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Rosenbaum Group: „Berlin muss bauen“
Berlin kommt um den Neubau nicht herum | Foto: Allthings Berlin auf Pixabay.com

Rosenbaum Group: „Berlin muss bauen“

05. März 2019

Die Kaufpreise für Wohnungen werden in ganz Deutschland weiter steigen. Das prognostiziert der „Rat der Immobilienweisen“ in seinem aktuellen Frühjahrsgutachten. Der Neubau werde vernachlässigt, kritisieren die Experten in der aktuellen Ausgabe des Gutachtens, das jährlich vom Zentralen Immobilien Ausschuss, dem Spitzenverband der Immobilienwirtschaft, herausgegeben wird. Demnach sind die Kaufpreise für Eigentumswohnungen bundesweit auf im Durchschnitt 1.885 Euro pro Quadratmeter gestiegen, was einem Anstieg von 8,2 Prozent entspricht. Der Anstieg hat unmittelbare Folgen für die Mietpreise. Der Quadratmeterpreis stieg bei Neuvermietungen im dritten Quartal 2018 um 3,9 Prozent auf 7,06 Euro.

Berlin: Preise steigen weiter

Besonders deutlich wird der Mangel an Wohnraum in Ballungsräumen wie den Berliner Innenstadtbezirken. Der durchschnittliche Kaufpreis für Wohnraum in der Hauptstadt ist 2018 um elf Prozent gestiegen und lag am Jahresende bei 3.790 Euro pro Quadratmeter. Das teilte das Online-Portal immowelt.de auf Anfrage von BERLINBOXX mit. Im Vorjahr waren es demnach noch 3.370 Euro. Besonders drastisch: In Kreuzberg-Friedrichshain liegt der Preis jetzt bei 4.400 Euro, nach einem Anstieg um zehn Prozent. Und in Mitte stieg der Quadratmeterpreis von 3.900 auf 4.390 Euro, in Charlottenburg-Wilmersdorf sogar von 3.840 auf 4.410 Euro.

Politische Irrwege verschärfen die Situation

Manchmal ist „gut gemeint“ das Gegenteil von gut. Zum Beispiel, wenn politische Entscheidungen andere Folgen haben als die beabsichtigten. Die Immobilienweisen kritisieren in ihrem Gutachten ausdrücklich das sogenannte „Baukindergeld“. Dieser staatliche Zuschuss sollte eigentlich junge Familien und Alleinerziehende entlasten. Der Staat zahlt beim Kauf von Eigentumswohnungen oder Hausbau pro Kind insgesamt 12.000 Euro in zehn jährlichen Raten aus. Das Geld muss nicht zurückgezahlt werden. Das Problem dabei: Viele Makler rechnen den Zuschuss auf den Kaufpreis auf. Dadurch erhöhen sich die Preise effektiv – auch für andere Kaufinteressenten, die gar keinen Zuschuss bekommen. Außerdem stellten die Immobilienweisen fest, dass die Zuschüsse am Ende nur selten der Finanzierung von Neubauten zugutekommen.

Potenzial zur Verdichtung ist vorhanden

„Unter dem Strich wird zu wenig gebaut“, sagt der Immobilienexperte Rafael Rosenbaum. Als Makler der Rosenbaum Group ist er seit Jahren am Berliner Wohnungsmarkt aktiv. „Eigentlich gibt es in der Hauptstadt durchaus noch Potenzial für Verdichtung“, meint Rosenbaum. Doch die Politik würde es den Investoren nicht leicht machen, für eine bessere Bebauung zu sorgen. Bauämter seien häufig überlastet, Genehmigungsprozesse dauerten viel zu lange.

Das kritisiert auch die Industrie- und Handelskammer Berlin in einem aktuellen Positionspapier. Der Neubau müsse „in allen Segmenten“ gesteigert werden. Das sei nur möglich, wenn „Milieuschutzgebiete die Ausnahme bleiben“ und das Zweckentfremdungsverbot abgeschafft werde. Neben der Nachverdichtung im Bestand fordert die IHK auch einen „Hochhausentwicklungsplan“, um den Bau von neuen Hochhäusern in der Stadt auf eine solide Grundlage zu stellen. Außerdem müsse es eine klare Regelung für die Überbauung von Supermarktstandorten mit Wohnungen geben, meint die Kammer.

Lohnt sich der Kauf von Eigentumswohnungen?

„Die Preise mögen hoch sein, doch sie werden weiter steigen. Deshalb lohnt sich der Kauf von Wohneigentum im Moment“, sagt Rafael Rosenbaum, „vor allem, wenn man über Eigenkapital verfügt.“ Wie hoch die Rendite sein wird, lässt sich allerdings kaum voraussagen. Die Immobilienweisen gehen jedenfalls davon aus, dass das Wirtschaftswachstum in Deutschland in den kommenden Jahren eher abnehmen wird. (red)