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Müllers Idee vom 365 Euro Jahresticket kostet das Land Berlin 270 Millionen Euro

15. Juli 2019

In der vergangenen Woche verkündete der Regierende Bürgermeister, Michael Müller, dass er für Berlin ein Jahresticket für 365 Euro nach dem Wiener-Modell möchte. Laut den aktuellen Hochrechnungen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) würde dieses Unterfangen dem Land Berlin gut 270 Millionen Euro kosten.

Kann Berlin sich das Jahresticket für 365 Euro leisten?

Aktuell kostet ein Jahresabonnement für eine VBB-Umweltkarte bei monatlicher Zahlung 761 Euro pro Jahr. Um eine Reduzierung auf gut die Hälfte zu realisieren, bräuchte die BVG nach aktuellen Schätzungen einen Zuschuss von rund 170 Millionen Euro, für die S-Bahn kämen dann noch mal circa 100 Millionen dazu.

Hinzukommt, dass die Zahl der Abokunden in den vergangenen Jahren stetig gestiegen ist und wohl auch noch weiter steigen wird.

Finanzlage der BVG noch immer auf wackeligen Beinen

Nicht lange ist es her, dass die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) als chronisch unterfinanziert galt und jährlich hohe zweistellige Millionenverluste erwirtschaftete. Erst durch harte Sparmaßnahmen kam der landeseigene Betrieb wieder in die schwarzen Zahlen. Eine Belastung von weiteren 100 Millionen im Jahr kann der Betrieb also nicht stemmen, daher muss hier das Land Berlin als Eigentümer tief in die Tasche greifen.

Von BVG-Sprecherin Petra Nelken hieß es dazu am Sonntag: „Ob ein 365-Euro-Jahresticket für Berlin eingeführt wird oder nicht, ist eine politische Entscheidung, die unser Eigentümer, das Land Berlin, zu treffen hat. Klar ist aus unserer Sicht, dass er für Zuschussbedarf, der dann entstünde, aufkommen müsste. Zusätzliche Tarifvergünstigungen müssen wie zusätzliche Angebote entgolten werden.“

Verkehrsbund für höhere Preise

Vom Verkehrsbund Berlin-Brandenburg (VBB) hieß es zuletzt, dass die Ticketpreise im Verbund ab Januar 2020 sogar erhöht werden müssten. Denn auch die Brandenburger Verkehrsunternehmen können sich eine Halbierung der Ticketpreise wirtschaftlich nicht leisten.

Alternative Finanzierungsvorschlage bereits in der Tasche

Um die benötigten finanziellen Mittel für das vergünstigte Jahresticket aufzubringen, gibt es bisher verschiedene Vorschläge von Seiten des Berliner Senats und dem Regierenden Bürgermeister. So ist zum Beispiel die Rede von einem sogenannten Bürgerticket. Gemeint ist damit eine Mobilitätsabgabe, die alle Berlinerinnen und Berliner gleichermaßen zahlen sollen. Zudem sollen für die Ausgleichzahlungen auch der Bund in die Pflicht genommen werden. (aw)