Neuer Schub für Spandau
Im Gespräch mit Frank Bewig, Bezirksstadtrat für Bauen, Planung und Gesundheit in Spandau
Spandau wird oft belächelt und nicht selten unterschätzt. Dabei ist der Bezirk einer der bedeutendsten Industriestandorte der Hauptstadt und schafft mit 20.000 Wohneinheiten erheblich Abhilfe in Sachen Wohnungsnot. Die BERLINboxx sprach mit Spandaus Baustadtrat Frank Bewig über Chancen und Herausforderungen von Berlins westlichstem Bezirk.
Eine der drängendsten Fragen in Berlin ist die Wohnungssituation. Wie sieht es damit in Spandau aus?
Auch in Spandau wird der Wohnraum knapp. Der Leerstand, der noch vor sechs Jahren vorhanden war, ist inzwischen nicht mehr da. Die Mieten im Bezirk ziehen in einigen Bereichen auch aufgrund der gestiegenen Nachfrage an. Als Reaktion darauf ist der Bezirk Spandau aktuell dabei, kurz- bis mittelfristig Baurecht für rund 20.000 Wohneinheiten insbesondere in den Ortsteilen Siemensstadt, Haselhorst und Hakenfelde zu schaffen. Damit leistet Spandau einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung der Wohnraumnachfrage von Berlin insgesamt. Ein großer Anteil an den aktuell zu entwickelnden Flächen wird den öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften zugutekommen, die bezahlbaren Wohnraum in erheblichem Umfang schaffen werden.
Was machen Sie in Spandau im Vergleich zu anderen Bezirken anders?
Die Herausforderungen aber auch Problemlagen stellen sich in einem Außenbezirk wie Spandau ganz anders dar als in Innenstadtlagen. Die Summe aus Gentrifizierung, den Herausforderungen einer zukunftsweisenden Verkehrsanbindung durch öffentlichen Personennahverkehr, vorhandene Flächenpotenziale, der Strukturwandel und die Eigenschaften eines Industriebezirks unterscheiden unseren Bezirk von anderen in Berlin ganz wesentlich. Insofern müssen wir teilweise ganz andere Antworten als andere Bezirke finden. Dabei kommt es uns darauf an, einerseits bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, gleichzeitig aber nicht die Sünden vergangener Zeiten zu wiederholen.
Spandaus sozialstrukturelle Situation hat sich in den letzten Jahren permanent verschärft. Insofern ist es mein Ziel, die vielen Neubauvorhaben zu nutzen, um auch Angebote für Menschen mit mittleren Einkommen zu schaffen.
Was bedeutet die Ansiedlung des Siemens Innovations-Campus für den Bezirk? Wie wird die Ansiedlung Spandau verändern?
Spandau wird durch den Siemens Innovations-Campus einen Schub erleben. Es werden neben rund 200.000 Quadratmeter Wohnfläche, Kitas und Grünflächen mit Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, auch Flächen für Wissenschaft, Forschung, Innovation und Start-ups entstehen. Wir werden dort kein abgeschottetes Industrieareal mehr haben, wie es aktuell an der Nonnendammallee der Fall ist. Vielmehr wird ein neues durchmischtes Quartier entstehen, das attraktiv für junge Menschen sein wird, die vor Ort durch die angesiedelten Start-up-Unternehmen auch ideale Bedingungen für ihren beruflichen Werdegang vorfinden werden. Insgesamt wird der Campus auch das Image Spandaus positiv verändern.
Was sind die größten Herausforderungen für Sie als Baustadtrat in Spandau?
Als Stadtrat ist es neben dem Tagesgeschäft auch meine Aufgabe, den öffentlichen Dienst schlagfertig aufzustellen. Nach Jahren des Sparens und des Stellenabbaus setze ich mich dafür ein, dass meine Ämter mittel- und langfristig personell besser ausgestattet werden und die Fachbereiche entsprechend so aufgestellt sind, dass sie auch tatsächlich das leisten können, was vor dem Hintergrund der wachsenden und sich weiter entwickelnden Stadt von ihnen erwartet wird.
Ebenfalls zu nennen ist hier die zukünftige Bewältigung des stets wachsenden Pendlerverkehrs aus dem Umland. Ich hoffe sehr, dass meine Hinweise an die Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehrtatsächlich Berücksichtigung finden und mittel- bis langfristig auch umgesetzt werden.
Und nicht zuletzt liegt mir natürlich eine Verbesserung der sozialen Situation der Menschen in unserem Bezirk am Herzen. Durch weitere Durchmischung der Kieze und Quartiere will ich helfen, aus Spandau einen lebenswerteren Bezirk zu machen. (cr)