Verirrt, verwirrt, verloren
In dieser neuen Rubrik beleuchten wir besonders kommentierungswürdige Fälle von zunehmender Verwirrtheit als Kollateralschaden der Corona-Krise
von Frank Schmeichel
Wenn intellektuell überforderte Corona-Kritiker Unsinn verbreiten, ist das eine Sache. Wenn jedoch akademische Experten auf ihrem Gebiet Thesen verbreiten wie der Schweizer Gesundheitsökonom Willy Oggier, der fordert, dass Corona-Skeptiker bei Engpässen kein Recht auf einen Intensivplatz haben, dann ist das ein Indiz dafür, dass Corona einen fatalen Nebeneffekt hat – die Beeinträchtigung gesunder Hirnfunktionen und die Trübung des gesunden Menschenverstandes.
So sagte Oggier in einem Interview mit der Baseler Zeitung: „Ich schlage vor, dass Corona-Skeptiker ihr Recht auf ein Akutbett oder einen Intensivplatz verwirken, falls es zu Engpässen kommt.“ Menschen, die mutwillig Abstand- und Hygieneregeln missachten, sollen, so der Schweizer Gesundheitsökonom, die Verantwortung für ihr Handeln in Engpass-Situationen tragen.
Der Schwachsinn greift um sich
Leider wird nicht nur das Internet zum Medium für jeden gesagten und ungesagten Schwachsinn, nein, zunehmend geben seriöse Medien abstrusen Meinungen einen Raum und tragen so dazu bei, dass wir uns immer weiter von Sachlichkeit und Fakten bei diesem ernsten Thema entfernen. Gerade in diesen Zeiten darf von respektablen Medien erwartet werden, dass differenziert wird und nicht jeder mediengierige Gesellschaftshinterbänkler mit seinem Sermon veröffentlicht wird. Oggier ist ein Profiteur der Unsicherheit und ein bedauernswerter Profilneurotiker, der Öl ins Feuer einer schwierigen Debatte gießt – und die Baseler Zeitung hält ihm leider den Steigbügel.