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„Lieferkettenprobleme sind nach wie vor eine große Belastung für die Verpackungsindustrie“
Verpackungsexpertin Christiane Schade von Verpackungsprimus | Alina Ertel

„Lieferkettenprobleme sind nach wie vor eine große Belastung für die Verpackungsindustrie“

21. Oktober 2022

Interview mit Christiane Schade von Verpackungsprimus

Ob als Transportschutz, attraktives Marketing-Instrument oder logistische Erleichterung – hochwertige Verpackungen spielen in nahezu allen Wertschöpfungsketten eine zentrale Rolle. Wie in vielen anderen Branchen gibt es aber auch in der Verpackungsindustrie erhebliche Lieferkettenprobleme. Zudem nehmen auch hier allgegenwärtige Entwicklungen wie die Digitalisierung und ein stärker werdendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung zu. Wir haben uns mit Verpackungsexpertin Christiane Schade von Verpackungsprimus über die Herausforderungen ihrer täglichen Arbeit und aktuelle Entwicklungen unterhalten.

Nachhaltigkeit wird zum Wettbewerbsfaktor – Interview mit Christiane Schade von Verpackungsprimus

Guten Tag, Frau Schade! Wir freuen uns, dass Sie Zeit für das Interview gefunden haben. Erzählen Sie unseren Lesern einleitend doch ein paar Sätze über sich. Wie sind Sie zum Thema Verpackungen gekommen?

Christiane Schade: Guten Tag! Mein Weg begann mit einer Ausbildung im KaDeWe auf dem Berliner Kurfürstendamm und einem Studium in der Hotelfachschule in Berlin. Dort machte ich meinen Abschluss als staatlich geprüfte Betriebswirtin in der Fachrichtung Hotel & Gaststättengewerbe, an den sich die Ausbildereignungsprüfung (AEVO) der IHK anschloss. In den folgenden Jahren war ich im internationalen Hotel- und Gastronomie-Sektor tätig, neben Deutschland unter anderem in der Schweiz, in Österreich, London und Australien.

Mit dem Thema Verpackungen kam ich dann über meine Mutter in Kontakt, die in dem Bereich tätig war. Da ich das Thema spannend fand, absolvierte ich ein Praktikum bei einem großen Berliner Verpackungshändler. Das war im Jahr 2005. Bereits ein Jahr später wurde Verpackungsprimus gegründet – damals noch im Home-Office.

Und wie ging es dann weiter?

Christiane Schade: Bereits in der Anfangszeit war Verpackungsprimus sehr erfolgreich, sodass schon nach zwei Jahren das erste Büro bezogen werden konnte. 2012 folgte dann die Eintragung in das Handelsregister und damit der Wechsel zur Rechtsform der GmbH. Ich selbst arbeitete dann ab 2011 aktiv im Unternehmen mit.

Im Januar 2013 übernahm ich die Geschäftsanteile von einem der beiden Gesellschafter und leitete das Unternehmen von da an als Geschäftsführerin. 2018 übernahm ich die restlichen Geschäftsanteile von meiner Mutter, die ihre Aufgaben aufgrund schwerer Krankheit nicht mehr wahrnehmen konnte. So wurde ich zur alleinigen Gesellschafterin.

Auf welchen Produkten liegt Ihr Schwerpunkt?

Christiane Schade: Wir bieten unseren Kunden ein breites Spektrum an Verpackungs- und Transportlösungen für jeden Bedarf. In unserem Sortiment gibt es unter anderem Tragetaschen, Beutel, Säcke, Folien und Hauben, die wir nach den individuellen Anforderungen unserer Kunden gestalten. Wir bieten Sonderanfertigungen bei den Größen, aber auch bei den Farben und Aufdrucken.

Am häufigsten werden flexible Verpackungen nachgefragt. Hierzu zählen Packmittel, Transportverpackungen, Verkaufsverpackungen und Werbeverpackungen. Besonders stark vertreten sind wir im Dentalbereich. Hier haben wir mit unseren hauseigenen Dentalbeuteln in Zusammenarbeit mit mehreren Laboren eine umweltfreundliche Variante entwickelt. Hierbei kommt Kraftpapier zum Einsatz, das mit PLA und PAPTIC® ausgekleidet ist.

Was sind die Besonderheiten dieser Materialkombination?

Christiane Schade: PAPTIC®-Dentalbeutel werden hergestellt aus neuem, innovativem Papier, das Cellulosefasern und Polylaktose (PLA) miteinander kombiniert. Diese Art von Papier ist wasserbeständig und wird vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Es ist recycelbar und biologisch abbaubar. Die Fasermatrix hat dieselben Eigenschaften wie Kunststoff.

PLA ist die Kurzform für Polylactide (vom englischen Wort polylactic acid), die umgangssprachlich Polymilchsäuren genannt werden. PLA zählt zu den Biokunststoffen. Diese Bezeichnung steht sowohl für Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden – also biobasiert sind- als auch für diejenigen, die biologisch abbaubar bzw. kompostierbar sind. Im Falle von PLA treffen beide Eigenschaften zu. Das Material besteht aus einem nachwachsenden Rohstoff und ist zugleich kompostierbar nach der DIN EN 13432.

Da die Labore auch immer digitaler werden, besteht die Möglichkeit in einigen Bereichen den Folienbedarf zu reduzieren und teilweise die Produkte in Dentalbeutel aus den genannten Materialien zu verpacken. Dadurch kann der CO2-Fußabdruck verbessert werden.

Wer gehört zu Ihren Kunden?

Christiane Schade: Wir sind vor allem im B2B-Bereich tätig. Zu unseren Kunden gehören unter anderem Dentallabore, pharmazeutische Unternehmen, die Automobilindustrie, Lebensmittelbetriebe, aber auch Händler von Edelmetallen, Baustoffen und Elektrotechnik-Komponenten sowie Institutionen des öffentlichen Dienstes.

Immer mehr Arbeitsabläufe werden digital

Mit welchen Herausforderungen ist Ihre Branche neben dem Nachhaltigkeitsthema aktuell noch konfrontiert?

Christiane Schade: Hier sind ganz klar die stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise zu nennen. Dadurch ist die aktuelle Verfügbarkeit bei den Speditionen gering und die Kosten sind deutlich höher. Nach der gerade erst halbwegs überstandenen Corona-Pandemie stellen die aktuelle Situation rund um den Ukraine-Konflikt, aber auch schwelende Handelskonflikte zwischen den USA und China sowie anhaltende Lieferkettenprobleme uns alle vor Herausforderungen. Wir legen hier großen Wert darauf, so transparent wie möglich mit unseren Kunden zu kommunizieren und nur die nötigsten Kosten an sie weiterzugeben.

Im Zusammenhang mit der aktuell grassierenden Inflation ist auch eine deutlich geringere Nachfrage seitens der Konsumenten zu verzeichnen.

Im Zusammenhang mit neuen Entwicklungen spielt natürlich immer auch das Thema Digitalisierung eine Rolle. Wie ist hier die aktuelle Situation?

Christiane Schade: Nicht zuletzt im Rahmen der Corona-Pandemie hat sich deutlich herauskristallisiert, dass die Digitalisierung in immer mehr Branchen eine zentrale Rolle spielt. Auch wir stellen unsere Prozesse und unsere Ausstattung auf diese Entwicklung ein und können so noch besser für unsere Kunden da sein. So sind wir in unserem Büro etwa seit Januar 2021 komplett papierfrei. Zudem sind sämtliche Arbeitsabläufe digitalisiert, sodass Remote-Arbeit von überall aus möglich ist.

Diese Umstellung spielt nicht zuletzt deshalb eine so wichtige Rolle, dass Digitalisierung neben Themen wie Klimaschutz, umweltfreundlichen Materialien und CO2-Neutralität zu einem immer wichtigeren Wettbewerbsfaktor wird.

Lassen Sie uns zum Abschluss des Interviews noch einen Blick in die Zukunft werfen. Welche Themen stehen in Ihrem Unternehmen in den kommenden Jahren auf der Agenda?

Christiane Schade: Hier ist ganz klar das Thema Klimaneutralität zu nennen. Aktuell erstellen wir mit ClimatePartner die CO2-Bilanz für unser Unternehmen und für die Zukunft planen wir, nicht vermeidbare Emissionen mit einer Reihe von Klimaschutzprojekten auszugleichen.

Dann wünschen wir auf Ihrem Weg dahin alles Gute und danken Ihnen für die informativen Einblicke.

Über Verpackungsprimus

Das familiengeführte Berliner Unternehmen Verpackungsprimus hat sich auf die kundenspezifische Fertigung von Folienverpackungen spezialisiert und bietet seinen Kunden eine große Bandbreite an Verpackungen für unterschiedlichste Bedarfe an. Zu den wichtigsten Produkten von Verpackungsprimus gehören Tragetaschen, Beutel, Säcke, Folien und Hauben. Dank moderner Flexodruckmaschinen können sämtliche Produkte individuell gestaltet werden.