Megafusion: Vonovia übernimmt Deutsche Wohnen
Noch am Pfingstsonntag sind rund 2.000 Berliner*innen auf die Straße gegangen, um gegen Mietenanstieg und Verdrängung zu demonstrieren. Heute haben die beiden größten Wohnungsunternehmen der Hauptstadt die Karten noch einmal vollkommen neu gemischt: Die Vonovia SE und die Deutsche Wohnen SE haben eine Vereinbarung über den Zusammenschluss beider Unternehmen unterschrieben.
Europas größter Wohnimmobilienkonzern
Die Einführung und Beendigung des Mietendeckels, der Volksentscheid zur Enteignung, verpasste Neubauziele – das Thema Wohnen in Berlin beherrscht seit Monaten die Berichterstattung und die Menschen. Und wieder haben es die Akteure geschafft, der Geschichte eine neue Wendung zu geben. Vonovia hat gestern eine Vereinbarung mit der Deutschen Wohnen über einen Zusammenschluss unterzeichnet. Vonovia hat in diesem Zusammenhang außerdem ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot für sämtliche ausstehende Aktien der Deutsche Wohnen angekündigt. Die Aktionäre erhalten insgesamt 53,03 Euro.
„Das Marktumfeld ist für Vonovia und Deutsche Wohnen in den vergangenen Jahren immer ähnlicher geworden. Jetzt ist der richtige Moment, die erwiesene Leistungsfähigkeit und Stärken beider Unternehmen zu vereinen. Gemeinsam schaffen wir neue Perspektiven für unsere Mitarbeiter*innen, unsere Mieter*innen und unsere Eigentümer*innen“, erläutert Michael Zahn, CEO der Deutsche Wohnen.
Durch den Zusammenschluss entsteht Europas größter Wohnimmobilienkonzern. Bereits im vergangen Jahr hatte Vonovia zweimal vergeblich versucht, den kleineren Konkurrenten zu übernehmen. Durch eine nun „friedliche“ Übernahme hoffen die beiden Unternehmen, notwendige Investitionen in bezahlbares Wohnen, Klimaschutz und Neubau besser schultern zu können.
Pläne für Berlin
Mit der Meldung über den Zusammenschluss stellten die Wohnungsunternehmen auch Vorschläge für den angespannten Wohnungsmarkt in der Hauptstadt vor. Denn immerhin betrifft der Zusammenschluss im Großraum Berlin rund 110.000 Wohnungen der Deutsche Wohnen und 40.000 von Vonovia. Man wolle ein mieterorientiertes und gesellschaftlich verantwortungsvolles Wohnungsunternehmen schaffen, das in enger Partnerschaft mit der Politik verlässliche Lösungen erarbeitet. „Einen Neuanfang machen“, wie Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender Vonovia es in der heutigen Pressekonferenz formulierte.
Mit dem „Zukunfts- und Sozialpakt Wohnen“ und darin enthaltenden Angeboten wie Begrenzung der Mietsteigerungen bis 2026, Forcierung des Neubaus in Berlin, Förderung von Wohnraum für junge Familien im Neubau und Prävention von Obdachlosigkeit und einem Beitrag zum Ausbau des kommunalen Wohnungsbestandes wollen sie darum die Unterstützung des Berliner Senats und der Berliner*innen gewinnen.
Auch soll es bis zum 31.12.2023 keine betriebsbedingten Kündigungen durch den Zusammenschluss geben, sagte Zahn heute nochmals.
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller betonte, wie wichtig es sei, im Bereich Wohnen zu regulieren und zu investieren die Option zu haben, Wohnungen in den städtischen Bestand aufnehmen zu können sowie zu kooperieren und Gespräche auch mit privaten Unternehmen zu führen. Zusätzlich sei es besonders entscheidend, gerade in sozialen Brennpunkten und Großsiedlungen Verantwortung zu übernehmen.
Es gehe darum Bestände dort zu kaufen, wo es sozialen Wohnungsbau gab und die entsprechenden Wohnungen durch die Entwicklung verloren gegangen sind, erklärte Finanzsenator Dr. Matthias Kollatz.
Buch unterstrich, dass es darum gehen müsse, das Vertrauen der Bürger*innen wieder zu erlangen und ihnen die Angst zu nehmen, ihre Miete nicht zahlen zu können. Besonders in Berlin seien die Mieten rasant gewachsen und hätten zu einer Überforderung vieler Menschen geführt. Man könne nicht auf Dauer Mieten entwickeln, die so deutlich oberhalb der Einkommensgrößen liegen. Das funktioniere nicht auf lange Sicht und sei kein nachhaltiges Geschäftsmodell.
Aktuell herrscht erstaunliche Einigkeit zwischen dem Berliner Senat und den Wohnungsunternehmen. Man setzt klar auf Kooperationen mit dem Ziel, dass die Mieter*innen, ihre Mieten auch zahlen können. Welche Konsequenzen dies für das Volksbegehren „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ haben wird, ist noch offen. (aw)