Zukunftsdialog: Brandenburgs klimaneutrale Industrie von Morgen
In der Landesvertretung Brandenburg beim Bund diskutierten Politik, Wissenschaft und Wirtschaft im Rahmen des 36. Zukunftsdialogs über die industrielle Zukunft des Landes. Unter dem Leitmotiv „Industrie klimaneutral denken!“ zeigte die Veranstaltung, wie groß Brandenburgs Chancen im Wettbewerb um nachhaltige Produktion sind – und wie ehrgeizig Unternehmen und Politik inzwischen agieren.
Schon in der Begrüßung machte David Kolesnyk, Bevollmächtigter des Landes Brandenburg beim Bund, klar, dass die Debatte weit über theoretische Zukunftsvisionen hinausgeht: „Brandenburg will industrielles Land bleiben – aber klimaneutral.“ Damit umriss Kolesnyk die Erwartung, dass ökologischer Umbau und wirtschaftliche Wertschöpfung nicht Gegensätze, sondern verbundene Ziele sind.
Wissenschaftliches Potenzial vorhanden
Die wissenschaftliche Perspektive kam von Prof. Dr. Roh Pin Lee (BTU Cottbus-Senftenberg), die mit deutlichen Worten dazu aufrief, die vorhandenen Ressourcen nicht länger nur zu analysieren, sondern konsequent für industrielle Innovationen zu nutzen: „Wir verfügen über enormes Know-how in klimafreundlichen Produktionsverfahren. Entscheidend ist, dass dieses Wissen schneller in marktfähige Lösungen überführt wird.“ Damit unterstrich Pin Lee, dass Forschung nicht nur Impulsgeberin sei, sondern Teil eines komplexen industriellen Ökosystems, das Klimaneutralität zum entscheidenden Standortfaktor macht.
Ein Beispiel dafür liefert die Plattform FIV.Energy, die auf Basis Künstlicher Intelligenz und digitaler Dateninfrastruktur Energieflüsse in Gebäuden und Industrieanlagen vernetzt. Sie ermöglicht eine präzise Verbrauchstransparenz, reduziert den Netzausbaubedarf und zeigt, wie datenbasierte Planung zur Realisierung von CO₂-neutralen Produktionsstandorten beiträgt – ein Ansatz, der gerade in industriestarken Regionen wie Brandenburg neue Effizienzpotenziale eröffnet.

Klimaneutralität als wirtschaftliche Chance
Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) positionierte das Land selbstbewusst und gab erfolgversprechende Aussichten für die künftige Entwicklung. Er betonte, dass die Transformation nicht nur mit Blick auf die Klimaziele erfolge, sondern vor allem im eigenen ökonomischen Interesse angesiedelt ist: „Industrie klimaneutral denken heißt, Wertschöpfung langfristig sichern. Wer jetzt umsteigt, gewinnt die Märkte von morgen.“ Damit forderte Keller zugleich verlässliche Rahmenbedingungen und den dringend benötigten Bürokratieabbau, um Investitionen und neue Fertigungstechnologien zu beschleunigen.
Gemeinsame Transformation
Die promovierte Juristin Dr. Beate Baron, als Vertreterin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE), machte zudem deutlich, dass die Energiewende nur gelingen kann, wenn Politik, Industrie und Forschung noch enger kooperieren als bisher: „Wir dürfen diese Transformation nicht sektorweise umsetzen. Klimaziele erreichen wir nicht durch Einzelmaßnahmen, sondern durch ein Zusammenspiel von Wissenschaft, Wirtschaft und Staat.“ In ihrer Einschätzung müssten Bundesprogramme zur Energiewende von regionalen Innovationsstrategien flankiert werden – und umgekehrt, um den gewünschten Erfolg zu garantieren.

Klimaschutz längst Praxis
In Bezug zum ebenfalls dringend benötigten Klimaschutz verdeutlichten verschiedene Unternehmen, dass eine klimaneutrale Industrie längst keine Zukunftsmusik ist – vor allem in Brandenburg.
„Nachhaltige Energie- und Stoffkreisläufe schaffen Wert, sie kosten nicht nur Geld“, beschrieb es beispielsweise Lucie Töpfer (PyroPower GmbH), wie bestehende und künftige Kreislaufkonzepte wirtschaftlich rentabel werden können.
An anderer Stelle verwies Patrick Hasenhütl (BASF Schwarzheide GmbH) auf die Transformation bestehender Produktionsprozesse, jedoch mit dem Hinweis: „Gerade klassische Industrie hat die Hebel, die wirklich zählen – wenn wir investieren.“
Und auch die Lebensmittelindustrie ist sich der Transformation sowie deren Bedeutung sehr wohl bewusst. Hilmar Hilger (Rheinsberger Preußenquelle) benennt vor allem den Mittelstand als Treiber regionaler Nachhaltigkeitsinnovationen: „Standortentscheidungen werden künftig davon abhängen, wer klimaneutral produzieren kann.“
Brandenburg bereit für die industrielle Zukunft
Der 36. Zukunftsdialog verdeutlichte, dass Brandenburg seine industrielle Zukunft aktiv gestalten will – nicht durch neue Lippenbekenntnisse, sondern durch Technologien, Investitionen und wissenschaftliche Kooperationen. Klimaneutralität wird nicht als Pflicht verstanden, sondern als Wirtschaftsstrategie. Digitale Lösungen wie FIV.Energy zeigen dabei exemplarisch, wie der Weg zur CO₂-neutralen Produktion technisch und ökonomisch realisierbar wird.
Damit sendet das Bundesland eine klare Botschaft in die Hauptstadtregion: Die Industrie von morgen entsteht dort, wo CO₂-freie Produktion Standortvorteil wird. (red)