Regionalität, Nachhaltigkeit, Erfolg
Im Gespräch mit Paul Löhndorf, Geschäftsführer Proviantfruchtmanufaktur Gmbh & Co. Kg
In Berlin siedelten sich in den letzten Jahren immer mehr kleine Manufakturen an. Sie brauen Bier, stellen Dressings und Saucen her oder rösten Kaffee. Eines von ihnen ist die Fruchtmanufaktur Proviant. Berühmt sind die Berliner für ihre leckeren Smooties, Fruchtschorlen und Cola, bei denen sie viel Wert auf Natürlichkeit legen. Die BERLINboxx sprach mit Geschäftsführer Paul Löhndorf über die Idee hinter dem Unternehmen, den Standort Berlin, die Rolle von Manufakturen und natürlich über die Produkte von Proviant.
Herr Löhndorf, was ist Ihr aktuelles Lieblingsgetränk?
Eistee – aber in natürlicher, fruchtiger Form – den habe ich selbst gerade entwickelt (neben Proviant mein zweites Baby). Ich liebe Eistee, und finde, dass es da noch viel zu wenig gute Produkte gibt. Jetzt habe ich das selbst in die Hand genommen, so wie mit Proviant damals. Wie kam es zu der Idee eine Manufaktur für Frucht-Smoothies zu starten? Welche Motivation steckt hinter Ihrer Geschäftsidee? Eigentlich wollten wir (zwei Freunde und ich) damals ja ein Café eröffnen, mit gesunden Produkten wie Smoothies, Bagels und frischen Säften. Da gerade die Smoothies damals super ankamen, haben wir umgesattelt und uns darauf konzentriert. Seitdem produzieren wir unter anderem für die Gastronomie, Hotels und Bio-Supermärkte. Und so war die Fruchtmanufaktur geboren, damals in der Reichenberger Straße in Kreuzberg, auf 20 Quadratmetern. Und über die letzten 10 Jahre – dieses Jahr feiern wir 11-jähriges – waren wir so motiviert, dass wir dann noch Schorlen, Limonaden und zuletzt Cola mit ins Sortiment aufgenommen haben. Wir waren immer transparent und verwenden nach wie vor nur natürliche Produkte und das kommt an.
Ist Ihnen der Start von Proviant so gut gelungen, weil er in Berlin stattfand oder meinen sie, das hätte in einer anderen Stadt genauso gut geklappt?
Berlin hat sicherlich dazu beigetragen. Günstige Mieten (damals 2009), probierfreudige Gastronomen und Mitarbeiter zu finden, die so verrückt waren bei einem „Saftladen“ anzuheuern. Damals war die breite Start-up- Kultur, vor allem im Food-Bereich, ja noch gar nicht ausgeprägt. In Berlin hat man aber seit jeher gerne ausprobiert und war vielleicht schon ein bisschen offener für neue Ideen und Ansätze als anderswo.
Welche Rolle spielen Manufakturen wie Proviant heute in der Berliner Nahrungsmittelindustrie?
Mittlerweile würde ich sogar sagen, dass Manufakturen wie Proviant dabei eine etablierte Rolle eingenommen haben. Ich persönlich empfinde kleine Betriebe als echte Bereicherung – ehrliche Produkte, meist hergestellt mit viel Passion und hoher Qualität.
„Frisch gepresster Saft, reines Wasser, ein Spritzer Zitrone – und Schluss. Mehr braucht ́ne gute Schorle nicht.“ Wie gelingt es Ihnen Ihre Produkte ohne Konservierungsstoffe haltbar zu machen?
Bei einem Qualitätsprodukt wie unserem – in der Glasflasche – benötigt es keine Konservierungsstoffe. Außerdem enthält das Produkt Kohlensäure und etwas Zitronensaft, das macht es stabil. Außerdem wird es pasteurisiert (also kurzzeitig temperiert und rückgekühlt), um mikrobiologisch sicher zu sein.
Es gibt viele konventionelle Getränkeproduzenten, die ungesunde Zusatzstoffe verwenden. Glauben Sie, dass sich in diesem Bereich aktuell etwas ändert, dass immer mehr neue Getränkeanbieter tendenziell gesündere Produkte anbieten?
Ja, es gibt schon einen Trend zu gesünderen Produkten. Der Druck aus der Politik, gesündere Produkte herzustellen, dürfte aber gerne noch etwas höher sein.
Was sind Ihre Perspektiven für die Zukunft?
Konsumenten werden immer anspruchsvoller und aufmerksamer darauf achten, was sie zu sich nehmen. Das Bewusstsein für Inhaltsstoffe hat sich stark sensibilisiert und Transparenz gewinnt immer mehr an Wichtigkeit. Verbraucher setzen auf Natürlichkeit, Authentizität und hohe Qualität. Dabei sind sie gerne bereit, mehr auszugeben und haben verstanden, dass gute Qualität seinen Preis hat. Ich selbst setze – während Proviant natürlich weiter bestehen bleibt und ich auch dabei bleiben werde – auf Eistee! Ich liebe Eistees und arbeite schon länger selbst an einem. Jetzt bringe ich Richard‘s SUN Iced tea auf den Markt: 6 Sorten, teils Klassiker, teils ausgefallene Sorten. Aber allesamt so wie selbstgemacht: mit echtem Tee-Auf-guss, Fruchtsaft und natürlichem Rohr-zucker in Bio-Qualität. (aw)