Zehn Jahre Mittelstandsallianz des BVMW
Olaf Scholz: Wir brauchen Lust auf Zukunft
Christoph Ahlhaus: Der Mittelstand wird konstruktiv stören
Anlässlich der
Jubiläumsfeier zum 10-jährigen Bestehen der Mittelstandsallianz des BVMW lobte
Bundeskanzler Olaf Scholz die Innovationskraft und Stabilität des
deutschen Mittelstands: “Mit Ihrer Lust auf Zukunft sorgen Sie dafür, dass so
viele Hidden Champions, so viele Weltmarktführer in Ihren Reihen sind. Diese
Lust auf Zukunft brauchen wir in Deutschland, gerade jetzt. Denn jetzt legen
wir den Grundstein für den Erfolg des Industrielandes Deutschland in zehn,
zwanzig und dreißig Jahren.“
Die
Mittelstandsallianz des BVMW vereint mehr als 30 mittelständisch geprägte
Branchenverbände, deren Impulse und Praxiserfahrung von der Politik
hochgeschätzt werden. Christoph Ahlhaus, Vorsitzender der
Bundesgeschäftsführung des BVMW und Präsident des europäischen
Mittelstandsdachverbands CEA-PME, hob das starke Netzwerk der
Mittelstandsverbände hervor und versprach dem Bundeskanzler, die
Herausforderung, gemeinsam an der Zukunft Deutschlands zu arbeiten, anzunehmen.
Ahlhaus: „Es geht angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage in
Deutschland, aber auch vor dem Hintergrund der großen Transformationsprozesse
in unserer Gesellschaft und der kriegerischen Konflikte, die den Mittelstand
und die Wirtschaft insgesamt belasten darum, gemeinsam Lösungen zu finden.
Dabei wollen wir auch konstruktiv stören. Es geht um nicht weniger als darum,
den deutschen Mittelstand zu retten.“ Selbstkritisch stellte der Kanzler
fest: „Keine Frage, im letzten Jahrzehnt ist zu viel
liegengeblieben. Wir haben zu sehr von der Substanz gelebt und zu wenig in die
Zukunft investiert. Das ändern wir jetzt. Wir haben es geschafft, Deutschland
innerhalb weniger Monate unabhängig zu machen von russischer Energie. Weil
Bund, Länder und Gemeinden, Unternehmen und staatliche Stellen an einem Strang
gezogen haben. Das ist die Blau-Pause für den Deutschlandpakt, den ich
vorgeschlagen habe, um Deutschland insgesamt auf Tempo zu bringen. Anfang
November habe wir uns mit den Bundesländern darauf verständigt, alle Planungs-
und Genehmigungsprozesse in Deutschland massiv zu beschleunigen. Mehr Tempo,
damit Unternehmen wie Ihre bauen und investieren können. Mehr Tempo, damit
unsere Straßen, Brücken und Schienen schnell wieder in Ordnung kommen. Mehr
Tempo, damit Wohnungen gebaut, Glasfaserleitungen gelegt, Energienetze
ausgebaut und bis 2032 ein Wasserstoffkernnetz in Deutschland bereitsteht.“
Verbandschef
Ahlhaus berichtete von den Hürden, die Unternehmen täglich zu überwinden
haben: „Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel insgesamt, Lieferkettenprobleme,
die Herausforderungen der Dekarbonisierung und das Kernthema Bürokratie und die
Überforderung der Verwaltung. Hinzu kommen die Energiepreise, die in
Deutschland im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hoch sind. Doch
neben all dem geht es auch um eine Frage, die sich alle Gruppen in der
Gesellschaft beantworten müssen: Wo wollen wir hin? Wer wollen wir sein? Haben wir noch Lust, die
Herausforderungen anzunehmen?“
Der
Bundeskanzler betonte in seiner Botschaft an die Mittelständler die gewaltige
Aufgabe der Modernisierung Deutschlands. Scholz: „Wenn man das Jahresgutachten der
Wirtschaftsweisen liest, dann sind perspektivisch allerdings nicht die
Energiepreise das größte Hemmnis für mehr Wachstum in Deutschland, sondern viel
mehr Arbeitskräfte. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz haben wir das
modernste Einwanderungsrecht geschaffen, das es in Deutschland je gab. Das wird
Ihnen helfen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bekommen, die Ihre
Unternehmen brauchen. Wir bleiben dran, an der Modernisierung Deutschlands,
auch nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts. So sichern wir die Zukunft
des Mittelstands.“ Dabei sei ihm die Rolle des Mittelstands sehr bewusst, was
ihm viel Respekt abverlange. Scholz: „Danke, dass Sie und ihre
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Tag für Tag an dieser Zukunft arbeiten.“
Auch
der Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung, der Parlamentarische
Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Michael
Kellner, betonte die Bedeutung des Dialogs mit den Mittelstandsverbänden
für Entscheidungsfindungsprozesse der Bundesregierung. Kellner:“ Wir
bedanken uns für eine kritische und konstruktive Partnerschaft unabhängig von
Parteifarben. Sie haben Position bezogen, und dafür haben Sie unsere
Wertschätzung.“ Zirkuläres
Wirtschaften, Kreislaufwirtschaft auf der einen Seite und das
Bürokratieentlastungsgesetz 4 seien wichtige Stellschrauben, um die Wirtschaft
zukunftssicher zu gestalten. Hier sei der Beitrag des Mittelstands aus der
Verbändeabfrage entscheidend gewesen.
Schirmherrin
der Jubiläumsfeier im Kaisersaal der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft
war die Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder (SPD), die forderte:
„Der Deutschlandpakt braucht Drive. Wichtig sind dabei die vier D:
Dekarbonisierung, Digitalisierung, Diversität und Demokratie.“
Zum
Abschluss der Feierstunde wurden die Gründungsmitglieder der
Mittelstandsallianz, Kenan Häberle, Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC), Dr. Marei Strack, Dachgesellschaft Deutsches Interim
Management (DDIM), Norma Keßler, Bundesverband der Dolmetscher und
Übersetzer (BDÜ), und Carsten Rasner, Bundesverband der Digitalen
Wirtschaft (BVDW), für Ihr Engagement durch Christoph Ahlhaus gewürdigt. (fs)