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Zukunftstag Mittelstand in Berlin – Mittelständische Wirtschaft präsentiert Lösungen für Dekarbonisierung und ökologische Verkehrswende
Jochem Schöppler (rechts) begrüßt Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing (links) auf dem Zukunftstag Mittelstand | Dirk Lässig

Zukunftstag Mittelstand in Berlin – Mittelständische Wirtschaft präsentiert Lösungen für Dekarbonisierung und ökologische Verkehrswende

06. März 2023

GRAL Green Areal Lausitz Erfolgsprojekt für Ansiedlung grüner Industrie

Unternehmerische Impulse für die Verkehrswende erhielt Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, auf dem Zukunftstag Mittelstand des Wirtschaftsverbandes Der Mittelstand. BVMW e. V. Verbandschef Markus Jerger konnte über 4.000 Gäste, darunter deutsche und europäische Spitzenpolitiker sowie Vertreter des Diplomatischen Corps‘, in der Berliner Station begrüßen. Neben Dr. Wissing nahmen Bundesfinanzminister Christian Lindner, die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Svenja Schulze, und der Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil an der Veranstaltung teil. Auch der lettische Premierminister Arturs Krisjanis Karins und die OSZE-Generalsekretärin Helga-Maria Schmid suchten den Dialog mit dem deutschen Mittelstand.

Wissing plädierte für eine faktenorientierte Debatte zur Energie- und Mobilitätswende und dankte für das Engagement und die Anregungen der Wirtschaft auf diesem Gebiet. So schlug Jochem Schöppler, Eigentümer und Entwickler vom Green Areal Lausitz (GRAL), dem größten und ersten CO²-neutralen Industrieareal in Brandenburg, vor, die Produktion klimaneutraler und wettbewerbsfähiger Kraftstoffe und Industrielösungen auszubauen. Schöppler: „Grüner Wasserstoff und vor allem grünes Kerosin (SAF) sind zur Dekarbonisierung der Luftfahrt, insbesondere für Langstreckenfüge unverzichtbar. Klimaneutral erzeugter Wasserstoff und die Herstellung von grünem Kerosin haben das Potenzial, wichtige Elemente im Sektor Mobilität werden.“ Wie das in der Praxis geht, demonstrierte Schöppler eindrucksvoll durch die Ansiedlung des Unternehmens HY2gen AG auf dem ehemaligen Flugplatz Cottbus-Drewitz in Jänschwalde, das allein 500 Mio. Euro in die nachhaltige Energieerzeugung investieren will. Überhaupt ist Green Areal Lausitz ein Paradebeispiel für den Beitrag mittelständischer Unternehmen, die Klimaziele 2030 durch tätiges Handeln zu befördern, waren sich die Experten einig.

Nachdem erste Anlagen in Frankreich, Norwegen, Kanada und den USA gebaut wurden, strebt Hy2gen an, Marktführer in der Produktion von grünen E-Fuels für Mobilität, Landwirtschaft und Industrie zu werden. Die Hy2gen AG entwickelt, finanziert, baut und betreibt weltweit Anlagen zur Produktion von grünem wasserstoffbasierten E-Fuels. Diese Produkte werden eingesetzt, um klimaneutrale und wettbewerbsfähige Kraftstoffe und Industrielösungen zu realisieren.

Das ca. 209 Hektar große Green Areal Lausitz verfügt laut Schöppler neben dem eigens hierfür entwickelten CO²-neutralen Energiekonzept auch über die wettbewerbsrelevante Bahnanbindung auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Cottbus-Drewitz. Das zuständige Amt Peitz hat für die ersten Planungsleistungen unlängst einen Zuwendungsbescheid der Investitionsbank des Landes Brandenburg in Höhe von 2,94 Millionen Euro erhalten, Planung und Bau des neuen Gleisanschlusses fördert das Land Brandenburg im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen mit ca. 48 Mio. €. Diese optimalen Ansiedlungsbedingungen sowie bestehendes Baurecht haben auch Investoren überzeugt, die sich bereits angesiedelt haben. Schöppler: „Wir führen zahlreiche ernstzunehmende Gespräche mit in- und ausländischen Konzernen, die von unserem grünen Konzept überzeugt sind.“ Bis zu 2.500 Arbeitsplätze werden so in den nächsten Jahren entstehen.

Volker Wissing versprach den Mittelständlern, in ihrem Sinne hart zu bleiben im koalitionsinternen Streit mit den Grünen, etwa über den Ausbau von Verkehrswegen. Hier mahnte er einen schnellen Kompromiss an. Der FDP-Minister will auch Autobahnen beschleunigt ausbauen, die Grünen nur das Bahnnetz. Wissing hält eine Lösung des Konflikts für möglich, „indem man sich nicht mit ideologischen Vorstellungen selbst blockiert, sondern indem man sich mit den Fakten auseinandersetzt“. Zu diesen Fakten gehöre etwa der absehbare Zuwachs beim Güterverkehr, der nicht allein über die Schiene bewältigt werden könne. (red)