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Potsdams geheimnisvoller Geschäftspartner
Dunkle Wolken über der Stadt Potsdam | canva

Potsdams geheimnisvoller Geschäftspartner

28. Juni 2024

Großes Rätselraten um den Eigentümer der Immobilie der Eleonore-Prochaska-Straße 11: Das Gebäude möchte die Stadt Potsdam in eine Geflüchtetenunterkunft umgestalten.

Wer ist der Immobilienbesitzer der Eleonore-Prochaska-Straße 11 in Potsdam? Diese Frage treibt derzeit viele Kirchsteigfelder um. Sie wollen wissen, wer die Person ist, die den Deal mit der Stadt eingefädelt hat. Seit über einem Jahr finden hinter dem Rücken der Anwohner Planungen im Potsdamer Rathaus statt, in dem Gebäude eine Geflüchtetenunterkunft einzurichten.

Erworben hat das Gebäude, wie die BERLINboxx ermitteln konnte, die Eleonore-Prochaska-Straße 11 GmbH vom vorherigen Eigentümer, der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten. Der Zweck der aktuellen Gesellschaft ist der “Ankauf eines Grundstücks in der Eleonore-Prochaska-Str. 11 in Potsdam sowie deren Halten, Vermietung und Veräußerung jeweils im eigenen Namen."

Der offizielle Sitz des im März 2023 gegründeten Unternehmens ist angeblich unter der Adresse von LI.VE Immobilien in der Clausewitzstraße 7 in Berlin zu finden. Aber kein Klingelschild weist auf die Existenz der Gesellschaft hin. Und weder per Telefon noch vor Ort im Hinterhof konnte BERLINboxx bisher einen Unternehmensvertreter erreichen. Auch eine Presseanfrage brachte bisher keine Resultate.

Als Gesellschafter der GmbH sind die Boss Holding GmbH sowie Christiane Domaschke im offiziellen Register eingetragen; Geschäftsführer ist Thorsten Heiko Friedrich Boss aus Berlin, der auch der Boss Holding GmbH vorsteht. Herr Boss – nomen est omen - hat um sich herum ein Firmenkonstrukt errichtet, das auch das Betreiben von Spielautomaten und Zeitarbeitsfirmen beinhaltet, und bei dem ein Großteil der Unternehmen Verluste macht.

Die Stadt Potsdam gab sich bedeckt, als BERLINboxx sie auf den dunklen Hintergrund ihres Geschäftspartners angesprochen hat. Man würde dies überprüfen, über laufende Verhandlungen aber keine Auskünfte geben.

Bedeutet das also, die Einrichtung der Flüchtlingsunterkunft sei vertraglich noch nicht in trockenen Tüchern? In einem öffentlich zugänglichen Paper von der Informationsveranstaltung Anfang März gab die Stadt an, dass Baumaßnahmen erst einsetzen werden, wenn die vertragliche Situation geregelt sei. Tatsächlich fanden jedoch schon einen Tag vor der Informationsveranstaltung Maßnahmen wohl seitens des neuen Eigentümers im Innenhof statt. Die beteiligten Bauunternehmen verschafften sich hierbei gewaltsam Zutritt zum Gelände.

Wie passt das alles zusammen? Wieso schaut die Stadt Potsdam bewusst weg und ignoriert die Fakten? Wie verträgt sich das mit der Transparenzoffensive der Stadt? Und inwieweit kann das im Interesse von Geflüchteten sein? Fragen, auf deren Beantwortung durch die Potsdamer Offiziellen nicht nur die Kirchsteigfelder warten. (red)