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„Politiker und Parteien müssten wieder öfter Vorbild sein“
Danny Freymark mit BERLINboxx Herausgeberin Dr. Angela Wiechula | Foto: BERLINboxx

„Politiker und Parteien müssten wieder öfter Vorbild sein“

23. Januar 2025

Jung, engagiert, erfolgreich: Danny Freymark hat bei der Abgeordnetenhaus-Wahl 2021 für die Berliner CDU ein Direktmandat gewonnen und konnte den Erfolg 2023 mit beachtlichen 41 Prozent wiederholen. Bei der Bundestagswahl am 23. Februar will der Lichtenberger für die CDU das erste Direktmandat in seinem Heimatbezirk holen.

Welche Zielmarke peilen Sie bei der Bundestagswahl an?

Ich möchte das Direktmandat das erste Mal für die CDU in Lichtenberg gewinnen, aber nicht als Selbstzweck, sondern mit dem Anspruch, dass mein Heimatbezirk eine starke Stimme im Bundestag bekommt. Es ist für mich auch eine Frage der Glaubwürdigkeit, egal in welcher Partei man ist, dort anzutreten, wo man seine Wurzeln hat.

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis, oder anders gefragt: Was machen Sie besser als die Konkurrenten?

Wir sind näher an den Menschen dran. Ich bin in Hohenschönhausen aufgewachsen und habe gesehen, dass das Vertrauen in die Politik recht gering war, entsprechend niedrig war ja auch die Wahlbeteiligung. Deshalb haben wir vor zehn Jahren unser Bürgerbüro eröffnet. Da kommen jeden Tag mindestens 20, 30 Besucher rein. Wir weisen niemanden ab. Wir verurteilen niemanden, sondern wir nehmen die Menschen so, wie sie sind, und versuchen, ihnen im Alltag zu helfen.

Welche Stimmung nehmen Sie im Wahlkampf im Lichtenberger Kiez wahr?

Es sind die Themen Migration und Wettbewerb, die die Menschen am meisten beschäftigen. In meinem Wahlkreis arbeiten sehr viele hart von morgens bis abends. Bei der Ampel-Regierung haben wir erlebt, wie Leistung erbringen nicht mehr so wertgeschätzt wurde. Stattdessen hieß es: euch stehen staatliche Leistungen zu, auch wenn ihr keine Leistung erbringt. Und dann wird eben verglichen, zum Beispiel mit Migranten, die sofort Bürgergeld beziehen, die ohne Probleme Anspruch auf eine Wohnung haben. Die deutsche Familie in meiner Nachbarschaft dagegen sucht seit drei Jahren vergeblich eine neue Wohnung. Diese Schieflage müssen wir korrigieren. Der zweite Punkt ist, ich will, dass deutlich mehr Bundes- und Europamittel als bisher nach Lichtenberg fließen. Wir müssen den Gesamtbezirk insgesamt stärken, sei es bei der Infrastruktur, in der Wirtschaftsansiedlung, aber eben auch bei der Frage, welchen Einfluss unsere Bürger auf bundespolitische Entscheidungen haben.

Die CDU tritt im Wahlkampf für eine Wirtschaftswende ein. Mit welchen Maßnahmen kann Deutschland wieder auf Wachstumskurs gebracht werden?

Erstens, wir brauchen einen soliden Haushalt. Um es auf den Punkt zu bringen: wir können nur das Geld ausgeben, was wir zuvor eingenommen haben. Der zweite Gedanke: Arbeit ist viel mehr als Geld verdienen. Es geht um soziale Kompetenz, es geht um Gebrauchtwerden, um Sinn stiften, um Aufstiegschancen. Es geht um die Möglichkeit, sich zu verwirklichen, vielleicht auch durch Innovation einen Mehrwert zu schaffen, sich selbständig zu machen. All das bleibt auf der Strecke, wenn der Staat sofort sagt: ihr habt einen Anspruch auf Bürgergeld, egal, ob ihr leistet oder nicht. Und am besten gibt es auch gar keine Sanktionen, selbst wenn jemand ein Arbeitsangebot ablehnt oder einfach nicht zum Termin erscheint.

Nun wird die Union voraussichtlich nicht die absolute Mehrheit erringen. Mit welchem Koalitionspartner ließen sich die Ziele der Union am ehesten verwirklichen?

Schwierige Frage. Die Sozialdemokratie schlittert gegenwärtig von einer Krise in die nächste. Aber ich treffe in der SPD auch viele Leute, die die eigene Arbeit kritisch reflektieren. Bei den Grünen, und ich bin engagierter Umweltpolitiker, sind meine Hoffnungen recht gering. Das liegt an ihrer Neigung, immer mit der Moral zu argumentieren und damit auch Recht und Gesetz oder Argumente auszuhebeln. Das passt nicht zu dem, was die Menschen hier in Lichtenberg erwarten. Und deswegen würde ich der SPD klar machen: ihr seid eine Volkspartei, ihr habt eine Verantwortung. Seht bitte, wie die Realitäten sind. Ihr seid zwar falsch abgebogen, aber mit uns an der Spitze und euch als Partner können wir das korrigieren. In Berlin haben wir es auch geschafft.

Sie stehen für eine Junge, eine frische CDU. Was muss Ihre Partei, was muss die Politik insgesamt tun, um mehr Jugendliche für ein Engagement in Staat und Gesellschaft zu motivieren?

Erstens Sichtbarkeit, zweitens Kümmern. Sichtbarkeit bedeutet für mich, in die Schulen zu gehen, mit den jungen Menschen zu diskutieren. Kümmern kann heißen, den Eltern in einem netten Gespräch am Infostand zu verdeutlichen, falls ihr Sohn, ihre Tochter einen Praktikumsplatz sucht, auch da können wir helfen. Das Dritte ist Fördern, aber auch Fordern. Meine Ausbildungsjahre bei Saturn am Alexanderplatz haben mich geformt, dass ich pünktlich bin, dass ich mich engagiere, dass ich im Team arbeite, dass ich auch mal einen Konflikt durchstehe. Kurz gesagt, Politiker und Parteien müssten wieder öfter Vorbild sein.

Wie wollen Sie gerade junge Wähler von der AFD zurückgewinnen?

Das Wichtigste kommt mir in der Politik oft zu kurz, nämlich nicht über die Menschen, sondern mit ihnen zu sprechen. Ein Beispiel: Wenn über fünfzig Prozent der Kinder in den Berliner Schulen einen Migrationshintergrund haben, und gleichzeitig über ein Drittel der Schüler ohne migrantische Wurzeln AfD wählen würde, dann kann die Politik nicht negieren, dass da ein Zusammenhang besteht. Der zweite Punkt ist die starke Präsenz der AfD in den sozialen Medien, die viele ältere Politiker nur vom Hörensagen kennen. Dann dürfen sie sich nicht wundern, wenn der Jugendliche ihnen sagt: der AfDler mit dem coolen Video ist mir dreimal lieber als der Typ, der mir am Infostand irgendeinen Flyer in die Hand drücken will. In der Welt der jungen Menschen vorzukommen bedeutet, sich mit ihnen zu beschäftigen. Wie wäre es beispielsweise, wenn der Senat einen Jugendbeirat gründen und die Schülervertretungen stärker einbeziehen würde?

Abschließend eine Frage zu Ihrem Wahlbezirk. Was steht auf der Lichtenberger Agenda in diesem Jahr, insbesondere in der Wirtschafts- und Baupolitik?

Lichtenberg hat viel Potenzialflächen. Es gibt zum Beispiel das Projekt „27 Hektar Möglichkeiten“, da reden wir über fünftausend Wohneinheiten, die dort entstehen können. Zugleich kann sich dort kleines und mittlere Gewerbe ansiedeln, also die klassische Berliner Mischung. Wir haben Rechenzentren, die sich bei uns ansiedeln wollen, und einen hohen Grad an Wirtschaftlichkeit mitbringen. Wichtig ist, dass der Bezirk den Unternehmen einen Mehrwert bietet. Das kann eine Bushaltestelle sein, das aber auch kann die Bedarfsampel am Firmentor sein, damit die Mitarbeiter nicht jedes Mal durch den fließenden Verkehr sprinten müssen.

Meine Botschaft an die Wähler ist klar: Als Lichtenberger will ich das Beste für meinen Bezirk erreichen. Und als CDU-Politiker will ich die Zukunft unseres Landes mitgestalten. (evo)