Street-Art am Bau: Urban und typisch Berlin
Seit Jahrhunderten kommt kaum ein Kirchenbau, Palast oder anderes bedeutsames Gebäude ohne Kunst aus. Dadurch soll die architektonische Botschaft hervorgehoben, die Funktion des Objekts dargestellt und Besitzerstolz unterstrichen werden. Durch Kunst am Bau erhält ein Gebäude oftmals eine Signatur, eine Bedeutungsaufwertung, eine Symbolik die nicht nur ästhetisch sein, sondern auch zur Reflexion anregen soll.
Internationale Street-Art an der Fanny-Zobel-Straße
Ein gutes Beispiel ist der Molecule Man, der von dem Bildhauer Jonathan Borofsky geschaffen und von der Allianz SE finanziert wurde, die in den Treptowers bis 2006 ihren Sitz hatte. In unmittelbarer Nachbarschaft der Türme, in der Fanny-Zobel-Straße, realisiert das Unternehmen AGROMEX nun ein wahres Landmark-Projekt. Zwei Hochhäuser von über hundert Metern und ein Hotel werden dort in Zukunft in die Höhe ragen und die Umgebung maßgeblich prägen. Die Bauarbeiten haben im Frühling begonnen, nun konnten internationale Street-Art-Künstler dafür gewonnen werden, den Bauzaun künstlerisch zu gestalten.
Spreepanorama auf dem Bauzaun
Entstanden ist ein Gesamtkunstwerk, das für Staunen sorgt. Auf einer Fläche von circa 400 Quadratmetern präsentieren sich dem Betrachter hochwertige und kreativ anspruchsvolle Interpretationen des urbanen Stadtlebens in Berlin. Unter der Leitung von Thomas Panter (Panterdesign.com) haben die drei internationalen Künstlergruppen dabei ihren ganz eigenen Stil und interpretieren das Thema „Stadtleben in Berlin“ kreativ und eigenwillig.
So entwarf die deutsche Künstlergruppe eine großflächige Hommage an die Erbauer der Stadt. Sie stellten Arbeiter beim Bau, technische Zeichner oder Architekten dar. Die französischen Künstler aus Lyon, Chambery und St. Etienne zeigen in ihrer Variante vielfältige Situationen des Stadtlebens in teilweise photorealistischer Ausarbeitung: Eine Frau die Seifenblasen pustet, die Großmutter, die den Kindern Märchen vorliest oder der Berliner Bär, der der Umwelt zuliebe Fahrrad fährt. Die Schweizer Künstler hingegen setzen sich mit der urbanen Zukunft auseinander. In
ihrer Version setzen sich Außerirdische mit den Berlinern friedlich in Verbindung und erbauen gemeinsam die Stadt der Zukunft. Den letzten Feinschliff schaffen zum Abschluss die Argentinierin Caro Pepe und Thomas Panter. Ende August werden sie ein atemberaubenden Spree-Panorama auf den Bauzaun zaubern.
Urbane Kunstwerke
Für AGROMEX Projektmanager Marc Engel hat Kunst am Bau einen hohen Stellenwert: „Durch solche Kunst am Bau wird Identifikation geschaffen und eine gewisse Zugehörigkeit und Verbindung zu den Gebäuden und den umgebenden Räumen kann entstehen.“ Engel ist es dabei wichtig, den Menschen einen ästhetischen Mehrwert zu bieten: „Unsere Künstler haben einen tollen Job gemacht, die Kunstwerke sind urban und aufregend – eben typisch Berlin. Mit dem gestalteten Bauzaun sollen nun die Anwohner und die zahlreichen Passanten an der Spree zur Reflexion angehalten und der Austausch untereinander gefördert werden.“
Der Uferweg an der Spree ist trotz der Bauarbeiten an der Fanny-Zobel-Straße nach wie vor begehbar. Wer also einen Spreespaziergang plant, kann sich vor Ort von den Street-Art-Kunstwerken überzeugen. Fest steht, dass diese von Besuchern noch eine ganze Weile betrachtet werden können. Denn der Bauzaun wird noch mindestens bis 2021 zu bewundern sein. Dann sollen die Gebäude fertiggestellt sein. (ak)