100 Jahre Groß-Berlin – die „Unvollendete Metropole“
Von der größten Industriemetropole Europas zum Zentrum eines Völkermordes. Von der geteilten Hauptstadt zur wiedervereinigten, weltoffenen Metropole. Die 100-jährige Geschichte Groß-Berlins ist bewegend.
Der Architekten- und Ingenieurverein (AIV) eröffnet zum 100-jährigen Jubiläum die Ausstellung „Unvollendete Metropole“, die die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Metropole darstellt. So soll eine gesellschaftliche Debatte über Zukunft der Großstadtregion Berlin-Brandenburg angeregt werden.
Festakt zur Eröffnung
Die Jubiläums-Ausstellung zum 100-jährigem Bestehen von Groß-Berlin des AIV wurde am 30. September feierlich eröffnet. Vom 01.10.2020 bis zum 03.01.2021 können dort 800 Abbildungen und Darstellungen auf 1.800 Quadratmeterfläche begutachtet werden.
Für das Projekt hatte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, die Schirmherrschaft übernommen. In einem Grußwort betonte er die Relevanz der Stadt-Ausstellung: „Ich freue ich mich sehr über das Engagement des AIV, der mit seinem Projekt ‘Unvollendete Metropole´ wertvolle Beiträge dafür leistet, die Entwicklung Berlins und der gesamten Region zu fördern und zu gestalten. Die Ausstellung bietet spannende Perspektiven auf 100 Jahre Städtebau in Groß-Berlin und nimmt dessen zentrale Fragen – von der Planungskultur über den Verkehr bis hin zu Großprojekten – in den Blick.“
In der Ausstellung „Unvollendete Metropole“ werden die städtebaulichen Leistungen des neuen Berlins dargestellt und die so entstandenen aktuellen Potenziale der Großstadtregion Berlin-Brandenburg herausgestellt. Auch die Zukunft der Hauptstadtregion wird beleuchtet. Hierzu werden die Ergebnisse des vom AIV initiierten Internationalen Städtebaulichen Ideenwettbewerbs Berlin-Brandenburg 2070 erstmals der breiten Öffentlichkeit präsentiert.
Entstehung der Weltstadt
Am 01.10.1920 trat das Groß-Berlin-Gesetzt in Kraft und damit die umfassendste Stadterweiterung in der Geschichte der Hauptstadt. Die Grundlage für das moderne Berlin des 20. Jahrhunderts war geschaffen. Durch die Verschmelzung des historischen Stadtkerns mit umliegenden Städten und Gemeinden entstand an der Spree in kürzester Zeit die damals drittgrößte Metropole der Welt -nach London und New York.
Die Ausstellung „Unvollendete Metropole“ setzt sich unteranderem mit der Infrastruktur der Stadt auseinander. Schwerpunkt liegt vor allem auf der Bahn, dem öffentlichen Nahverkehr und den Flughäfen. Doch auch der Wohnungsmarkt ist ein zentrales Thema. So erörtert die Ausstellung zum Beispiel die Umnutzung der ehemaligen Pionierschule Karlshorst. Grünanlagen gehören zweifelsohne in das Berliner Stadtbild. Darum wird auch die Weiterentwicklung der jahrzehntealten Parks werden in dem Projekt aufgegriffen.
Weitere europäische Metropolen
Neben dem Hauptthema Berlin wurde auch eine europäische Perspektive in die Ausstellung integriert. Hierzu dienen Projekte stadtregionaler Bedeutung der Metropolen Moskau, Wien, Paris und London. Die Darstellungen thematisieren, wie andere Städte gestern und heute mit urbanen Herausforderungen umgehen. AIV-Vorsitzender Tobias Nöfer gab einen Einblick in diese: „Wir stehen heute vor wichtigen Fragen und strukturellen Änderungen: der Frage nach der Zukunft der Mobilität, des Wohnens und Arbeitens im urbanen Raum oder nach der Zukunft von Freizeit und Sport in der Metropole – fast alle Bereiche sind einem gesellschaftlichen und damit städtebaulichen Wandel unterworfen.“
Während der Ausstellung wird im Rahmen von Metropolengesprächen die künftige städtebauliche Entwicklung der Großstadtregion diskutiert. So sollen politische, administrative, wirtschaftliche, kulturelle und zivilgesellschaftliche Akteure der Stadtgesellschaft zusammen kommen, um eine Plattform für eine konstruktive Auseinandersetzung über die Zukunft der Region zu fördern. Da pandemiebedingt nur wenige Zuschauer erlaubt sind, werden die Metropolengespräche live gestreamt und aufgezeichnet, sodass sie auch über die Ausstellung hinaus wirken und einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden können.
Um eine gesellschaftliche Auseinandersetzung zu fördern, braucht es nach Angaben des AIV konkrete Erfahrungen, Pläne und Perspektiven. „Wir sind der Überzeugung, dass wir die Großstadtregion nur mit vereinten Kräften lebenswert gestalten können: mit Berlin und Brandenburg, mit dem Senat und den Bezirken, mit der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft.“ so Nöfer.
Das Vorhaben wurde durch die Senatskanzlei Berlin, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, die Stiftung Deutsche Klassenlotterie sowie zahlreiche private und öffentliche Förderer aus Berlin und Brandenburg wie Spielbank Berlin, TLG IMMOBILIEN, Deutsche Wohnen, COPRO, Covivio oder die Wohnkompagnie unterstützt.(nm)