
Kurs halten im politischen Herbst
Franziska Giffey beim bwg-Frühstück über Doppelhaushalt und internationale Perspektiven
Mit weitem Blick über das herbstliche Berlin traf sich die Hauptstadtwirtschaft in der Sky Bar des Gasometers zum politischen Frühstück der Berliner Wirtschaftsgespräche (bwg). Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, nutzte die Gelegenheit, um über den Doppelhaushalt und die Perspektiven für die Berliner Wirtschaft zu sprechen. Moderiert wurde die Diskussion von Kristina Jahn. Gastgeberin des Abends war Karin Teichmann, Vorstand der EUREF AG, die die Gäste mit Panoramablick auf die Skyline willkommen hieß.
Doppelhaushalt als Chance
Im Zentrum von Giffeys Rede stand der neue Berliner Doppelhaushalt. „Mit 44 Milliarden Euro jährlich haben wir einen Rahmen, der nicht Sparpolitik signalisiert, sondern gezielte Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Wirtschaft ermöglicht“, betonte sie. Gleichzeitig machte sie klar, dass sich Berlin nicht aus globalen Krisen herauslösen könne: „Wir sind Teil eines internationalen Kontextes. Ob Ukraine, USA oder Asien – auf Berlin wird geschaut.“
Frisch aus Japan zurück, wo sie mit einer Delegation von rund 30 Berliner Unternehmen die Expo 2025 in Osaka besuchte, unterstrich Giffey die Bedeutung globaler Partnerschaften: „Wenn wir wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen wir international präsent sein und unsere Märkte diversifizieren. Die USA allein reichen nicht.“
Kritik an Fachkräftemangel und Verwaltung
Trotz positiver Wachstumszahlen – Berlin legte 2025 bislang rund 1,5 Prozent über Bundesdurchschnitt zu – sprach Giffey offen über strukturelle Probleme. Besonders beim Fachkräftemangel werde die Lage kritisch: „Auf der einen Seite suchen Unternehmen händeringend Personal, auf der anderen Seite haben wir über 220.000 Menschen ohne Arbeit. Dieses Missverhältnis gefährdet den sozialen Zusammenhalt.“
Auch in der Verwaltung gebe es Nachholbedarf. Zwar seien mittlerweile über 300 digitale Dienstleistungen für die Wirtschaft verfügbar, doch der Anspruch sei klar: „Wir müssen schneller, verlässlicher und unternehmensfreundlicher werden.“
Optimismus durch Innovation
Die Senatorin verwies zugleich auf die Innovationskraft der Stadt – von Startups über Wissenschaft bis hin zum Handwerk. „Wir haben in Berlin eine Wirtschaftsstruktur, die vielfältiger ist als in klassischen Industrieregionen. Das macht uns krisenfester.“
Ein Beispiel für diese Dynamik ist FIV.Energy, ein Technologieunternehmen, das digitale Gebäudeautomatisierung mit Energieeffizienz verbindet und als „Game-Changer“ in der Branche gilt. Andreas und Luca Pirschel von FIV.Energy haben mit Senatorin Giffey über die nächsten Schritte der Energiewende und die Rolle smarter Technologien im Gebäudebestand sich ausgetauscht. Damit knüpft FIV.Energy unmittelbar an Giffeys Schwerpunkt auf Digitalisierung, Innovation und Energieeffizienz an – Themen, die sie in ihrer Rede als entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Berlin bezeichnete.
Wolfgang Engels, Vorsitzender des Wirtschaftskreises Hohenschönhausen-Lichtenberg (WKHL) begrüßte die Senatorin nach ihrer Japanreise und hob die Bedeutung regionaler Netzwerke hervor: „Wirtschaftskraft entsteht vor Ort, im Zusammenspiel von Unternehmen, Politik und Zivilgesellschaft.“
Neben Manuela Königsfeld (Picaflor Immobilien), Benjamin Schmidt (GOLDBECK) und bwg-Vorstand Mirco Dragowski diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Chancen und Risiken der kommenden Jahre. Giffey plädierte für eine Balance aus Ehrlichkeit und Zuversicht: „Politik beginnt mit dem Betrachten der Wirklichkeit. Aber wir müssen auch zeigen, was gelingt. Berlin hat allen Grund, selbstbewusst nach vorn zu schauen.“
Mit dem Weitblick über Berlin aus der Sky Bar wurde deutlich, dass die Hauptstadt trotz aller Herausforderungen auf internationale Offenheit, innovative Wirtschaft und gemeinsame Verantwortung setzt – ein Auftakt in den politischen Herbst, der Zuversicht vermittelt und Wirtschaft stärkt. (eg)
