Sammelband „Zukunft Mittelstand – Ein Weckruf aus der Wirtschaft“ zeigt Perspektiven für eine Wirtschaftswende
Die anhaltend schwachen Wirtschaftswachstumsprognosen für Deutschland erfordern eine spürbare Wirtschaftswende, so das Fazit des vom BVMW herausgegebenen Sammelbandes von Wirtschafts- und Verbandsexperten, der auf der Pioneer One in Berlin vorgestellt wurde. Christoph Ahlhaus, BVMW Bundesgeschäftsführer, betone in seinem Eingangsplädoyer, dass der Standort Deutschland massiv durch die Rezession und das anhaltend niedrige Wirtschaftswachstum geschwächt sei. Ahlhaus: „Wirtschaftsakteure und politische Entscheidungsträger sind gemeinsam gefordert, innovative Lösungen zu finden und nachhaltige Strategien zu entwickeln, um die deutsche Wirtschaft zu stärken und zukunftsfähig zu machen. Dringend notwendig sind vor allem ein konsequenter Bürokratieabbau und die digitale Transformation.“
Der Staatssekretär im Bundeskanzleramt, Dr. Jörg Kukies, erwiderte in seiner Keynote, dass die Bundesregierung die große Relevanz von Wachstumsdynamisierung bereits erkannt und in priorisierten Themenfeldern auch schon Maßnahmen ergriffen habe. Dazu zählen das Fachkräfteeinwanderungsgesetz und die Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Er betonte, dass Maßnahmen zur Wettbewerbsfähigkeit auch europäisch gedacht werden müssen.
Prof. Dr. Veronika Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat für Wirtschaft, beklagte in der anschließenden Panel-Diskussion, dass ein Drittel des gesamten Haushalts derzeit beim Arbeits- und Sozialministerium angesiedelt sei. Für Bezieher niedriger Arbeitseinkommen sei es demotivierend, wenn das Bürgergeld und sonstige Transferleistungen zusammengenommen keinen Anreiz zur Aufnahme einer sozialabgabenpflichtigen Arbeit darstellten. Es dürfe kein bedingungsloses Grundeinkommen geben und Sanktionierungen seien wichtig. Oliver Betz kritisierte, dass die Politik Soloselbstständigkeit durch übermäßige Bürokratie und Regulierung erschwere. Stattdessen sollte sie die Chance von Soloselbstständigkeit erkennen und Rahmenbedingungen schaffen, die die Gründung eines eigenen Unternehmens erleichtern. Dazu gehöre neben dem Abbau bürokratischer Hürden auch die Verbesserung der sozialen Absicherung, insbesondere im Alter. Dies könne ein positiver Anreiz sein, dem Fachkräftemangel im Mittelstand entgegenzuwirken.
Die angeregte Debatte, fachkundig moderiert von Christoph Ahlhaus, endete mit der Frage in Richtung Politik, warum Unternehmer heute Haftung und Kontrollaufgaben übernehmen müssen, Stichwort Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, wenn es doch am Ende politische Hoheitsaufgaben seien, dies zu regeln.
Der gelungene Abend fand bei kühlen Getränken und sommerlichen Snacks seinen Ausklang auf der Spree.
Mit an Bord: Ex-Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich, MdB, Oliver Betz, Geschäftsführer der systec Controls Meß- und Regeltechnik, Carlos Frischmuth, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands selbstständige Wissenschaft, die Geschäftsführerin des Verbands Deutscher Unternehmerinnen (VdU) Evelyne de Gruyter sowie VertreterInnen der Mittelstandsallianz und des Wissenschaftlichen Beirats des BVMW.