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Rüstungsschmiede Berlin
Die Drohne „Heron TP“ der Bundeswehr auf der ILA 2024 | André Gerwing, Wikimedia

Rüstungsschmiede Berlin

24. März 2025

Nach der Zustimmung des Bundesrats zum historischen Finanzpaket stehen Milliarden für Investitionen in Infrastruktur und Rüstung bereit. Die Industrie trifft erste Vorbereitungen zur Umstellung, auch mithilfe von spezialisierten Start-ups. Ein Teil der Gelder könnte auch nach Berlin fließen.

Rund 40 militärbezogene Projekte werden derzeit im Berliner Cyber Innovation Hub der Bundeswehr entwickelt und auch bereits aktiv eingesetzt. Dabei wird vor allem auf die Themen KI-Steuerung, z.B. für unbemannte Drohnen, und eine möglichst kosteneffiziente Nutzung militärischer Mittel Wert gelegt. Aber nicht nur bereits etablierte Tech- und Rüstungsunternehmen arbeiten bei der Entwicklung eng mit dem Militär zusammen, sondern auch Start-ups aus der Deep Tech-Szene. „Wir treten an das Start-up heran und agieren als Bindeglied zwischen der militärischen und der zivilen Welt, denn es ist unsere Aufgabe, das zu steuern und dann das Projekt auch gemeinsam umzusetzen“, sagt Sven Weizenegger, Leiter des Cyber Innovation Hub.

Start-ups, die für militärische und zivile Nutzung gleichermaßen gegründet wurden, sind keine Seltenheit - die Wirtschaftsförderung des Landes Berlin kennt mittlerweile gut 50 solcher Unternehmen. Dr. Stefan Franzke, CEO von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie, weiß um den Trend der Start-up-Szene: „Das sind Firmen, die gerade aus dem Optik-, Photonikbereich kommen, aber auch aus dem Medizintechnikbereich, und das wird nun natürlich immer mehr.“ Gerade in angespannten Zeiten, wo Europa und Deutschland ihre Verteidigung in die eigene Hand nehmen müssen, weil sich die USA als ein nicht mehr zuverlässiger Bündnispartner erweisen, verzeichne die Wirtschaft eine zunehmende militärische Ausrichtung.

Auch in der schwächelnden Autoindustrie habe sich dies bereits bemerkbar gemacht. So denkt der Automobilzulieferer Pierburg in Gesundbrunnen, der zum Rheinmetall-Konzern gehört, derzeit über einen Richtungswechsel nach: „Das Werk Berlin soll - neben den Aktivitäten in der Brennstoffzellentechnologie - künftig überwiegend mechanische Komponenten für den militärischen Bedarf fertigen“, so ein Sprecher des Rüstungskonzerns. Berlin sei für Rheinmetall ein hochattraktiver Standort, vor allem aufgrund der Nähe zu den wichtigsten Kunden, wie der Bundeswehr und der Bundesregierung.

Sorgen um eine gesellschaftliche Ablehnung wegen der Aufrüstung macht man sich sowohl beim Rüstungskonzern als auch bei den Gewerkschaften nicht. Da laut Meinungsumfragen eine deutliche Mehrheit der Deutschen der Auffassung ist, dass Deutschland mehr für die äußere Sicherheit tun müsste, sieht Rheinmetall sich bestätigt: „Dies ist das vorrangige Ziel unserer Aktivitäten.“ Ähnlich sieht dies auch die IG Metall: „Wir alle wollen eine Welt, in der wir ohne Kriegshandlung auskommen", so Jan Otto, Chef der IG Metall Berlin. Wenn man eine Bundeswehr haben wolle, die abschrecken sowie auch anderen Staaten helfen könne, dann brauche man die entsprechende Ausrüstung: „Alle aktuellen Umfragen belegen doch: Wenn wir den Scheiß bauen müssen, dann bauen wir ihn lieber hier in Deutschland.“ (mz)