationale Karriere gilt die Retrospektive von 1986 in der Bonner Redoute unter der Schirmherrschaft des damaligen Außenministers Hans-Dietrich Genscher. Im selben Jahr nahm er an der Sonder-Edition „Künstler für UNICEF“ teil. 1987 fand die Retrospektive „10 Jahre in Berlin“ im Rathaus Tempelhof in Berlin statt. Hier lernte er den späteren Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit kennen.

Am Vortag der Festveranstaltung wurde der Film „Menschen Gustavo - Farbe ist mein Leben“ des Filmemachers Peter Csaba der deutschen Öffentlichkeit vorgestellt. Der Film dokumentiert die Entstehung eines neuen Gemäldes und erlaubt Einblicke in Gustavos kreatives Schaffen. Darüber hinaus gibt er einen tiefen Einblick in sein Denken und Handeln und zeigt, wie seine Kunst von den unterschiedlichen europäischen Städten und Kulturen geprägt wurde.

Vom Ort der Festveranstaltung, der Lounge im zehnten Stock des Turms Frankfurter Tor 9, hatten die Gäste nicht nur einen spektakulären Blick auf das Gustavo-Haus und Berlin, sondern erhielten von Thomas Doll eine wertvolle Erinnerung an den Künstler in Form einer Mappe mit drei Grafiken zum Thema „Alle Himmel sind blau“. (fs)