Sportsenatorin Iris Spranger: Engagiert für die Sportmetropole Berlin
Es ist bald so weit: Die UEFA EURO 2024 steht vor dem Anpfiff - und Berlin als Gastgeber im Mittelpunkt des Geschehens. Sechs Spiele werden hier stattfinden, beginnend mit dem Spiel zwischen Spanien und Kroatien am 15. Juni. Die BERLINboxx hat dies zum Anlass genommen, mit Sportsenatorin Iris Spranger in einem Exklusivinterview über den Zustand der Sportmetropole Berlin und künftige sportpolitische Ziele zu sprechen.
Die Hauptstadt ist Gastgeber der UEFA EURO 2024. Was erwartet die Besucher?
Das Land Berlin, die UEFA, Kulturprojekte Berlin und alle Partnerinnen und Partner planen gemeinsam ein stimmungsvolles, gesamtstädtisches Fußballfest. Während der 31 EM-Spieltage wird ganz schön was los sein. Neben Berlinerinnen und Berliner erwarten wir Besucher aus dem Umland, Deutschland und ganz Europa. Dazu gehören auch die vielen Fans der Nationen, die im Olympiastadion spielen werden. Wir rechnen mit mehr als zwei Millionen Besucherinnen und Besuchern.
Bei der Sicherheit der Gäste sind Sie als Innensenatorin gefordert…
Berlin hat viel Erfahrung mit der Durchführung von Sportgroßveranstaltungen. Die Abstimmungen zwischen allen Beteiligten, den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, dazu gehören Polizei, Feuerwehr und die Rettungsdienste, sowie der Projektgruppe EURO laufen sehr gut. Wir sind im ständigen Austausch und damit gut vorbereitet.
Inwieweit profitieren die Vereine und Projekte in den Bezirken von dem Fußball-Megaevent?
Erstmals steht eine Fußball-Europameisterschaft ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Neben den Vorgaben der UEFA hat Berlin zusätzlich ein Leitbild und zahlreiche Maßnahmen entwickelt. Das umfasst etwa Solaranlagen, Trinkwasserbrunnen, Stadtbäume, Bolzplätze und deren Erneuerung. Zudem werden Berliner Sportvereine und vielfältige Projekte aus den Bezirken mit mehr als 1,5 Millionen Euro gefördert.
Kein Sport ohne verlässliche Sponsoren wie die Spielbank Berlin…
Eine Aufgabe der Senatssportverwaltung ist die Förderung des Sports, z.B. durch die Bereitstellung von Sportanlagen und sonstigen Flächen für die sportliche Betätigung oder durch Zuwendungen. Die Zusammenarbeit mit Sponsoren aus der Wirtschaft obliegt den Sportorganisationen und bildet eine Ergänzung zur Förderung durch die öffentliche Hand.
Der diesjährige Berliner Amateursport-Preis ging an ein Darts-Team. Erfahren auch aufstrebende Randsportarten Unterstützung?
Das Sportfördersystem des Landes Berlin unterscheidet nicht nach Sportarten. „Aufstrebende Randsportarten“ können grundsätzlich unter denselben Voraussetzungen gefördert werden wie die „klassischen“ Sportarten.
Dass Berlin Parasport kann, haben die Special Olympics World Summer Games 2023 gezeigt. Wie geht es im Alltag weiter?
Natürlich wird Berlin das Thema Inklusion vorantreiben. Best-Practice-Beispiele sind hierbei die inklusive Weiterentwicklung des Programms „Sport im Park“ oder das Projekt „Zweirad Inklusiv“ für Kinder mit geistiger Beeinträchtigung.
Auch kommende Sportgroßveranstaltungen wurden von den Weltspielen positiv beeinflusst: Ein gutes Beispiel ist die UEFA EURO 2024. Das begleitende Rahmenprogramm legt einen Fokus auf das Thema Inklusion: Zahlreiche Barrieren wurden im Olympiastadion abgebaut.
In Berlin laufen die Planung und Bauvorbereitung für das erste deutsche vollinklusive Stadion weiter und befinden sich im Zeitplan. Im Vorgriff auf die spätere Entwicklung im Jahnsportpark wird aktuell das Kompetenzzentrum für Inklusionssport fertiggestellt. Die Übergabe an die Nutzer, u.a. der Behindertensportverband, soll in der ersten Jahreshälfte erfolgen. Die landeseigenen Sportanlagen bieten dem Parasport sowohl für das Training als auch für Wettkampfveranstaltungen eine geeignete Heimstatt.
Mit welchen Maßnahmen wollen Sie das ehrenamtliche Engagement im Sport fördern?
Der organisierte Sport zählt über 60.000 ehrenamtlich Engagierte - eine enorme Unterstützung für die Vereine und ein wichtiges Zeichen für den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Auch hierfür hat der Senat vor kurzem die Fördervereinbarung mit dem Landessportbund verlängert: Bis einschließlich 2029 soll der LSB 70,8 Millionen Euro, rund 11,6 Millionen Euro pro Jahr, erhalten. Das sind 1,7 Millionen Euro mehr pro Jahr als in den vergangenen sechs Jahren und sichert zusammen mit weiteren Mitteln die Zukunftsfähigkeit des Berliner Sports.
Früher war jahrzehntelanges Engagement selbstverständlich. Eine ganze Generation von Ehrenamtlichen hat sich mit der Corona-Pandemie mehr oder weniger altersbedingt in den Ruhestand verabschiedet. Junge Menschen sind aufgrund ihrer Lebensumstände weit weniger in der Lage, sich im klassischen Funktionärsehrenamt zu engagieren.
Daher müssen Vereine und Verbände flexibel sein. Flexible Arbeitszeit- und Sonderurlaubsmodelle für im Sport Engagierte können ein Mittel zur Attraktivitätssteigerung und Personalgewinnung für Unternehmen sein. Das Land Berlin ist als Arbeitgeber während der Special Olympics Weltspiele 2023 mit gutem Beispiel vorangegangen und hat Sonderurlaub für unsere Beschäftigten gewährt, wenn diese sich als Helferinnen und Helfer gemeldet hatten.
Auf Bundesebene ist ein Sportfördergesetz in Vorbereitung. Was kommt da auf unsere Stadt zu
Das Sportfördergesetz des Bundes wird noch vor seiner Verabschiedung die eine oder andere Beratungsschleife nehmen. Es soll die Grundsätze der Förderung in Angelegenheit des Bundes regeln und die Voraussetzungen für die Errichtung einer Sportagentur für den Spitzensport schaffen. Davon unberührt wird die Sportförderung in Berlin im Gesetz über die Förderung des Sports im Land Berlin geregelt.
SportlerInnen brauchen Trainings- und Wettkampfstätten. Wie würden Sie den Ist-Zustand beschreiben, und wo besteht akuter Handlungsbedarf?
Die Sanierung und Ertüchtigung der Berliner Sportstätten ist eine Daueraufgabe. In Berlin gibt es rund 4.900 Sportanlagen, die überwiegend von den Bezirken verwaltet werden. Mit dem Sportstättensanierungsprogramm fördert das Land Berlin jährlich rund 80 Maßnahmen. Zudem stehen im Doppelhaushalt 2024/25 jeweils 30 Millionen Euro zur Verfügung.
Der Zustand einzelner Sportstätten ist sehr unterschiedlich, so dass hier keine Bewertung erfolgen kann. Zudem werden im Zuge der Berliner Schulbauoffensive viele neue Sportanlagen und Sporthallen errichtet, die auch dem Trainings- und Wettkampfbetrieb zur Verfügung stehen.
Im Interview mit der BERLINboxx hat der Regierende Bürgermeister Kai Wegner für eine Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 2036 plädiert...
Der Deutsche Olympische Sportbund entscheidet noch in diesem Jahr, ob und wann der Startschuss für eine deutsche Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele erfolgt. Dieser Senat unterstützt eine Bewerbung mit Berlin als Austragungsort für das Jahr 2036. Das Konzept des DOSB setzt auf Nachhaltigkeit. Genau damit kann Berlin glänzen. Die Sportmetropole Berlin ist mit ihrer Vielzahl an Breitensport- und Spitzensportarenen hervorragend für internationale Sportveranstaltungen und für Olympische und Paralympische Spiele geeignet.
Bewerbung und Ausrichtung von Olympischen und Paralympischen Spielen müssen den gesamten Sport, von den Mitgliedern über die Vereine und Verbände, stärken. Jedes Vereinsmitglied soll eine überzeugte Botschafterin, ein überzeugter Botschafter der Olympia-Bewerbung werden können. Die Spiele sind nur darstellbar, wenn sie die Bevölkerung mitnehmen, wirtschaftlich vertretbar und vor allem nachhaltig sind. (evo)