
Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey beim BVMW: Berlin ist Zugpferd der deutschen Wirtschaft
Berlins Wirtschaftssenatorin ist Hands-on. Zum Gendarmenmarkt fuhr sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln und musste dann wegen eines Aufzugausfalls sieben Stockwerke in den Berlin Capital Club hochsteigen. Diese Dynamik setzte sich in ihrem Vortrag beim Businessfrühstück des BVMW zum Thema „Berlin 2023 - Wohin entwickelt sich die Hauptstadt?“ fort. Erfrischend optimistisch, mitreißend und motivierend plädierte sie für ein stärkeres Selbstbewusstsein der Hauptstadt. Franziska Giffey: „Berlin ist das Zugpferd der deutschen Wirtschaft, erzielte 13-mal in Folge ein Plus beim Wirtschaftswachstum. Berlin hat ein Energielevel, das wir nutzen könnten, aber nicht wirklich nutzen. Dabei sind wir Innovationsstandort Nummer Eins in Europa und können uns messen an London, Paris und Barcelona“.
Branchenvielfalt als Wettbewerbsvorteil
Berlin habe einen Wettbewerbsvorteil durch seine große Branchenvielfalt: Industrie, Handwerk, Dienstleistung, Kreativwirtschaft und Start-ups machen die Wirtschaft resilienter verglichen mit Bayern oder Baden-Württemberg, die mit dem Schwerpunkt Automobilindustrie stärker von der Krise betroffen sind.
Dennoch müsse Berlin große wirtschaftspolitische Ziele bewältigen: Wirtschaftswachstum, Klimaneutralität, Fachkräfteproblematik und Innovationsförderung.
Die SPD-Politikerin forderte eine klare Haltung zum Wachstum und will die besten Rahmenbedingungen für die Wirtschaft schaffen. Dazu gehöre besonders das Thema Entbürokratisierung, bei dem es mit dem Aktionskonzept Digitale Verwaltung erste Erfolge zu verzeichnen gebe. Auch bei der Glasfaserversorgung seien deutliche Verbesserungen eingetreten. Lag die Versorgung beim Regierungsantritt der CDU/SPD-Koalition vor zwei Jahren noch bei 17 Prozent, konnte sie bis heute auf 44 ausgebaut werden. Bis 2028 soll die Abdeckung 100 Prozent erreichen.
Fachkräfte und Gründergeist im Fokus
Eine zentrale Herausforderung bleibt die Fachkräftesicherung. Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften ist hoch, während rund 223.000 Menschen in Berlin arbeitslos gemeldet sind. Handlungsbedarf gebe es zudem bei der Stärkung des Handwerks, der Förderung von Gründerinnen und der schnelleren Integration in den Arbeitsmarkt. Bei 223.000 Arbeitslosen - 40.000 mehr als vor einem Jahr - müsse man offen ansprechen, wie Menschen in Arbeit kommen und nicht nur auf Versorgung vom Amt setzen.
Strahlkraft im Ausland verstärken
Im Ausland erhält Berlin viel Wertschätzung als eine vielfältige, freie und tolerante Stadt. Hier leben Menschen aus 170 Nationen in einer unvergleichlichen Kultur- und Wissenschaftslandschaft. Das ist der Grund, warum sich viele Menschen für die Hauptstadt entscheiden, gegenwärtig besonders viele US-Amerikaner. Giffey weiter: Wenn Berlin auch in Zukunft Wirtschaftswachstum erreichen wolle, müsse die Stadt sich auch im Ausland präsentieren. Daher werde der Senat die Auslandsrepräsentanzen in New York und Peking stärken und im nächsten Jahr im indischen Bangalore eine weitere Auslandsrepräsentanz eröffnen.
Visionen bis 2040
Der Blick in die Zukunft zeigt ambitionierte Pläne: Giffey unterstützt die Olympiabewerbung für 2040 oder 2044, die Ausrichtung einer Weltausstellung EXPO und die Feierlichkeiten zum 800-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2037. Diese Projekte sollen die internationale Strahlkraft Berlins weiter erhöhen.
Gastgeber Herbert Beinlich, Chef des BVMW-Landesverbands Berlin/Brandenburg, gebührt ein Kompliment für den fundierten Dialog zwischen Politik und Mittelstand. Dabei zeigte sich die große Bandbreite der vertretenen Branchen – von Handwerksbetrieben bis hin zu international agierenden Technologieunternehmen.

Zustimmung gab es für die pragmatische und zupackende Wirtschaftssenatorin von vielen der Teilnehmer. Daan Smans, President Business Development bei CEDES, bestätigte das positive Klima für Unternehmen in Berlin. Der Schweizer Weltmarktführer mit einem Büro in Berlin ist auf smarte Sensorik und Objekterkennungssysteme für Aufzüge spezialisiert und treibt die Digitalisierung in der vertikalen Mobilität voran. Smans unterstrich im Gespräch mit der BERLINboxx, wie stark Berlin in globale Innovationsnetzwerke eingebunden sei, und wie sehr der Standort von internationalem Know-how profitiere. Daan Smans: „Berlin ist heute weit mehr als nur die politische Hauptstadt Deutschlands – sie ist das kreative Kraftzentrum der Wirtschaft. Nirgendwo sonst findet man diese besondere Mischung aus Innovationsgeist, internationalem Talent, unternehmerischer Freiheit und Lebensqualität. Die Berliner Unternehmenskultur ist offen, mutig und vernetzt – ein Magnet für Start-ups ebenso wie für etablierte Unternehmen. Wer hier gründet oder investiert, spürt sofort diesen einzigartigen Spirit aus Dynamik, Vielfalt und Zukunftsoptimismus. Das vertritt Wirtschaftssenatorin Giffey beispielhaft. Sie ist eine überzeugende Botschafterin für Berlin“. (eg)