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Pankow-Greifswalder Güterbahnhof: Schule-Wohnen-Grünzug
GREEN LIVING Architektenhaus | Sergei Tchoban Architekt BDA

Pankow-Greifswalder Güterbahnhof: Schule-Wohnen-Grünzug

24. Oktober 2022

Eigentümer Gérôme präsentiert neue Entwürfe als Kompromisslösung

Beeindruckend sind sie, die Entwürfe des Architekturbüros TCHOBAN VOSS für das Gelände am Bahnhof Greifswalder Straße, die der BERLINboxx vorab exklusiv vorliegen. Sie zeigen ein GREEN LIVING Architektenhaus, die oft belächelte, urbane Idylle des Prenzlauer Berg mit grüner Fassade an den zwei Wohntürmen, schattenspenden Bäumen und attraktiven Sitzmöglichkeiten. Glücklich spielende Kinder, im Hintergrund der moderne Schulneubau - wird das die neue Realität am umstrittenen Güterbahnhofsgelände an der Lilli-Henoch-Straße?

Bei weitem noch nicht sicher sei das alles, sagt der Eigentümer des Geländes, Christian Gérôme.
Wenn es nach ihm ginge, würde der Bauantrag mit dem Entwurf bis Ende des Jahres eingereicht werden. Der Entwurf sieht eine flächensparende Bebauung mit Hochhäusern vor, wie im Leitbild des Berliner Senats vorgelegt und wie es von Stadtentwicklungs-Senator Andreas Geisel (SPD) bevorzugt wird. Durch die Verdichtung und Bebauung mit Hochhäusern wäre der von der Verwaltung gewünschte Dreiklang möglich: Schule, Wohnen und Grünzug.

Doch zwischen der Abgabe eines genehmigungsfähigen Bauantrages und der Realisation steht der notwendige Flächentausch. Denn nur dieser ermöglicht den Schulneubau und die Wohnbebauung auf den Parkplatzflächen gegenüber der Wohnsiedlung am Thälmann Park. Der Bezirk will östlich der Schwimmhalle ein Gymnasium errichten, das dringend gebraucht wird. Allerdings ist die bezirkseigene Fläche am Güterbahnhof zu klein für eine 6-zügige Schule mit Sport- und Pausenflächen. Der Bezirk braucht daher die angrenzenden Flächen des Rangierbahnhofs Pankow. Pankow hatte im Dezember 2019, um Zeit für die Planung zu gewinnen, eine Veränderungssperre über das Areal am Alten Güterbahnhof Greifswalder Straße verhängt und damit den laufenden Bauantrag von Gérôme auf seinem eigenen Gelände blockiert.

Das Bezirksamt hat es in den folgenden zwei Jahren nicht geschafft, eine brauchbare Schulplanung vorzulegen. Wie soll man sinnvoll eine Schule planen, ohne dass dem Bezirk die dazu benötigten Grundstücke gehören? Dies sah auch die Mehrheit der Abgeordneten der BVV so und votierte im Mai 2022 gegen eine Verlängerung der Veränderungssperre.

Grundstückseigentümer Gérôme könnte nun frei einen Antrag nach Paragraf 34 Baurecht für Wohnbebauung auf seinem eigenen Grundstück stellen - was er bisher aus einer einseitigen Selbstverpflichtung heraus nicht tut. Denn der Investor weiß, wie dringend Pankow Schulen braucht: „Die Nachrichten, die man jeden Tag liest über die untragbare Situation besonders an den Pankower Oberschulen, sind auch für mich erschütternd. Es ist eine Schande, dass in Berlin Kinder unter so katastrophalen Umständen gezwungen sind zu lernen. Ich habe selber drei Töchter, und so etwas geht nicht spurlos an mir vorbei.“

Um die Bedarfe von Bezirk und Eigentümer abzugleichen, schlug Gérôme der zuständigen Stadträtin Rona Tietje bereits im Frühsommer vor, eine Steuerungsrunde zusammen mit den Fraktionen der BVV zu bilden. Mittlerweile hat sich das Gremium, bestehend auf den Vertretern aller Fraktionen der BVV, dem Eigentümer und dem Architekturbüro TCHOBAN VOSS, zweimal getroffen.

Einen Fortschritt kann Gérôme bei diesen Gesprächen nicht erkennen. Dabei geht es erst einmal nur um einen Letter of Intend (LOI), also eine nicht bindende Absichtserklärung, in der die Rahmenbedingungen für den Grundstückstausch und die zukünftigen Parameter der Bebauung fest gehalten werden sollen. Immerhin soll Gérôme auf ein Drittel seiner Fläche verzichten.

Grundstückseigentümer Gérôme: „Eigentlich müssten sich die Parteien nur auf das Ziel flächensparender Wohnungsneubau auf dem kleineren Tauschgrundstück plus Schule plus Grünzug verständigen. Doch selbst da hakt es schon.“ Auch bei den Anwohnern wächst spürbar der Unmut. Bei einem von der Linken-Fraktion in der BVV Pankow organisierten Rundgang am vergangenen Freitag wurde Kritik an der Hängepartie im Rathaus laut. Man könne hier wunderbar Schulneubau und Wohnbebauung kombinieren, hieß es nahezu unisono.

Ursprünglich hatte er gehofft, mit den Planungen ab dem 22. September beginnen zu können. Nun soll am 11. November eine dritte Zusammenkunft erfolgen. Der Eigentümer ist trotz der bisherigen Erfahrungen guter Hoffnung, dass vom Bezirk endlich konkrete Planungs- und Terminziele in einem LOI bis Ende des Jahres formuliert und festgelegt werden. "Ich habe alle Karten auf den Tisch gelegt und meine Bereitschaft über den ursprünglich angesetzten Zeitraum hinaus gezeigt, zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen,“ stellt Gérôme klar. „Es wird sich zeigen, ob der Schulneubau durch die Uneinigkeit innerhalb des Bezirksamts beim Grundstückstausch weiter gefährdet und neuer Wohnraum in nennenswerter Größe weiterhin verschleppt wird, oder ob doch noch die Vernunft siegt“. (fs)