Lastenräder – Last oder zukunftsfähiges Gefährt für Berlin?
In Berlin ist vieles auf zwei oder mehr nicht-motorisierten Rädern unterwegs. Insbesondere die Pandemie hat das Fahrradfahren wieder populär gemacht. Auch immer mehr Lastenräder sind auf den Straßen und im Stadtbild zu sehen. Private finden sich neben gewerblichen Nutzern wieder. Gerade letztere haben das Lastenrad und seine Möglichkeiten für sich entdeckt – für die sogenannte letzte Meile. Diese Entwicklung möchte nun die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz mit einem gewerblichen Lastenförderprogramm unterstützen.
Das Gewerbe kommt ins Rollen
Berliner Unternehmen, Selbstständige und Vereine können bis zur Sommerpause 2021 eine Förderung für ein Lastenrad beantragen. Es werden Lastenräder ohne Elektromotor mit 1.000 Euro, Lastenräder mit Elektromotor mit 2.000 Euro und Fahrradanhänger mit 500 Euro gefördert. Für eine Bewilligung muss jedoch ein gewerblicher, freiberuflicher oder gemeinnütziger Grund vorliegen, sodass Rad oder Anhänger mit Geld bezuschusst werden. Das Förderprogramm wird unter anderem von der Investitionsbank Berlin (IBB) unterstützt und abgewickelt.
Warum nicht auch Förderung der privaten Nutzer?
Das aktuelle Förderprogramm schließt private Nutzer aus, da diese nach Ansicht der Senatsverwaltung zum jetzigen Zeitpunkt nicht förderfähig sind. Das steht im Gegensatz zur Förderung im Jahr 2018, wo sich sowohl private als auch gewerbliche Nutzer um eine Förderung aus einem Topf von 200.000 Euro bewerben konnten. In dem Zeitraum wurden 231 Anträge positiv beschieden. Durch die große Nachfrage wurde der Fördertopf auf 500.000 Euro in 2019 erhöht. Im aktuellen Jahr wurde die gesamte Fördersumme nochmals auf 600.000 Euro erhöht. Damit bietet sich ein großes Potenzial für Berlin ansässige Unternehmen ein Lastenrad oder Anhänger gefördert zu bekommen.
Das Rad bringt seine Lasten mit sich
So groß die Chance ist, den Verkehr in der Stadt durch Lastenräder klimaneutraler zu gestalten, so groß ist für manche auch das Ärgernis über die sperrigen Räder. Die Umwandlung eines Teils des gewerblichen Verkehrs von motorisierten Transportern hin zu elektrifizierten Lastenrädern bietet ein große Chance, auch für die Stadt – weniger Lärm, Emissionen und mehr Stadtverträglichkeit. Doch sind sie abgesehen von der Klimaneutralität wirklich stadtverträglicher? Lastenräder sind groß und sperrig, vor allem auf Fahrradwegen. Wenn man Pech hat, kommt man als Fahrradfahrer kaum oder gar nicht vorbei. Abhilfe können da nur breitere Wege schaffen. Bei einigen Pop-up Radwegen ist dies bereits der Fall. Um es nun wirklich stadtverträglicher betiteln zu können, muss auch die innerstädtische Infrastruktur fahrradfreundlicher werden – breitere Fahrradwege, mehr Sicherheit auf den Straßen, bessere Lenkung des Fahrradverkehrs insgesamt. Nur so können die noch zusätzlich teilnehmenden gewerblichen Lastenräder-Nutzer ein integrativer Teil der Drahtesel-Community werden. (kk)