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Karstadt: Doch noch kein Ende
Berlin bleibt Karstadt treu. | Foto: Dirk Ingo Franke, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Karstadt: Doch noch kein Ende

04. August 2020

Die Karstadt-Mitarbeiter können aufatmen. Anstelle der geplanten sechs Kaufhäuser werden in der Hauptstadt nur zwei geschlossen. Der Senat erarbeitete in langen Verhandlungen mit der Signa-Gruppe, die Rettung der Filialen trotz Wirtschaftskrise.

800 Arbeitsplätze gesichert

Sie gehören zum Bild jeder deutschen Stadt: Kaufhäuser. Doch in den letzten Jahren kamen immer wieder Meldungen über ihre missliche Lage. Grund: das Image sei veraltet, die Jugend gehe lieber in amerikanisierte Shopping Malls. Nichtsdestotrotz gibt es in Deutschland immer noch eine breite Masse, die an Karstadt und Co. hängt – insbesondere, weil die großen Geschäfte viele Arbeitsstellen mit sich bringen.

Daher bemühte sich der Senat, möglichst viele Filialen der Galeria Karstadt GmbH vor der Schließung zu bewahren. So gab das Abgeordnetenhaus Berlins gestern bekannt, dass die Karstadt Filialen Ringcenter, Müllerstraße, Tempelhofer Damm und Wilmersdorfer Straße gerettet wurden und damit 800 Arbeitsplätze bei einem Frauenanteil von 70 Prozent. Der Senat konnte mit der Signa-Gruppe – Eigentümer der Galerie Karstadt GmbH – Mietverlängerungen zwischen drei und zehn Jahren verhandeln. „In intensiven Gesprächen mit Signa und Galeria Karstadt Kaufhof, bei denen beide Seiten nach Möglichkeiten zum Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen und einem Zukunftskonzept für die Warenhauskette am Standort Berlin gesucht haben, ist es uns gelungen, viele Arbeitsplätze in den Berliner Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof zu erhalten und die Entwicklung der Standorte trotz der Krise mit einer guten Perspektive zu versehen.“, erklärte der Regierende Bürgermeister Michael Müller.

Zudem investiert der Senat 45 Millionen in die Standorterhaltung, also in Modernisierung und Stabilisierung. „Die Vermieter der betreffenden Häuser haben ebenfalls umfangreiche Zugeständnisse angekündigt. Damit gehen wir einen Weg, der die durch Corona verstärke kritische Situation im Einzelhandel für die Warenhäuser des Konzerns berücksichtigt, den Beschäftigten eine Zukunft gibt und die städtischen Einkaufszentren erhalten und beleben wird“, so Müller. So sichere man die Vielfalt des Warenangebots in der Hauptstadt. Für Berlin und für viele Beschäftigte bei Galeria Karstadt Kaufhof sei das nach den bisher geplanten Schließungen und dem damit verbundenen Stellenabbau sowie den negativen Auswirkungen auf die Versorgung und die Einkaufsqualität in den betroffenen Stadtbereichen ein großer Erfolg, betonte der Regierende.

Nur die Filiale im Lindencenter sowie Karstadt in den Gropius-Passagen werden geschlossen. Das geplante Kaufhaus in Tegel wird nicht eröffnet.

Der Deal funktioniert auch für die Signa-Gruppe

Als Gegenleistung erwartet die Signa-Gruppe eine enge Kooperationsbereitschaft von Seiten des Senats bezüglich einiger Projekte, die die Immobiliengruppe in Berlin plant. So erstellt der Senat nun ein Bebauungsplan für das Projekt am Hermannplatz (ein Hochhaus wird für 450 Millionen Euro im zwanziger Jahre Stil wiederbelebt), welches bisher abgelehnt wurde. Zudem bekam Signa die Genehmigung für zwei weitere Projekte am Kurfürstendamm und am Alexanderplatz.

Auch seitens der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH zeigt man sich zufrieden: „Ich danke dem Berliner Senat, insbesondere dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller, Senatorin Ramona Pop und Senator Klaus Lederer für die engagierten und erfolgreichen Gespräche.“ Arndt Geiwitz, Generalbevollmächtigter der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH. „Gemeinsam haben wir eine gute Lösung gefunden. Unser gemeinsames Commitment ist eine zukunftsweisende Entscheidung für Berlin und seinen innerstädtischen Einzelhandel – insbesondere vor dem Hintergrund der Corona-Krise. Jetzt ist es für uns wichtig, dass auch die beiden Vermieter zu Ihren Zusagen stehen.“, so Geiwitz weiter. (aak)