Wippen für die Einheit
Nach langen Diskussionen wurde heute endlich mit dem Bau des Freiheits- und Einheitsdenkmals auf der Schloßfreiheit vor dem künftigen Humboldt-Forum begonnen.
Symbol für den Mut der Freiheitsliebenden
Alle auf eine Seite – das Denkmal neigt sich, alle auf die andere Seite – es bewegt sich in entgegengesetzte Richtung. Was wie ein neues Gerät für ein Kinderspielplatz klingt, wird das Freiheits- und Einheitsdenkmal vor dem Humboldt-Forum. Im Prinzip ist es auch ein überdimensionales Spielplatzgerät – der Name „Einheitswippe“ beschreibt die Konstruktion bildhaft – dabei steht jedoch nicht der Spaßfaktor im Vordergrund. „Wir sind das Volk. Wir sind ein Volk.“ soll in großen Lettern auf dem Denkmal stehen – die Parolen der Montagsdemonstrationen 1989/1990. Damals haben Hundertausende Bürger der DDR gegen ihr Regime demonstriert. Friedlich, aber dennoch mit Risiko, kämpften sie für Demokratie und Freiheit. Nicht mit der Macht von Gewalt, sondern mit der Macht der Massen. Dieser Grundgedanke spiegelt sich in dem neuen Denkmal wider: „Wie bei der friedlichen Revolution von 1989 müssen sich die Besucher verständigen und zu gemeinsamem Handeln entschließen, um etwas zu bewegen: Wenn sich auf einer Schalenhälfte mindestens 20 Personen mehr zusammenfinden als auf der anderen, beginnt sich die Schale langsam und sanft zu neigen. Neue Perspektiven öffnen sich.“, erklärte das Stuttgarter Architekturbüro Milla & Partner, welches für den Bau zuständig ist.
Ein langes Hin und Her
Bereits 2007 beschloss der Bundestag die Errichtung des Denkmals. Nach zwei Wettbewerben wurde 2011 das Architektenbüro Milla & Partner zum Sieger gekürt, welches 2013 ihren Entwurf fertig entwickelten und zwei Jahre später die Baugenehmigung bekamen. Es folgten Diskussionen über den Standort auf der Schloßfreiheit in Mitte, da die Wippe auf dem Sockel des früheren Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals errichtet werden soll. Der Haushaltsausschuss plädierte zunächst für den Wiederaufbau des Kaiser-Denkmals. Den Vorschlag kritisierten Befürworter des Einheitsdenkmals als „glorifizieren des Kaiserreichs“. Schlussendlich blieb es bei dem Standort.
Ein weiteres Problem sorgte jedoch erneut für Verzögerungen: Eine Kolonie von Fledermäusen bewohnt den Raum im Sockel. Um diese zu schützen, mussten die Verantwortlichen ein geeignetes Ersatzquartier finden. In Zusammenarbeit mit den bbersten Naturschutzbehörden von Berlin gelang dies vor Kurzem. Doch auch das neue Quartier bot weiteres Diskussionspotenzial, da es sowohl vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (Bund) also auch vom Naturschutzbund (Nabu) es als mangelhaft eingestuft wurde. Der Nabu klagte, zog den Vorwurf allerdings zurück, nachdem der Bund sein Konzept überarbeitete.
Somit steht dem Bau des Denkmals endlich nichts mehr im Wege. Bis spätestens 2024 soll es fertig sein. (aak)