
Können KI und Robotik die Wohnungskrise in Deutschland lösen?
Im Jahr drei der Immobilienkrise, geprägt von hohen Zinsen, Fachkräftemangel und regulatorischer Komplexität, zeigte die EXPO REAL 2025 in München ein ungewohnt dynamisches Bild. Zwischen Finanzierungsdruck und ESG-Verpflichtungen rückte ein Thema in den Mittelpunkt: Innovation. Selten zuvor war auf der Leitmesse so viel von Automatisierung, Robotik und Künstlicher Intelligenz im Bauwesen die Rede – und selten stand ein junges Unternehmen so stark im Fokus wie All3 Construction Germany.
Das Technologieunternehmen, das im Sommer 2025 von Berlin aus in den deutschen Markt eingetreten ist, kombiniert künstliche Intelligenz, robotergestützte Fertigung und autonome Montage zu einer vollständig integrierten Bautechnologie – derzeit optimiert für Holzbau. All3 besitzt die technologische Grundlage, jeden genehmigten Entwurf individuell, architektonisch frei und zugleich industriell präzise umzusetzen. Alle Schritte – von der Planung über die Produktion bis zur Montage – sind vertikal integriert und datenbasiert vernetzt.
Der Prozess von All3 beginnt mit einem KI-basierten Planungssystem, das innerhalb von Sekunden mehrere Entwurfsvarianten generiert und vergleicht – wobei jede Variante hinsichtlich Kosten, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bewertet wird. Die Plattform kann auch bereits genehmigte Pläne für den Holzbau anpassen, wodurch zusätzlicher Wohnraum geschaffen und gleichzeitig die Realisierbarkeit beschleunigt wird.
In der Fertigung sorgen automatisierte Robotersysteme für die präzise Herstellung der Holzelemente. Jeder Arbeitsschritt ist digital gesteuert und auf höchste Maßgenauigkeit ausgelegt – ein industrieller Prozess, der Ressourcen schont, Fehler minimiert und Bauzeiten deutlich verkürzt. Berlin war dafür der logische Standort: Hier wurde All3 im Juli von Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey persönlich als Innovationsführer willkommen geheißen – ein Beispiel für den Aufbruch in eine klimafreundliche und digitalisierte Baukultur.
Nur vier Monate nach dem Eintritt in den deutschen Markt hat die All3 Construction Germany GmbH den Zuschlag für ein erstes Projekt erhalten. Das von der BHN Karlshorst Living GmbH in Auftrag gegebene Vorhaben schafft rund 3.000 Quadratmeter neuen Wohnraum in Berlin-Lichtenberg. Begleitet wird das Bauvorhaben vom Büro TCHOBAN VOSS Architekten und, unterstützt durch die KI-gestützte Planung von All3, mit der integrierten Technologie des Unternehmens realisiert.
Die robotergestützte Vorfertigung und die Plug-and-Play-Montage vor Ort ermöglichen eine um 50 Prozent schnellere Bauzeit, Kosteneinsparungen von bis zu 30 Prozent sowie eine Reduktion der CO₂-Emissionen um rund 25 Prozent gegenüber konventionellen Bauweisen. „Wir können schneller, günstiger und nachhaltiger bauen als mit jeder traditionellen Methode. Unsere Technologie vereint architektonische Freiheit mit industrieller Präzision“, sagt Wulf von Borzyskowski, Geschäftsführer von All3 Construction Germany. „Dass wir nur wenige Wochen nach unserem Eintritt in den deutschen Markt unseren ersten Auftrag erhalten haben, zeigt, wie groß die Nachfrage nach einem neuen Baumodell ist. Dies ist nicht nur ein weiteres Wohnbauprojekt, es ist der Beweis dafür, dass der Markt bereit für Veränderungen ist.“
Im Gegensatz zu traditionellen Bauunternehmen nutzt All3 skalierbare, KI-gesteuerte Produktionsketten, um auch bereits genehmigte Projekte in Holz-Hybridbauweise zu errichten. Mit Initiativen wie „Berlin baut mit Holz“, der Bundesinitiative Holzbau und dem Münchner Nawaro-Bonus, die zunehmend an Bedeutung gewinnen, wird nachhaltiges Bauen sowohl zu einer politischen als auch zu einer wirtschaftlichen Priorität. In diesem Umfeld positioniert sich All3 als technologischer Vorreiter einer neuen Baukultur, die Schnelligkeit, Kosteneffizienz und Klimaverantwortung vereint. (eg)